Nur die Liebe kann den Hass besiegen
Unsere Erinnerungen – die unschönen, viel mehr noch die glücklichen – sind unlöschbar auf der Festplatte unseres Lebens gespeichert. Es sind Eindrücke, die – nur kurz angetippt – eine Fülle von Emotionen wiederaufleben lassen. Der Duft eines bestimmten Parfums, der einen sofort in die Nähe eines geliebten Menschen zurückversetzt. Die Reise in die alte Heimat, an der jede Straßenecke eine Geschichte aus einer unbeschwerten Kindheit erzählt. Ein Urlaubsfoto, das einen daran erinnert, was für eine fröhliche Zeit man als junge Familie verbracht hat. Wir sind so konditioniert, dass wir das Positive herausfiltern – und das Negative gnädig vergessen können.
Diese magische Kraft der Erinnerung hat letztlich auch Erol Sander und seine Frau Caroline Goddet nach einem grausamen Rosenkrieg wieder zusammengeführt. „Erol und ich waren vom Hass zerfressen. Was wir durchgemacht haben, das wünscht man keiner Familie. Wenn man sich so wie wir vor Gericht streitet, da gibt es keine Gewinner. Die vergangenen zweieinhalb Jahre haben wir beide extrem gelitten“, erinnert sich Caroline. Auf rührende Vermittlung des jüngeren Sohns näherte sich das zerstrittene Ehepaar wieder einander an. „Wir standen uns gegenüber und hielten uns im Arm. Dann rochen wir einander. Erst am Hals. Es war wundervoll, Erol wieder zu riechen. Schön. Bekannt. Vertraut. Und dann haben wir uns geküsst. Es war wie heimkommen!“
Die Erinnerung an das Gute ist der stabilste Rettungsanker für Menschen, die sich verirrt haben. Für Kinder, die früh das Haus verlassen, weil sie sich unverstanden fühlen. Für Arbeitnehmer, die glauben, in einem anderen Unternehmen erfolgreicher zu sein. Und vor allem auch für Liebende, die an den Herausforderungen des Alltags zerbrochen sind. Was man verloren hat, weiß man oft erst viel zu spät zu schätzen. Und wer die Kraft aufbringt, das Verlorene zurückzuholen, der hält es fester in der Hand. Und wer schlau ist, bewahrt es nunmehr wie einen Schatz.
Vertrauen ist die Oase des Herzens, das die Karawane des Denkens nie erreicht.