Bunte Magazin

Simon Verhoeven: Von Vaterglück und wilden Zeiten

SIMON VERHOEVEN drehte einen verrückten Film über das Nachtleben und verrät in BUNTE, warum er selbst mit dem Nightlife abgeschlos­sen hat

- Interview: Georg Seitz

Seine Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“war der Kinohit 2016. Jetzt folgt der neueste Streich von Regisseur Simon Verhoeven, 47: „Nightlife“, ein abenteuerl­icher Trip durch die Nacht mit den Kinostars Elyas M’Barek, 37, und Frederick Lau, 30. Dazu Palina Rojinski, 34, als Date mit Hinderniss­en. Und viel aus dem eigenen Leben Verhoevens, der einst als Kellner jobbte und vor neun Jahren Vater von Sohn David wurde.

Wann hatten Sie zuletzt eine so wilde Nacht, wie wir sie in Ihrem Film sehen? Ganz, ganz selten kann es noch passieren, dass ich noch so abstürze im Nachtleben. Ich stehe jetzt mehr im Tagleben und schätze das sehr.

Hat Ihr Sohn den Umschwung bewirkt? Es ändert sich alles, wenn man Vater wird. Es tut unheimlich gut, ein Kind zu haben, das man so liebt, dass alles andere daneben relativ wird. Den Wunsch, eine Familie zu gründen, hatte ich schon mit Dreißig. Ich bin sehr froh, dass es mir zehn Jahre später auch gelungen ist, mit der richtigen Frau.

Waren Sie der geborene Vater? Ich bin da reingewach­sen, ich habe einfach auch gemerkt, wie viel Kraft davon ausgeht. Meine Frau und ich kennen uns schon seit zwanzig Jahren und waren uns immer sehr nahe. Es hat eine Weile gedauert, aber wir haben über das Kind immer mehr zusammenge­funden.

Steht eine Hochzeit an? Nein, ich habe nie sonderlich große Bedürfniss­e gehabt, zu heiraten. Ich weiß gar nicht, ob’s das braucht, dieses offizielle Band vom Staat. Das führt bei mir eher zu Druck. Ich weiß auch so, wohin ich gehöre.

Ihr Sohn hat eine Rolle in Ihrem Film. Hatten Sie Bedenken, ihn vor die Kamera zu holen? Es ist ja nur eine kleine Rolle, die ich extra für ihn geschriebe­n habe und von der ich wusste, er hat Spaß dabei. Deswegen hatte ich keine großen Bedenken. Wenn es eine große Rolle wäre, würde ich mir das schon überlegen.

MEINE FRAU UND ICH HABEN ÜBER UNSER KIND IMMER MEHR ZUSAMMENGE­FUNDEN

Will Ihr Sohn die Familien-Tradition fortführen und zum Film? Er sagt, er würde gerne Filmemache­r werden. Das würde ich voll unterstütz­en, obwohl ich gleichzeit­ig weiß, dass es unheimlich hart wird. Aber er ist auch ein Performer, macht dauernd Leute nach. Wir machen wahnsinnig viel Quatsch zusammen und singen blöde Lieder, ich habe eh einen Hang zur Albernheit. Ich führe aber auch die spannendst­en Konversati­onen mit ihm und liebe die Art, wie er die Welt sieht. Das macht mich auch noch mal jung und kindlich. Ich gehe in dieser Vaterrolle wirklich auf. Mein Sohn und ich sind unheimlich eng und lieben uns über alles.

Sie beschreibe­n das Nachtleben von Berlin in Ihrem Film in schillernd­en Farben. Sie vermissen das wirklich nicht? Ich habe weiterhin eine große Liebe für das Nachtleben, die Leute, die Geschichte­n, die Orte. Ich habe meine Frau im Nachtleben kennengele­rnt. Ich feiere das Nachtleben! Aber man muss eben auch den Absprung schaffen. Und darum geht es auch in meinem Film. Die Tage zu genießen. Eine feste Beziehung zu finden. Familie. Fahrradaus­flüge.

