Die Leute schauen genau hin, was ich EINKAUFE
Können Sie denn noch in Ruhe einkaufen? Das mit der Ruhe ist so eine Sache – gerade einer Ernährungsministerin schaut man gerne in den Einkaufskorb und ich wurde tatsächlich schon von anderen Einkaufskunden gefragt, welches der vielen Müslis ich denn empfehlen würde, was die Angaben auf den Verpackungen bedeuten oder worum ich mich mal kümmern müsste (lacht). Im Ernst: Wenn sich ein Politiker beschwert, dass er angesprochen wird, hat er den Beruf verfehlt. Ich habe gerne mit Leuten zu tun, komme gerne ungeplant in Gespräche auf der Straße. Ich mag das, das fühlt sich sehr echt an. Und aus den Gesprächen nehme ich auch viel mit für meine Arbeit – der Austausch erdet.
Welche Sünde findet sich in Ihrem Einkaufswagen? Gummibärchen! Denen bin ich leider verfallen. Auf das Maß kommt es an. Kürzlich war ich mit meinem Team bis spätnachts auf Terminen unterwegs – alle hatten Hunger. Da musste es dann ein bekanntes Schnellrestaurant sein. Wir haben alle gebangt, dass nicht irgendjemand sein Handy zückt. Als Alibi gab es immerhin noch Apfelscheiben.
Kommen Sie überhaupt noch dazu, selbst zu kochen? Am Wochenende, leider auch nicht immer. Aber gemeinsam in der Küche zu stehen, zu erzählen, zu werkeln, ein Glas Wein zu trinken – das ist ein schönes Ritual, ein Zuhause-Gefühl.
Was ist Ihr Paradegericht? Suppen gehen immer. Oder von meiner Oma gibt es noch ein Rezept für Schales, einige sagen auch Döppekuchen. Ein regionales Gericht. Grob geriebene Kartoffeln werden mit Speck, Muskatnuss, Salz und Pfeffer angemacht. Das Ganze kommt dann im Bräter in den Backofen, sodass eine schöne Kruste entsteht. Anschließend wird es mit Apfelmus serviert. Klingt nicht spektakulär, schmeckt aber so.
Wonach schmeckt für Sie Heimat? Meine Heimat schmeckt im Herbst nach Federweißem von der Nahe mit Zwiebelkuchen, nach Schaukelbraten, Eintöpfen, Pfannkuchen. Nicht gerade die leichte Küche.
Sie kommen aus einer Winzerfamilie. Helfen Sie bei der Weinernte mit? Leider in diesem Jahr an einem Tag, an dem es durchgeregnet hat.
Ist 2019 ein guter Jahrgang? Ja. Es kommt sicher auf die Rebsorte und die Region an. Die Erntemenge war geringer als im vergangenen Rekordjahr. Aber es werden langlebige Weine, Grauburgunder oder Riesling zum Beispiel werden dieses Jahr richtig gut. Aufgrund der Hitze, die wir mittlerweile in Deutschland haben, werden die Rotweine auch immer stärker.
Für die Landwirtschaft sind Bienen unabdingbar – engagieren Sie sich deshalb so leidenschaftlich für sie und die Bienenschutz-Initiative #Beebetter? Bienen sind systemrelevant. Sie stehen für nichts Geringeres als das Leben. Ohne die Biene oder andere Bestäuber gibt es keine Ernte, damit keine Lebensmittel. Wenn es der Biene schlecht geht, betrifft das unser ganzes Ökosystem. Wenn Menschen oder Maschinen ihre Arbeit übernehmen müssen, dann haben wir versagt, so weit darf es nicht kommen. Deshalb ist es gut, dass Landwirtschaft und Umweltschutz immer stärker Hand in Hand arbeiten, so viel Blühstreifen angelegt werden wie noch nie. Aber auch wir Verbraucher müssen achtsamer sein, Steinvorgärten machen zwar weniger Arbeit, aber ohne Blumen und Blüten ist es trostlos für Bienen und andere Insekten.
Kürzlich war Erntedankfest, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zurückblickend: Wofür sind Sie besonders dankbar? Für wertvolle Begegnungen, Menschen, die mein Leben bereichern. Für einen besonderen Menschen bin ich natürlich besonders dankbar: meinen Mann. Wir haben in diesem Jahr geheiratet, ich empfinde es als persönliches Lebensglück. Nicht selbstverständlich, deshalb sind wir beide dankbar dafür. Ansonsten erfüllen mich auch mein Beruf und der Blick auf unser Land mit Dankbarkeit. Dienstlich war ich in Äthiopien, China, Japan. Die Außenperspektive macht immer wieder bewusst, in welch großartigem Land mit einer engagierten Gesellschaft wir leben. Und wir feiern 30 Jahre Mauerfall. Ich bekomme immer noch Gänsehaut beim Anblick der Bilder.
Sie sprachen gerade von Ihrer Hochzeit. Warum war Ihnen wichtig, noch einmal kirchlich in Guldental zu heiraten? Es war eine schöne, private Feier. In der Kirche in Guldental wurde ich getauft, ging dort zur Kommunion, auf dem Friedhof haben wir meinen Vater vergangenes Jahr beerdigt. Wir wollten zu Hause die Menschen teilhaben lassen, die uns im Leben begleiten.