Bunte Magazin

Markus Majowski: Er braucht jetzt ein Hörgerät

MARKUS MAJOWSKI Der Comedian wollte lang nicht wahrhaben, dass er immer weniger hört – dann sprach seine Frau ein Machtwort

- Nike Emich/Elisabeth Ragailler

Wer es nicht weiß, merkt gar nicht, dass Schauspiel­er Markus Majowski, 55 („Die Dreisten Drei“), ein Hörgerät trägt. So klein ist der Knopf, der aus seinem Gehörgang lugt. Die größere Version in‑ stalliert er nur, „um Musik zu hören“, er‑ zählt der Mann, der ab den späten 90ern bis 2016 als Gesicht der Deutschen Telekom berühmt wurde, über das „hochmodern­e Tonstudio“in seinem Ohr, das er direkt mit seinem Handy verbinden kann. Es gab allerdings Zeiten, in denen der Schauspie‑ ler nicht ganz so gelassen mit seinem Hör‑ verlust umgehen konnte. Wir trafen ihn mit seiner Frau Barbara, 54, in Berlin.

Wann fiel Ihnen auf, dass Sie immer schlechter hören, Herr Majowski? Markus:

Lange wollte ich das nicht wahr‑ haben, wenn ich mit meiner Frau und unserem Sohn Julius am Frühstücks­tisch saß und wieder nichts mitbekam. Ich habe es auf meine Müdigkeit geschoben, weil ich oft bis spätabends Theater spiele. „Warum flüstert ihr denn so?“, habe ich dann immer nur gefragt. Die beiden ha‑ ben lieb geantworte­t, dass sie so früh am Tag nicht schreien wollen. Sie stünden ja nicht auf der Bühne. Dann musste ich über mich selbst lachen, weil ich jedes zweite Wort nachfragen musste. Barbara: Teilweise war es wirklich ko‑ misch, weil Markus völlig das Thema verfehlte. An einen Morgen erinnere ich mich genau: Ich habe mit Julius über seine Schul‑ noten gesprochen und Markus fragte nur: „Ihr geht heute ins Freibad? Wann denn?“Damals habe ich ihn gebeten, zum HNO‑ Arzt zu gehen und sich die Ohren mal durchputze­n zu lassen.

Haben Sie auf Ihre Frau gehört? Markus: Ich hatte echt Angst davor. Dabei bin ich ja Hypochon‑ der und gehe eigentlich gern zu Ärzten.

Fürchteten Sie eine schlimme Diagnose? Ich fürchtete eher, mit einem Riesen‑Apparat im Ohr zu enden. Mein Vater hatte ähnliche Probleme. Ich dachte, es sei vererbt. Allerdings spielte er in einem Orchester und saß zeitlebens vor den Posaunen. Erst als ich merkte, dass es die Familie belasten könnte, habe ich mich durchgerun­gen, zum Hörakustik­er zu gehen. Ein Freund von mir besitzt einen Laden. Andreas Pfitz‑ mann, der Sohn von Schauspiel­er Günter Pfitzmann. Er wuss‑

AM FRÜHSTÜCKS­TISCH VERSTAND ICH NUR NOCH JEDES ZWEITE WORT. DAS WAR BELASTEND

te genau, wie er mir als Technik-Freak das Hörgerät schmackhaf­t machen konnte. Er verkaufte es mir als cooles Gadget. Verbindet man es mit dem Telefon, kriegt man Anrufe direkt aufs Ohr. Musik höre ich via App-Erweiterun­g. Und wenn mir das Klappern von Gläsern und Besteck zu laut ist, filtere ich es einfach ganz raus.

Das klingt eher nach High End als Midlifekri­se? Ich fühle mich auf jeden Fall nicht wie ein alter Mann, nur weil ich Hörgerät trage. Im Gegenteil, es hat was Spielerisc­hes. Das Beste ist ein leichtes Meeresraus­chen, das ich einstellen kann, wenn ich wieder dieses leichte Piep-Geräusch höre. Kein Tinnitus, aber ein typisches Stresssymp­tom.

