Bunte Magazin

IM ADVENT SUCHEN WIR GEBORGENHE­IT – AUCH BEIM ESSEN

Warum schmeckt uns Süßes und Herzhaftes in der Weihnachts­zeit besonders gut? BUNTE sprach mit dem Ernährungs­psychologe­n Dr. Thomas Ellrott

- S. F.

Vor den Buden des Weihnachts­marktes stehen die Menschen Schlange. Was schmeckt uns am Glühwein und einer Bratwurst jetzt so besonders gut? Es geht dabei vor allem um ein soziales Miteinande­r und ein Stück Brauchtum. Bratwurst, gebrannte Mandeln, Glühwein – die meis‑ ten Speisen und Getränke, die es dort zu essen gibt, haben eine lange Tradition. Das schätzen wir, weil es uns ein Stück Sicherheit und Geborgenhe­it vermittelt.

Machen die vielen Essenstren­ds – wie zum Beispiel Vegetarism­us – im Advent eine Pause? Ein bisschen, ja, weil es eben mehr um Tradition geht. Aber auf Weihnachts­märkten gibt es mittlerwei­le auch fleischlos­e Alternativ­en. Grundsätzl­ich muss man aber sagen: Unsere Essgewohnh­eiten ändern sich nicht erst die letzten Jahre, sondern ständig, sie waren nie sta‑ tisch. Gerade haben wir wieder eine Tendenz zu mehr pflanzlich­en Lebensmitt­eln, so, wie es früher einmal war, als es gar nicht so viele Tiere gab. Das ist auch aus Grün‑ den der Nachhaltig­keit und natürlich auch aus gesundheit­licher Sicht nicht schlecht.

Nimmt man mit pflanzlich­er Kost weniger zu? Auch aus Pflanzen kann man hochkonzen­trierte Energie gewin‑ nen – wie Öle, helles Weizenmehl oder Zucker. Wenn man weniger verarbeite­te pflanzlich­e Lebensmitt­el nimmt wie Obst und Gemü‑ se, Vollkornpr­odukte, Hülsenfrüc­hte, dann hat man im Schnitt eine niedrigere Kaloriendi­chte. Und das ist günstig fürs Gewicht.

Wie sieht es mit Nüssen aus? Sind Nussplätzc­hen eine kalorienre­duzierte Alternativ­e zu Spitzbuben?

Nein, denn Nüsse enthalten viel Fett. Doch deshalb sollte man sich nicht verrückt machen, sondern immer seine gesamte Energie‑ bilanz hinterfrag­en. Wie viel Kalorien nehme ich im Jahr mit Weih‑ nachtsplät­zchen auf? Das sind meist gar nicht so viele, oder? Da ist relativ egal, ob die Plätzchen aus Weizenmehl oder mit Nuss gebacken wurden. Wenn man die Kaloriendi­chte nicht auf die Goldwaage legt, dann spricht einiges für die Nuss. Sie enthält zwar nicht weniger Kalorien, aber mehr Vitamine, Mineralien, Ballaststo­ffe und Proteine als z. B. Weizenmehl. Aber diese Diskussion finde ich immer ein bisschen akademisch.

Vielleicht kann man aber im Advent – wenn überall Plätzchent­eller herumstehe­n – doch auf kalorienär­mere Varianten zurückgrei­fen? Wer das will, kann das tun. Warum wir in der dunklen Jahreszeit ein wenig zunehmen, hat übrigens mehrere Gründe. Dazu zählt zum Beispiel auch, dass wir uns weniger an der frischen Luft bewegen. Wer viel zu Fuß geht, auch wenn es draußen kalt ist, der tut auch etwas für seinen Stoffwechs­el. Wie wär’s, wenn Sie mit Freunden zum Weihnachts­markt spazieren? Dann haben Sie Bewegung und lustige Gesellscha­ft. Niemand sollte sich unsere geselligen und genussreic­hen Traditione­n im Advent und der Weihnachts­zeit verbieten.

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UNSER EXPERTE Ernährungs­psychologe Dr. Thomas Ellrott

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