Die FAMILIE half ihr, den Körper wieder zu lieben
UNSERE KINDER SIND DER KATALYSATOR FÜR DAS GLÜCK
Wenn meine Mutter noch spätabends deftig kocht. Dann denke ich mir: „Sie hat sich so viel Mühe gemacht, iss jetzt den Braten einfach.“Erst die Geburten meiner Töchter haben mich lockerer gemacht und die Stimme der Sucht ist dadurch leiser, wenn sie mich auch nicht verlassen hat. Ich schaue weniger in den Spiegel als früher, stelle mich nicht mehr auf die Waage. Aber jedes Mal, wenn ich bei einer Veranstaltung auf mein Gewicht angesprochen werde, stresst mich das.
Wie sind Sie aus den ganzen Krankheiten rausgekommen? 2008 war ich drei Monate in einer psychosomatischen Klinik, um mich überhaupt wieder zu fühlen. Ich musste lernen, dass ich eine Pause brauche. Ich musste mir mein Leben wieder erarbeiten. Und ich verstand, dass die Welt nicht untergeht, wenn ich 70 Kilo wiege. Geholfen hat mir auch der Buddhismus. Ich bin praktizierende Buddhistin, seit ich 18 bin. Im Lauf der Zeit lernte ich, mein Leben nicht mehr zu bedauern, sondern penetrant optimistisch zu sein.
Hatten Sie Selbstmordgedanken? Ja, immer wieder. Ich kann nachvollziehen, dass Leute an Depressionen sterben. Ich war oft genug an dem Punkt. Auch ich wollte nicht mehr. Aber ich glaube daran, dass ich wiedergeboren werde. Da dachte ich mir in meinen schlimmen Phasen: „Wenn du dich jetzt umbringst, geht der ganze Spaß noch einmal von vorn los, lös das mal lieber jetzt.“Die Krankheiten haben mich Mitgefühl gelehrt und ich weiß mein Leben besser zu schätzen.
Haben Sie Angst vor einem Rückfall? Nein. Das habe ich überwunden. Doch es wäre töricht, nicht auf der Hut zu sein. Die Ärzte meinten, ich werde mein Leben lang Depressionen haben, aber heute nehme ich weder Medikamente noch bin ich in Therapie. Ich gehe gut mit meinem
Leben um. Es muss nicht perfekt sein, es darf anstrengend und in der Schwebe sein. Eine schlechte Phase im Leben wirft mich nicht aus der Bahn. Im Gegenteil: Manchmal freue ich mich auf Schwierigkeiten, weil ich weiß, ich kann sie meistern. So wie wir jetzt mit der Familie nach Amsterdam gezogen sind. Das ist hart, es gibt neue Probleme, aber wir sind auch enger zusammengewachsen. Mit Robert an meiner Seite schaffe ich das.
Warum ist er Ihr Traummann?
Er ist der beste Ehemann der Welt, weil er bodenständig ist, sensibel, super mit den Kindern kann, weil ich mit ihm diskutieren und kuscheln kann. In seiner Nähe entspanne ich mich.
Wie vermitteln Sie Ihren Töchtern ein positives Körperbild? Ich versuche, ihre Körper nicht zu bewerten. Sage nicht: „Du hast starke Beine.“Oder: „Du hast aber gut gegessen.“Ich frage: „Bist du satt?“Wenn sie nach 30 Minuten wieder Hunger haben, dann bekommen sie eben noch mal was. Ich glaube, dass ihr Kinderkörper instinktiv Bescheid weiß, was sie gerade brauchen – besser als ich. Meine Kinder sind der Katalysator für mein Glück. Und auch ein Ansporn, meine persönlichen Erfahrungen mit anderen zu teilen: Mittlerweile halte ich Vorträge an Schulen über den Einfluss von sozialen Medien auf Heranwachsende und ihr Körperbild. Zu viele Profile sehen aus wie ein einziges Best-of-life-and-body-Album. Das ist nicht echt und das ist nicht der Durchschnitt. Und das stresst unglaublich. Die Herausforderung ist, verantwortungsvoll und aufgeklärt mit diesen Medien umzugehen. Und natürlich sich locker zu machen, was das eigene Körperbild und die eigene Erwartung ans Leben angeht.
ES GIBT TAGE, AN DENEN ICH MICH ZUM ESSEN QUÄLEN MUSS