„Wir haben keine klassische BEZIEHUNG“
Wie gefällt ihr Ihre neue Single „An guten Tagen“? Sie mag das Lied nicht. Ich mache da keinen Hehl draus, dass ich endlich mal eine schnelle und positive Nummer fürs Radio produzieren wollte. Und eben nicht wie sonst deutlich nachdenkli‑ chere und ruhigere Lieder wie „Alles brennt“, „Kreise“oder „Hundert Leben“. Ich wollte einen Song machen, der es in jedes Dorfzelt schafft. Ich habe mir gewünscht, dass die Leute bei mir in meiner Heimat auf dem Schützenfest am Niederrhein dazu Foxtrott tanzen. Meine Mutter sagte auch immer: „Mach doch mal was Flottes, Jung!“
Es wirkt etwas verstörend, dass Sie mit Ina zusammen ein Trennungslied singen. Was soll uns das sagen? Es ist kein autobiografischer Song, wir sind nicht getrennt. Wir sind nur die Interpreten. Wie alle anderen Lieder habe ich Ina auch dieses vorgespielt – und sie sang die schönste zweite Stimme dazu. Mir war sofort klar: Das muss man als Duett machen.
Sie wollten ja beide eigentlich niemals einen Song gemeinsam aufnehmen … Ja, das stimmt. Aber in dem Moment dachten wir: „Was interessiert uns unser Geschwätz von gestern?“Das ist ein ungewöhnlicher Song und die Aufnahme im Studio war einfach ein magischer Moment. Um es noch mal ganz klar zu sagen: Bei uns ist alles in Ordnung. Ich glaube, uns beide hat es sogar erleich‑ tert, dass wir ein Duett über Trennung singen und nicht über die große Liebe. Das wäre uns zu kitschig gewesen.
Sie sind seit zehn Jahren ein Paar, sehen sich aber wochenlang nicht. Für uns ist das nicht schwer. Wenn wir dann mal wieder zwei, drei Tage zusammen verbringen, reicht das zum Aufladen unserer Akkus.
Haben Sie nach wie vor getrennte Wohnungen? Ja, wir haben keinen Grund für eine gemeinsame Wohnung. Wir haben eben keine klassische Beziehung. Wir sind ja auch nicht verheira‑ tet – das muss für uns einfach aktuell nicht stattfinden.
Wie schwer ist es, sich nach einer längeren Zeit wieder anzunähern? Das ist natürlich immer wieder eine Aufgabe. Wenn man sich nach zwei, drei Wochen wieder trifft, muss man sich erst wieder kennenlernen. Das geht mir aber mit vielen Men‑ schen so, die ich länger nicht gesehen habe. Man muss sich eben erst abtasten und braucht eine Aufwärm‑ phase, um wieder auf ein gemeinsames Level zu kommen. Der Alltag würde uns das Genick brechen, wir brauchen beide unseren Freiraum. Das Gute ist, dass Ina und ich denselben Job aus‑ üben und durch die‑ selbe Leidenschaft und Liebe für die Musik auch Ver‑ ständnis für den an‑ deren aufbringen.