Ein Dorf KÄMPFT gegen Ana & Bastian
BASTIAN SCHWEINSTEIGER & ANA IVANOVIC Ihr neues Zuhause nimmt Gestalt an. Doch mit den Mauern wächst auch der Ärger. Denn das Dorf läuft Sturm gegen PromiBonus und Protzbauten
Das beschauliche Alpenpanorama trügt. Unter der Schicht aus PuderzuckerSchnee brodelt’s gewaltig. Nach ihrer ruhmreichen Sportlerkarriere planten Ana, 32, und Bastian Schweinsteiger, 35, mit ihren beiden kleinen Söhnen einen ruhigen Neuanfang in den Kitzbüheler Alpen. Ein LuxusChalet mit Blick auf die Choralpe soll neue FamilienHomebase werden. Doch die Nachbarn sind alles andere als begeistert. Wie das Lokalblatt der Pfarrgemeinde berichtet, regt sich Widerstand gegen den Zuzug der in Deutschland so beliebten PromiFamilie.
Viele Dorfbewohner glauben nicht, dass Schweinsteigers hier dauerhaft leben wollen – auch wenn das Chalet als künftiger Hauptwohnsitz gilt. Vielmehr glaubt man im Dorf, es handelt sich um einen sogenannten illegalen Freizeitwohnsitz, wie ihn viele reiche Deutsche im Raum Kitzbühel unterhalten. Die Region ist Wochenend und WinterEldorado für Millionäre aus dem Nachbarland. Im Gemeinderat und bei einer Diskussionsrunde im heimischen „Jakobwirt“ging es vor Weih
ANWOHNER BEZWEIFELN, DASS ES HAUPTWOHNSITZ WIRD
WENN DIE VILLA FERTIG IST, WIRD MAN SIE ÜBERPRÜFEN
deshalb hoch her. Sogar Kitzbühels Bezirkshauptmann Michael Berger ist involviert. Denn illegale Freizeitwohnsitze sind ein Riesenproblem: Sie treiben Preise hoch, Dörfer verwaisen und Gemeindeleben kommt zum Erliegen. Allein im Bezirk Kitzbühel sind 700 Kinder mit Hauptwohnsitz gemeldet, die dort gar nicht zur Schule gehen. In der Gemeinde Längenfeld (Ötztal) gibt es 25 Haushalte mit Zustelladressen für Müllgebühren irgendwo in Deutschland. Im Lokalblatt werden Schweinsteigers als prominentes Exempel angeführt: Mit ihrem JetsetLeben und Villa auf Mallorca könnte es für sie schwierig werden, sich mehr als die Hälfte des Jahres in Österreich aufzuhalten – wie es das Gesetz für einen Hauptwohnsitz vorschreibt.
Beim Erwerb des Baugrunds wurde wohl schon getrickst. 2012 war das Sahnestück noch wertloses Ackerland. Dann machte man es zu Bauland, wodurch die Besitzerin es für 486000 Euro veräußern konnte. Auflage: Es darf nur an Einheimische gehen, die mindestens fünf Jahre dort leben. Der Neueigentümer baute jedoch nicht, sondern behielt es als Spekulationsobjekt, um es für eine Millionensumme und mit sattem Gewinn an Bastian Schweinsteiger zu verkaufen. Legal, aber in den Augen der Lokalpolitiker unmoralisch.
Jetzt geht die Politik in Tirol scharf gegen illegale Freizeitwohnsitze vor, eine Welle wurde losgetreten. Alle Zugezogenen sollen streng kontrolliert werden. Am 1. 1. 2020 trat eine Gesetzesnovelle in Kraft:
Kontrolleure dürfen unangemeldet Anwesen inspizieren und Bewohner befragen. Bei Verdacht dürfen sie bei Post, Stromanbieter und Müllentsorger private Daten abfragen. Bis letztes Jahr wurde das nur lax gehandhabt. Aber jetzt, im Zuge der Berichterstattung über Schweinsteigers & Co., sollen die Kontrolleure der Gemeinden Ernst machen. Clevere Geschäftsleute entdeckten bereits eine Marktlücke. Sie bieten Pseudo-Hausmeisterservices an, die Abfalleimer mit Fremdmüll auffüllen, Post entsorgen und Wasser und Heizung aufdrehen.
Die Regierenden stellen den Bürgermeistern jetzt eine geheime Checkliste zur Verfügung, wie man auf Haupt- oder Freizeitwohnsitz testen kann. Geheim, damit Trickser nicht gewarnt werden. Die Zeitung der Pfarre: „Übernachten prüfen kann man aber erst nach Fertigstellung.“
Im Ort wundert man sich, dass Ana und Bastian die Baufortschritte nicht selbst überwachen – ein Beleg für einen Freizeitwohnsitz? Vater Alfred Schweinsteiger, 65, wird gelegentlich im Ort gesichtet. Und vielleicht nehmen die Schweinsteigers bald schon allen Neidern den Wind aus den Segeln und zeigen sich als engagierte Gemeindemitglieder, die z. B. im Fußballclub aktiv sind oder eine neue Wippe für den Dorfspielplatz spendieren.