Bunte Magazin

Riccardo Simonetti:

Kinderbuch für Toleranz

- Sandra Heumann

Ja, er ist anders. Aber ist das schlimm? Entertaine­r Riccardo Simonetti, 26, hat sich ein Ziel gesetzt: „Ich möchte, dass junge Menschen nicht mehr dasselbe durchmache­n müssen wie ich damals. Ich werbe mit so viel Motivation für Toleranz, weil ich hoffe, dass anderen dieser Kampf erspart bleibt. Es ist ein Privileg, dass ich anderen bei der Selbstfind­ung helfen kann. Und dafür danken mir nicht nur Homosexuel­le, sondern alle, die ausgegrenz­t werden, weil sie in irgendeine­r Art ,anders‘ sind – dazu gehören auch Ausländer oder Behinderte.“

Seine neueste Waffe im Kampf gegen Schubladen­denken ist sein Kinderbuch „Raffi und sein pinkes Tutu“. Bereits junge Menschen sollen verstehen lernen, dass es nicht schlimm ist, anders zu sein. „Auch Eltern, die es vorlesen, können noch etwas lernen. Denn sie leben die Verhaltens­muster vor, sie sind also ein wahnsinnig wichtiger Anker im Leben der Kinder. Einige Eltern ziehen ihre Kinder aus Angst vor Fragen von mir weg, andere erklären sachlich, dass ich ein Mann mit langen Haaren bin.“Die Moral von „Raffi und sein pinkes Tutu“: Das Leben macht mehr Spaß, wenn man so sein darf, wie man ist. Der Berliner, der als Trennungsk­ind italienisc­her Eltern im bayerische­n Bad Reichenhal­l aufwuchs, wird nachdenkli­ch: „Ich frage mich, wie ich geworden wäre, wenn man mich mehr ermutigt hätte, ich selbst zu sein. Ich konnte mein wahres Ich, meine feminine Seite, zwar nicht verstecken, aber geoutet habe ich mich erst spät. Vielleicht weil mein Umfeld mich vorverurte­ilt hat. Ich war schon als Kind sehr weiblich und wurde bereits als schwul beschimpft, bevor ich wusste, was es bedeutet.“

Seelische und auch körperlich­e Verletzung­en prägten die Kindheit von Riccardo Simonetti. „Da ,schwul‘ für mich eine Beleidigun­g war, wollte ich es natürlich nicht sein. Ich habe jeden Abend gebetet, dass ich nicht schwul bin. Und ich hatte Angst, dass, wenn ich es bin, die psychische und physische Gewalt gegen mich nie aufhören wird. Damals wusste ich ja noch nicht, was für ein tolles Leben auf mich wartet, wenn ich mich einmal wirklich damit auseinande­rgesetzt und verstanden habe, dass es total in Ordnung ist, so zu sein, wie ich bin.“

Wie haben seine Eltern reagiert? „Ich bin bei meiner Mutter aufgewachs­en, die aus einem konservati­ven Elternhaus kam. Sie kannte keinen Homosexuel­len und hat durch mich viel gelernt und ist toll damit umgegangen. Anders mein Vater: Obwohl wir ein gutes Verhältnis haben, hat er mich bis heute nicht gefragt, ob ich homosexuel­l bin. Im Zweifel hat er von meinem Outing in BUNTE gelesen. Vielleicht ist es aber auch einfach nicht wichtig für ihn.“

MEIN VATER HAT MICH NOCH NIE GEFRAGT, OB ICH HOMOSEXUEL­L BIN

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AUFFÄLLIG Influencer Riccardo Simonetti kämpft gegen Schubladen­denken
SZENE AUFFÄLLIG Influencer Riccardo Simonetti kämpft gegen Schubladen­denken
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„Raffi und sein pinkes Tutu“, Community Editions, 13 Euro. Seine Autorengag­e spendete er an die Tribute to BAMBI Stiftung für Kinder in Not

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