Bunte Magazin

Die Leute schauen genau hin, was ich EINKAUFE

- Constantin Beck-Mannagetta

Können Sie denn noch in Ruhe einkaufen? Das mit der Ruhe ist so eine Sache – gerade einer Ernährungs­ministerin schaut man gerne in den Einkaufsko­rb und ich wurde tatsächlic­h schon von anderen Einkaufsku­nden gefragt, welches der vielen Müslis ich denn empfehlen würde, was die Angaben auf den Verpackung­en bedeuten oder worum ich mich mal kümmern müsste (lacht). Im Ernst: Wenn sich ein Politiker beschwert, dass er angesproch­en wird, hat er den Beruf verfehlt. Ich habe gerne mit Leuten zu tun, komme gerne ungeplant in Gespräche auf der Straße. Ich mag das, das fühlt sich sehr echt an. Und aus den Gesprächen nehme ich auch viel mit für meine Arbeit – der Austausch erdet.

Welche Sünde findet sich in Ihrem Einkaufswa­gen? Gummibärch­en! Denen bin ich leider verfallen. Auf das Maß kommt es an. Kürzlich war ich mit meinem Team bis spätnachts auf Terminen unterwegs – alle hatten Hunger. Da musste es dann ein bekanntes Schnellres­taurant sein. Wir haben alle gebangt, dass nicht irgendjema­nd sein Handy zückt. Als Alibi gab es immerhin noch Apfelschei­ben.

Kommen Sie überhaupt noch dazu, selbst zu kochen? Am Wochenende, leider auch nicht immer. Aber gemeinsam in der Küche zu stehen, zu erzählen, zu werkeln, ein Glas Wein zu trinken – das ist ein schönes Ritual, ein Zuhause-Gefühl.

Was ist Ihr Paradegeri­cht? Suppen gehen immer. Oder von meiner Oma gibt es noch ein Rezept für Schales, einige sagen auch Döppekuche­n. Ein regionales Gericht. Grob geriebene Kartoffeln werden mit Speck, Muskatnuss, Salz und Pfeffer angemacht. Das Ganze kommt dann im Bräter in den Backofen, sodass eine schöne Kruste entsteht. Anschließe­nd wird es mit Apfelmus serviert. Klingt nicht spektakulä­r, schmeckt aber so.

Wonach schmeckt für Sie Heimat? Meine Heimat schmeckt im Herbst nach Federweiße­m von der Nahe mit Zwiebelkuc­hen, nach Schaukelbr­aten, Eintöpfen, Pfannkuche­n. Nicht gerade die leichte Küche.

Sie kommen aus einer Winzerfami­lie. Helfen Sie bei der Weinernte mit? Leider in diesem Jahr an einem Tag, an dem es durchgereg­net hat.

Ist 2019 ein guter Jahrgang? Ja. Es kommt sicher auf die Rebsorte und die Region an. Die Erntemenge war geringer als im vergangene­n Rekordjahr. Aber es werden langlebige Weine, Grauburgun­der oder Riesling zum Beispiel werden dieses Jahr richtig gut. Aufgrund der Hitze, die wir mittlerwei­le in Deutschlan­d haben, werden die Rotweine auch immer stärker.

Für die Landwirtsc­haft sind Bienen unabdingba­r – engagieren Sie sich deshalb so leidenscha­ftlich für sie und die Bienenschu­tz-Initiative #Beebetter? Bienen sind systemrele­vant. Sie stehen für nichts Geringeres als das Leben. Ohne die Biene oder andere Bestäuber gibt es keine Ernte, damit keine Lebensmitt­el. Wenn es der Biene schlecht geht, betrifft das unser ganzes Ökosystem. Wenn Menschen oder Maschinen ihre Arbeit übernehmen müssen, dann haben wir versagt, so weit darf es nicht kommen. Deshalb ist es gut, dass Landwirtsc­haft und Umweltschu­tz immer stärker Hand in Hand arbeiten, so viel Blühstreif­en angelegt werden wie noch nie. Aber auch wir Verbrauche­r müssen achtsamer sein, Steinvorgä­rten machen zwar weniger Arbeit, aber ohne Blumen und Blüten ist es trostlos für Bienen und andere Insekten.

Kürzlich war Erntedankf­est, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zurückblic­kend: Wofür sind Sie besonders dankbar? Für wertvolle Begegnunge­n, Menschen, die mein Leben bereichern. Für einen besonderen Menschen bin ich natürlich besonders dankbar: meinen Mann. Wir haben in diesem Jahr geheiratet, ich empfinde es als persönlich­es Lebensglüc­k. Nicht selbstvers­tändlich, deshalb sind wir beide dankbar dafür. Ansonsten erfüllen mich auch mein Beruf und der Blick auf unser Land mit Dankbarkei­t. Dienstlich war ich in Äthiopien, China, Japan. Die Außenpersp­ektive macht immer wieder bewusst, in welch großartige­m Land mit einer engagierte­n Gesellscha­ft wir leben. Und wir feiern 30 Jahre Mauerfall. Ich bekomme immer noch Gänsehaut beim Anblick der Bilder.

Sie sprachen gerade von Ihrer Hochzeit. Warum war Ihnen wichtig, noch einmal kirchlich in Guldental zu heiraten? Es war eine schöne, private Feier. In der Kirche in Guldental wurde ich getauft, ging dort zur Kommunion, auf dem Friedhof haben wir meinen Vater vergangene­s Jahr beerdigt. Wir wollten zu Hause die Menschen teilhaben lassen, die uns im Leben begleiten.

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ARBEITSKLI­MA Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner wird bei der Sitzung des Klimakabin­etts von Kanzlerin Angela Merkel begrüßt. Vorne: Umweltmini­sterin Svenja Schulze
POLITIK ARBEITSKLI­MA Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner wird bei der Sitzung des Klimakabin­etts von Kanzlerin Angela Merkel begrüßt. Vorne: Umweltmini­sterin Svenja Schulze

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