Placebo-Effekt:
Unsere Vorstellungskraft kann wirken wie Medizin
Eine kleine Zuckertablette ohne Wirkstoffe vertreibt Kopfschmerzen. Operationen, die nie stattgefunden haben, regenerieren Kniegelenke. Teure Medikamente wirken besser als billige mit der gleichen pharmazeutischen Zusammensetzung. Wie kann das sein? Es ist der PlaceboEffekt, der heilt. Dabei wird eine therapeutische Wirkung erzielt, selbst wenn es sich um ein Scheinmedikament handelt oder die Methode wissenschaftlich umstritten ist. Zahlreiche Studien haben mittlerweile nachgewiesen, dass PlaceboBehandlungen tatsächlich zur Genesung beitragen – weshalb sie längst nicht mehr als psychologische Randerscheinung oder abergläubische Esoterik belächelt werden. Was steckt dahinter? „Zum einen haben Krankheiten einen natürlichen Verlauf, das heißt, viele vergehen nach einer oder zwei Wochen von selbst wieder. Der wichtigste Punkt am eigentlichen Placebo-Effekt ist die Erwartung. Der Glaube an die Wirksamkeit einer Therapie kann nachweislich Selbstheilungsprozesse im Körper aktivieren“, sagt Ulrike Bingel. Die Professorin für Klinische Neurowissenschaften an der Universität Duisburg-Essen und Leiterin der Schmerzambulanz der Universitätsklinik gehört zu den renommiertesten Placebo-Forscherinnen weltweit. Sie untersucht seit Jahren, wie kognitive Prozesse, also etwa Erwartungen und Erfahrungen, das Schmerzerleben beeinflussen. Zusammen mit Kollegen konnte sie in einer viel beachteten Studie nachweisen, dass eine positive Einstellung zu einem Medikament die Wirkung von Schmerzmitteln sogar verdoppelt: „Tatsächlich können Placebo-Effekte den Erfolg einer Therapie verstärken – und
DER GLAUBE AN EINE THERAPIE AKTIVIERT DIE SELBSTHEILUNG