Sonnenlicht:
DER LAUF DER SONNE taktet unsere innere Uhr. Nicht nur der Wechsel von hell und dunkel ist dabei entscheidend – sondern auch die Art des Lichts!
Um gesund zu bleiben, ist natürliches Licht essenziell. Tipps für den richtigen Biorhythmus
Die Tage sind schon spürbar kürzer, die Nächte länger – und seit vergangenem Wochenende ist wieder Winterzeit. Während wir den Oktober noch als „golden“empfinden, startet ab November die graue Jahreszeit. Tatsächlich fühlen sich etwa 25 Prozent aller Deutschen jetzt antriebsloser als im Sommer und leiden unter einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Herbst-Blues. Schuld daran sind jedoch nicht nur die fehlenden Tageslichtstunden, sondern auch wir selbst. Wir halten uns zu wenig im Freien auf. Laut Umweltbundesamt verbringen die Deutschen 80 bis 90 Prozent ihrer Zeit in geschlossenen Räumen – in der Wohnung, im Büro, Auto oder Restaurant. Sogar zum Sport gehen viele ins Fitnessstudio. „Das Kind muss an die Luft“, wussten unsere Omas schon. Das scheint auch auf Erwachsene zuzutreffen. Ärzte und Chronobiologen schlagen Alarm und weisen darauf hin, wie wichtig ein regelmäßiger Aufenthalt tagsüber unter freiem Himmel für die Gesundheit ist.
Licht und Dunkelheit sind die Taktgeber für unsere Organe
Wir leben gegen unsere INNERE UHR – das kann krank machen
„Um gesund zu bleiben, müssen wir unseren Körper täglich mit natürlichem Licht versorgen“, sagt Dr. Ulrich Bauhofer, Arzt und Autor des Buches „Lichtbaden“. „Es steuert den Tag-und-Nacht-Rhythmus und ist Taktgeber der inneren Uhr, die unsere Hormone und unser Organsystem koordiniert. Wenn wir nicht genug davon empfangen, verschieben sich die Schlaf- und Wachphasen, und das hat Folgen für unsere Gesundheit. Obwohl es wissenschaftlich längst bekannt ist, wie fein die Körperfunk
tionen aufeinander abgestimmt sind, setzt sich dieses Wissen im Alltag nicht durch. Die meisten von uns leben gegen den Biorhythmus.“
Der Mensch hat sich mit der Sonne entwickelt
Warum ist Tageslicht so elementar für unser Wohlbefinden? Der Mensch lebt seit 300000 Jahren mit und von der Sonne. Als Jäger und Sammler konnte er kaum nachts auf Beutezug gehen, das wäre viel zu gefährlich gewesen, weil in der Dunkelheit Raubtiere lauerten. Der Lauf der Sonne hat bestimmt, wann der Tag begann und endete. Erst seit etwa 150 Jahren ist es uns so richtig möglich, die Nacht zum Tag zu machen. Eine großartige Erfindung, die uns mit Strom und Wärme versorgt und uns Helligkeit per Knopfdruck ermöglicht. Allerdings sind 150 Jahre evolutionär gesehen kurz wie ein Wimpernschlag. Das heißt: Der Körper kann mit dem Fortschritt nicht immer mithalten. Unser Organismus mag es so, wie er es seit Urzeiten kennt – und bevorzugt einen klaren Rhythmus von Tag und Nacht, hell und dunkel: „Eigentlich sollte man leben wie ein mittelalterlicher Bauer. Früh aufstehen, viel draußen sein, bei Dunkelheit ins Bett gehen“, erklärt Prof. Herbert Plischke von der Fakultät für Angewandte Wissenschaften der Hochschule München. Der Mediziner und Elektrotechniker beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Licht auf den menschlichen Organismus. „Wenn das Tageslicht morgens und mittags auf die Rezeptoren unserer Augennetzhaut trifft, sorgt der hohe Blaulichtanteil dafür, dass die Zirbeldrüse die Bildung des Schlafhormons Melatonin im Gehirn unterdrückt. Dafür wird das Gute-Laune-Hormon Serotonin ausgeschüttet, das uns wach und konzentriert werden lässt. Am Abend ist es dann umgekehrt. Das Rotlicht
gegen Tagesende sorgt dafür, dass die Melatoninproduktion in Gang kommt und der Körper sich langsam runterfährt.“
Die richtigen Lichtverhältnisse stabilisieren Körper und Geist
Idealerweise sollten wir unseren Tagesablauf folglich nach dem Stand der Sonne richten. Doch unsere Rund-um-die-UhrGesellschaft sorgt dafür, dass wir annehmen, wir können die Tages- und Jahreszeiten ignorieren. Chronobiologen warnen vor den gesundheitlichen Schäden: Dazu gehören die typischen Zivilisationskrankheiten wie Schlafstörungen, Bluthochdruck, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wissenschaftlich bestätigt ist auch das Gesundheitsrisiko von Schichtarbeitern, die nachts tätig sind. Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs, die mit der Hormonsteuerung zusammenhängen, treten bei diesen Menschen gehäuft auf. „In Dänemark gelten hormonabhängige Tumoren bei Schichtarbeitern sogar als Berufskrankheit“, so Experte Plischke.
Das ideale Licht dagegen soll wie Medizin
auf unseren Organismus wirken. Gesund statt krank, glücklich statt depressiv, konzentriert statt müde machen. Die letzten 100 Jahre ging es bei der Licht
Im Fokus: neue LICHTKONZEPTE