Klingt ein wenig langweilig. Die Mischung macht’s. Natürlich sollte man im erwachsene­n Alter auch mal wild feiern gehen. Aber dieses aufregende Lebensgefü­hl, das ich als junger Mensch hatte, wenn ich nachts rausgegang­en bin – wo alles passieren konnte, ohne einen Gedanken an morgen – das kann man nicht ewig behalten. Dafür gibt es jetzt ein tieferes, durchgehen­deres Gefühl von Glück und Dankbarkei­t. Wann war Ihre wilde Nightlife-Zeit? Ich habe relativ früh angefangen, bin mit Sechzehn schon jedes Wochenende ausgegange­n und habe Partys promoted. Fast die ganzen Neunziger Jahre habe ich in New York gelebt und dort auch Film studiert. Ich war in den legendären Clubs wie Limelight, Tunnel und Roxy. Da gab es Kids, die haben in den Clubs gelebt. Und wenn du aus der Uni gekommen bist, haben dir sofort Leute Drogen angeboten. Das war schon eine aufregende Zeit. Aber ich war immer mehr der Beobachter, als dass ich mich darin verloren hätte.

Haben sich Ihre Eltern Sorgen gemacht? Es war die Idee meiner Eltern, dass ich in New York studiere, dafür bin ich ihnen wahnsinnig dankbar. Als ich dann dort war, haben sich meine Eltern dann auch mal Sorgen gemacht, klar. New York war damals noch ziemlich wild.

Beschreibt Ihr Film diese Zeit?

Ein bisschen. Für mich ist das Berlin von heute ein bisschen wie das New York der Neunziger. Es gibt weltberühm­te Clubs, die wie eine gesetzfrei­e, wilde Zone wirken. Ich hatte schon auf der Filmschule die Idee zu einem Film über ein Date, das aus dem Ruder läuft. Das zum Stresstest für eine Beziehung wird, bevor sie noch richtig begonnen hat. Dass ich jetzt in der Lage bin, diesen Film zu machen und generell in der Lage bin, meine Filmideen zu verwirklic­hen, das ist jetzt mein Kick. Auf vielen Ebenen lebe ich jetzt das Leben, von dem ich geträumt habe.

Was ist privat der größte Kick? Kleine Dinge. Zum Beispiel ein Fahrradaus­flug, in München, an der Isar entlang. Die Lebensfreu­de, die mein Sohn dabei hat, steckt mich an. Das kleine Glück, das dann doch unendlich groß ist.

Könnte weiterer Nachwuchs das Glück noch vermehren? Das ist durchaus denkbar. Ich bin da sehr demütig. Wenn es passiert, sind wir dankbar.

ICH LEBE JETZT DAS LEBEN, VON DEM ICH GETRÄUMT HABE

 ??  ?? SOUVERÄN IN VIELEN ROLLEN Simon Verhoeven, erfolgreic­her Schauspiel­er, Autor und Regisseur, entdeckt das Glück, ein Vater zu sein
SOUVERÄN IN VIELEN ROLLEN Simon Verhoeven, erfolgreic­her Schauspiel­er, Autor und Regisseur, entdeckt das Glück, ein Vater zu sein
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 ??  ?? FAMILIEN-URLAUB Simon Verhoeven (2. v. r.) im Sommer 2018 mit Lebensgefä­hrtin Nina (r.), dem gemeinsame­n Sohn David und seinen Eltern Senta Berger und Michael Verhoeven
FAMILIEN-URLAUB Simon Verhoeven (2. v. r.) im Sommer 2018 mit Lebensgefä­hrtin Nina (r.), dem gemeinsame­n Sohn David und seinen Eltern Senta Berger und Michael Verhoeven
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BEIM FILM Simon Verhoeven (l.) zeigt seinem Sohn David eine Szene, die er mit ihm gedreht hat
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EIN WILDER TRIP durch das Nachtleben Berlins: „Nightlife“, ab 13. 2. im Kino
SEIN FILM EIN WILDER TRIP durch das Nachtleben Berlins: „Nightlife“, ab 13. 2. im Kino

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