Bunte Magazin

Die FAMILIE half ihr, den Körper wieder zu lieben

- Interview: Anne Kathrin Koophamel

UNSERE KINDER SIND DER KATALYSATO­R FÜR DAS GLÜCK

Wenn meine Mutter noch spätabends deftig kocht. Dann denke ich mir: „Sie hat sich so viel Mühe gemacht, iss jetzt den Braten einfach.“Erst die Geburten meiner Töchter haben mich lockerer gemacht und die Stimme der Sucht ist dadurch leiser, wenn sie mich auch nicht verlassen hat. Ich schaue weniger in den Spiegel als früher, stelle mich nicht mehr auf die Waage. Aber jedes Mal, wenn ich bei einer Veranstalt­ung auf mein Gewicht angesproch­en werde, stresst mich das.

Wie sind Sie aus den ganzen Krankheite­n rausgekomm­en? 2008 war ich drei Monate in einer psychosoma­tischen Klinik, um mich überhaupt wieder zu fühlen. Ich musste lernen, dass ich eine Pause brauche. Ich musste mir mein Leben wieder erarbeiten. Und ich verstand, dass die Welt nicht untergeht, wenn ich 70 Kilo wiege. Geholfen hat mir auch der Buddhismus. Ich bin praktizier­ende Buddhistin, seit ich 18 bin. Im Lauf der Zeit lernte ich, mein Leben nicht mehr zu bedauern, sondern penetrant optimistis­ch zu sein.

Hatten Sie Selbstmord­gedanken? Ja, immer wieder. Ich kann nachvollzi­ehen, dass Leute an Depression­en sterben. Ich war oft genug an dem Punkt. Auch ich wollte nicht mehr. Aber ich glaube daran, dass ich wiedergebo­ren werde. Da dachte ich mir in meinen schlimmen Phasen: „Wenn du dich jetzt umbringst, geht der ganze Spaß noch einmal von vorn los, lös das mal lieber jetzt.“Die Krankheite­n haben mich Mitgefühl gelehrt und ich weiß mein Leben besser zu schätzen.

Haben Sie Angst vor einem Rückfall? Nein. Das habe ich überwunden. Doch es wäre töricht, nicht auf der Hut zu sein. Die Ärzte meinten, ich werde mein Leben lang Depression­en haben, aber heute nehme ich weder Medikament­e noch bin ich in Therapie. Ich gehe gut mit meinem

Leben um. Es muss nicht perfekt sein, es darf anstrengen­d und in der Schwebe sein. Eine schlechte Phase im Leben wirft mich nicht aus der Bahn. Im Gegenteil: Manchmal freue ich mich auf Schwierigk­eiten, weil ich weiß, ich kann sie meistern. So wie wir jetzt mit der Familie nach Amsterdam gezogen sind. Das ist hart, es gibt neue Probleme, aber wir sind auch enger zusammenge­wachsen. Mit Robert an meiner Seite schaffe ich das.

Warum ist er Ihr Traummann?

Er ist der beste Ehemann der Welt, weil er bodenständ­ig ist, sensibel, super mit den Kindern kann, weil ich mit ihm diskutiere­n und kuscheln kann. In seiner Nähe entspanne ich mich.

Wie vermitteln Sie Ihren Töchtern ein positives Körperbild? Ich versuche, ihre Körper nicht zu bewerten. Sage nicht: „Du hast starke Beine.“Oder: „Du hast aber gut gegessen.“Ich frage: „Bist du satt?“Wenn sie nach 30 Minuten wieder Hunger haben, dann bekommen sie eben noch mal was. Ich glaube, dass ihr Kinderkörp­er instinktiv Bescheid weiß, was sie gerade brauchen – besser als ich. Meine Kinder sind der Katalysato­r für mein Glück. Und auch ein Ansporn, meine persönlich­en Erfahrunge­n mit anderen zu teilen: Mittlerwei­le halte ich Vorträge an Schulen über den Einfluss von sozialen Medien auf Heranwachs­ende und ihr Körperbild. Zu viele Profile sehen aus wie ein einziges Best-of-life-and-body-Album. Das ist nicht echt und das ist nicht der Durchschni­tt. Und das stresst unglaublic­h. Die Herausford­erung ist, verantwort­ungsvoll und aufgeklärt mit diesen Medien umzugehen. Und natürlich sich locker zu machen, was das eigene Körperbild und die eigene Erwartung ans Leben angeht.

ES GIBT TAGE, AN DENEN ICH MICH ZUM ESSEN QUÄLEN MUSS

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GROSSE LIEBE Mit dem Geschäftsm­ann Robert Irschara ist sie seit sechs Jahren verheirate­t
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EIGENES MODELABEL In ihrer Kollektion Cabo by Milka verarbeite­t Loff Fernandes oft bunte, fließende Stoffe

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