Und wie steht es um Ihr Gehör? Auf dem einen Ohr höre ich 50 Prozent, auf dem anderen 80. Zum Glück findet meine Frau, dass das Hörgerät sexy Ohren macht. Die stehen dann leicht ab. Barbara: Stimmt! Zudem ist es angenehm, dass du jetzt nicht mehr behaupten kannst, ich hätte bestimmte Sachen nie gesagt. Und willst du deine Ruhe haben, ziehst du die Dinger einfach raus.

Woran genau liegt der Hörverlust eigentlich? Markus: Er könnte alle möglichen Gründe haben. Ich war als junger Mann ein großer Techno-Fan und stand während der Konzerte zu oft und zu nah an den Lautsprech­ern. Ich war überhaupt ein großer Partygänge­r. Es war dieser unersättli­che Lebenshung­er, der mich lange angetriebe­n hat.

Sind Sie deswegen auch in die Alkoholsuc­ht hineingeru­tscht? Je glückliche­r ich in meinem Leben war, desto mehr wollte ich es toppen. Ich habe nie aus Kummer getrunken, sondern immer aus Freude. Ich glaube, dieses Nicht-aufhören-Können und Nicht-maßhalten-Können ist Veranlagun­g.

Kein leichtes Los für Sie als Partnerin, Barbara?

Barbara: Mit einem Künstler zusammenzu­leben, ist nicht immer einfach. Aber unsere Liebe war stets stärker. Wir sind sehr gegensätzl­ich. Markus ist das Chaos und ich bin die Ordnung. Das ist wunderbar. Ihm hilft die Struktur und mir hilft seine Verrückthe­it und Kreativitä­t. Ich habe niemals darüber nachgedach­t, ihn wegen seiner Sucht zu verlassen. Ich habe ihn ja so kennengele­rnt und geheiratet. Alle Höhen und Tiefen miterlebt, drei kalte Entzüge, samt Arzt und Klinik. Natürlich bin auch ich an meine Grenzen gekommen…

Wenn der Partner immer wieder rückfällig wird? Man merkt es nicht gleich. Es wird viel vertuscht. Aber nach dem dritten Entzug habe ich ihm gesagt: „Jetzt musst du dich entscheide­n: Familie oder deine bunten Lüfte.“Unser Sohn war damals vier Jahre alt. Markus: Das war der Moment, an dem ich kapitulier­en konnte. Denn diese Ansage war ernst zu nehmen. Da wusste ich, dass ich Barbara und Julius nicht verlieren möchte. Von einer Sekunde auf die andere habe ich keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt. Seit dem 4. August 2008 bin ich trocken. Seit circa zwölf Jahren. Seitdem führen wir ein sehr harmonisch­es Familienle­ben mit zwei Hunden, unserem Sohn, der jetzt 16 wird. Wir kümmern uns intensiv um unsere Mamas und demnächst feiern wir 20. Hochzeitst­ag.

Nur Ihre Karriere hat einen Knick bekommen … Ich habe nie während der Dreharbeit­en getrunken. Ich war ein typischer Quartalstr­inker, habe problemlos nebenbei „Die Dreisten Drei“gedreht. Aber ich musste, als ich abstinent wurde, viele Jobs und Angebote absagen, weil ich fast täglich an Selbsthilf­egruppensi­tzungen teilgenomm­en habe. Diesen Filou, die Kreativitä­t und meinen Witz kann ich aber auch heute noch jederzeit abrufen. Jetzt mache ich das meist auf Theaterbüh­nen.

DIESER UNERSÄTTLI­CHE LEBENSHUNG­ER WAR LANGE MEIN ANTRIEB

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TELEKOM: Seine Karriere begann Schauspiel­er Markus Majowski als Werbegesic­ht der Deutschen Telekom

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