Götz Schubert: Verliebt wie am ersten Tag
Offen wie nie spricht das Schauspielerpaar über 25 Jahre Ehe, heiße SalsaKurse und die große Angst vorm Tod
Einfach herrlich, wie er ihr beim Fotoshooting im „KPM Hotel“in Berlin immer wieder kleine Scherze ins Ohr flüstert und sie sich lachend in seine Arme fallen lässt. BAMBI-Preisträger und TV-Star Götz Schubert, 56 („Wolfsland“), und seine Frau Simone Witte, Schauspielerin am Atze Musiktheater, kennen sich seit 35 Jahren. Gerade haben sie silberne Hochzeit gefeiert und strahlen doch diese kribbelnde Intimität aus, die man nur von Frischverliebten kennt. Im Gespräch mit BUNTE erforschen sie das Geheimnis ihres Glücks.
Wer hat damals eigentlich wen angesprochen? Simone: Ich glaube, ich dich. Wir waren beide auf der ErnstBusch-Schule im Osten Berlins. Und ich war ein Jahr über Götz. Götz: Du warst eine der Tollsten in deinem Jahrgang. Ich hätte nie gewagt, dich anzusprechen. Es ging los in unserer Schauspielkneipe, dann ins Kino und danach tanzen. Da musstest du mich auch wieder auffordern. Simone: Sicher? Auf jeden Fall waren wir unheimlich brav und sind allein nach Hause gegangen. Aber Götz ist schnell in meine Ein-Zimmer-Wohnung gezogen. Ofenheizung, kein warmes Wasser und Geld nur am Anfang des Monats. Ab dem 15. gab es Stullen mit Senf. Eine herrliche Zeit. Ganz ohne Ansprüche.
Aber mit der Hochzeit haben Sie dann zehn Jahre gewartet. Götz: Unsere Heirat war eine absolut pragmatische Entscheidung. Simone war damals mit Lotte schwanger und durch die Öffnung der Grenze gab es jede Menge Neuerungen, was Theaterverträge, Versicherungen und Steuern anging. Wenn ich ehrlich bin, blicke ich da bis heute nicht durch. Simone: Unsere Eltern haben wir so auch beruhigt.
War zumindest der Antrag romantisch? Nein, sehr unromantisch! Aber das Papier hat auch nichts verändert. Es war eine kleine Feier und ich trug Schwarz. Götz: Ich mag es gern klein und gemütlich. Das hat nichts mit klein denken zu tun, sondern mit Intimität. Wenn ich mit jemandem zusammen sein will, geht das auf engstem Raum.
Wir haben uns gerade ein Dachzelt fürs Auto gekauft und sind durch Finnland gefahren. Du lebst draußen, schläfst auf 1,30 m mal 2,10 m. Simone: Ich war erst skeptisch, aber es hat wunderbar geklappt. Genau wie der spontane Hausverkauf letztes Jahr. Die Kinder sind erwachsen. Götz ist viel unterwegs und ich sehe mich noch griesgrämig in einem Affenzahn den Rasen mähen. Dieser große Garten – ein Horror! Und dann saßen wir in Kühlungsborn am Wasser und haben uns im selben Atemzug gegenseitig gefragt, ob wir das Haus nicht verkaufen wollen. Götz: Wir sind so glücklich in unserer neuen Altbauwohnung in Potsdam. Sie ist zum Treffpunkt für die ganze Familie geworden.
Sind Sie denn nie unterschiedlicher Meinung?
Wir sind nicht 35 Jahre mit Herzchen durch die Gegend gelaufen. Aber man muss am anderen interessiert bleiben und sich nicht gehen lassen, nur weil man sich so gut kennt. Wir haben mit den Jahren gelernt, uns schneller zu versöhnen. Teller haben wir nie an die Wand geschmissen, aber früher war einer oft tagelang beleidigt. Simone: Das hat mit Respekt zu tun. Wenn wir streiten, überschreiten wir nie die Linie, an der wir uns verletzen. Ich könnte nicht mit jemandem zusammen sein, der mich böse verletzt hat.
Meinen Sie fremdgehen? Fremdgehen gehört dazu, ja. Aber es geht vor allem um Momente, in denen eine Beziehung in Schieflage gerät. Dein Mann dreht ununterbrochen und du bist zu Hause und hast beruflich wenig zu tun. Da fängst du an, über dich und dein Leben nachzugrübeln. Hinterfragst vieles. Aber Götz hat mich immer durch schwere Zeiten getragen und ermutigt. Und ich weiß auch, dass er meine Arbeit am Kindertheater genauso schätzt wie seine Fernsehrollen. Letztendlich war es mein Wunsch, zu Hause bei den Kindern zu bleiben. Es hätte mir das Herz gebrochen, sie zu früh abzugeben. Götz: Am besten, man hinterfragt und zerredet sein Glück nicht, sonst geht noch alles kaputt, nur weil man ein Rezept sucht.
Hatten Sie denn nie eine Krise?
Als mein Vater vor sechs Jahren starb, war das ein traumatischer Einschlag. Auf den Tod der Eltern kann man sich nicht vorbereiten. Er hatte die Diagnose inoperabler Krebs bekommen und machte eine fürchterliche Rundreise durch die Krankenhäuser. Drei sinnlose OPs. Erst am Ende begegneten wir dem palliativen Gedanken. Heute bin ich Botschafter der deutschen Palliativ und HospizStiftung.
Hat der Tod Ihr Leben verändert? Simone: Du bist der Nächste – dieser Gedanke hat uns schon extrem beschäftigt. Du denkst über deine Vergänglichkeit nach. Fragst dich, ob du dein Leben auch voll ausgeschöpft hast. Götz: Ich habe mir keine TodoListe gemacht, aber im Kopf resümiert: Muss ich noch mal beweisen, dass ich ein toller Hecht bin? Mitnehmen kann man eh nichts. Der Tod relativiert viel. Das Schlimmste sind die Albträume.
Träumen Sie vom Sterben?
Das sind richtige EdgarAllanPoeSzenen. Ich stecke irgendwo drin und keiner versteht mich. Es wird besser, aber ich habe immer noch eine panische Angst vorm Sterben.
Älterwerden ist insgesamt nicht einfach? Im Augenblick macht mir Älterwerden Spaß, weil so viel passiert. Auch zwischen uns. Mit einer sinnlichen, erotischen Anziehung. Wenn es ein Geheimnis unserer Beziehung gibt, dann dass sich die äußeren und inneren Umstände immer wieder geändert haben. Dazu bedarf es keiner Weltreise. Manchmal reicht es, vom Haus in eine Wohnung zu ziehen. Du entdeckst an dir andere Seiten und kannst dich in den anderen neu verlieben. Wie bei unserem Tanzkurs. Simone: Ein SalsaKurs. Tanzen verrät viel über die Beziehung. Götz: Das Schlimmste waren die Partnerwechsel. Simone hatte Glück, weil sie den Tanzlehrer bekam. Ich musste mit einer Dame tanzen, die sich vor mich hinstellte und erwartete, dass ich den Job alleine mache.
ICH KÖNNTE NICHT MIT JEMANDEM ZUSAMMEN SEIN, DER MICH BÖSE VERLETZT HAT Am besten, man zerredet sein Glück nicht, sonst geht noch ALLES KAPUTT MIR MACHT DAS ÄLTERWERDEN SPASS, WEIL SO VIEL PASSIERT