Hillary Clinton: Die Polit-Ikone will zeigen, wie sie wirklich ist
HILLARY CLINTON In einer intimen TV-Doku spricht die ehemalige First Lady über ihre Ehe, die LewinskyAffäre, ihre Karriere und Zukunftspläne
Wer Hillary Clinton in Berlin erlebt, würde nie glauben, dass diese Frau 2016 die wohl angefeindetste Person der USA war. Die 72-Jährige wirkt so positiv aufgeladen, als würde sie auf einer Glückswolke schweben. Denn mit der Dokumentation „Hillary“(ab 8. März, auf Sky Atlantic HD und auf Abruf) möchte sie endlich alle Missverständnisse zu ihrer Person geraderücken, wie sie BUNTE im Exklusivinterview erklärt.
Ihre politische Karriere ist zunächst vorbei. Sind Sie damit jetzt glücklicher als früher? Persönlich fühle ich mich großartig. Ich habe jetzt viel mehr Zeit für meine Familie.
DA GIBT ES DUMPFE VORURTEILE, GEGEN DIE MAN ALS FRAU ANKÄMPFEN MUSS
ICH WURDE BEDROHT UND ZUR HEXE GEMACHT
Das heißt, auch für Ihren Mann? Wir haben eine wunderbare Zeit zusammen. Wir machen lange Spaziergänge, gehen ins Kino, verbringen Zeit mit unseren Enkeln. Die drei sind für uns ganz besonders wichtig.
Also herrschen bei Ihnen Freude und Sonnenschein? Nein. Jeden Morgen wache ich auf und muss mir anschauen, was alles auf dieser Welt geschieht. Ich sehe, wie schreckliche Fehler gemacht werden, die Folgen für meine Enkel haben.
Sie sind eine leidenschaftliche Gegnerin Donald Trumps. Was macht ihn so unerträglich für Sie? Er ist ein autoritärer Führer, der immer mehr Macht will. Er verlangt unbedingten Gehorsam. Wer sich gegen ihn wendet, den möchte er ins Gefängnis stecken. Und er hat viel Schaden angerichtet. Deshalb müssen wir ihn bei der nächsten Wahl stoppen.
Warum geben Sie in der Serie so viel Privates von sich preis?
Der Punkt ist, dass es zu meiner Person so viele irrige Meinungen gibt, so viele falsche Geschichten und Verschwörungsszenarien. Was wurde ich zur Hexe gemacht, wie hat man mich bedroht. Da wollte ich endlich einige Sachen richtigstellen und zeigen, wie ich wirklich bin. Diese Dokumentation war eine Chance für mich.
Woher kommt dieser Hass? Es begann, als sich mein Mann für die Präsidentschaft bewarb und die Republikaner wütend Widerstand leisteten. Als ich dann versuchte, für alle Amerikaner eine Krankenversicherung auf die Beine zu stellen, habe ich mich mit einigen Konzernen angelegt. Und so organisierten sie den Widerstand gegen mich, weil sie meinen Erfolg verhindern wollten.
Kann eine Frau denn nicht Präsidentin werden? Das ist das Problem in den USA, weil hier das Staatsoberhaupt gleichzeitig Regierungschef ist. Und manche können keine Frau als Oberbefehlshaberin der Streitkräfte und Symbol des Staates akzeptieren. Da gibt es dumpfe Vorurteile, gegen die man als Frau ankämpfen muss. Und hinzu kamen die Antipathien, die geschürt wurden. Manche sagten: „Ich würde für eine Frau stimmen, aber nicht für sie. Ich mag sie einfach nicht.“
Und Sie würden sich eine Frau an der Spitze wünschen? Das würde mich sehr freuen. Wir Frauen haben viele Erfahrungen zu bieten und wir haben auch einiges durchgemacht. Deshalb sollten wir in der Gesellschaft besser repräsentiert sein.
In der TV-Serie wird natürlich auch die schwierigste Phase in Hillary Clintons Privatleben beleuchtet. Die Affäre ihres Ehemanns Bill Clinton, 73, mit Monica Lewinsky, 46. Die Ex-FirstLady ist in der Doku den Tränen nahe, wenn sie sich an den Moment erinnert, als sie davon erfuhr. „Bill kam eines Morgens sehr früh ins Schlafzimmer, ich war noch nicht auf. Er setzte sich auf die Bettkante und sagte, ich muss dir von einer Geschichte erzählen, die in der Zeitung stehen wird. Es geht um eine Praktikantin des Weißen Hauses, die behauptet, eine Affäre mit mir gehabt zu haben. Ich sagte: ‚Was meinst du damit, worüber sprichst du?‘ Er sagte: ‚Es ist nichts dran, es ist nicht wahr, vielleicht war ich zu nett zu ihr, vielleicht habe ich ihr zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber es war nichts.‘ Er hat mich überzeugt.“
Doch es stellte sich heraus, dass Bill Clinton seine Frau und die Öffentlichkeit belogen hatte. In „Hillary“erinnert er sich an den Moment, als er reinen Tisch machte: „Ich erzählte ihr genau, was und wann alles passiert war. Und dass es furchtbar war, was ich getan hatte, und dass ich keine Verteidigung und keine Entschuldigung dafür hatte.“Hillary war schockiert: „Ich war am Boden zerstört. Ich war so verletzt, ich konnte nicht glauben, dass er gelogen hatte, es war einfach nur schrecklich. Ich sagte zu ihm: ‚Wenn das öffentlich wird, musst du es Chelsea sagen.‘“Für ihren Mann der wohl schwerste Gang seines Lebens: „Und das tat ich. Es war furchtbar. Ich hasste es, sie so verletzt zu haben. Wir haben alle unser Päckchen im Leben zu tragen und tun nicht immer die Dinge, die wir tun sollten. Es war furchtbar falsch, was ich getan habe. Ich fühle mich furchtbar deswegen.“Nach außen spielte Hillary weiter die starke Ehefrau, doch innerlich herrschte Eiszeit im Hause Clinton. „Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.“Doch sie hielt zu ihm. „Was er getan hatte, war falsch. Es rechtfertigte aber kein Amtsenthebungsverfahren.“Trotzdem war sie nicht sicher, ob ihre Ehe das überleben würde. „Meine Unterstützung in der Öffentlichkeit für seine Präsidentschaft war das eine. Ich musste aber noch entscheiden, ob ich in meiner Ehe bleiben würde. Ob ich daran glaubte, dass sie es wert war, gerettet zu werden. Wir hatten Sitzungen bei einem Eheberater, viele sehr, sehr schmerzhafte Diskussionen. Ich traf schließlich die richtige Entscheidung, bei meinem Mann zu bleiben.“Eine Entscheidung, die Bill ihr bis heute unendlich hoch anrechnet, wie er in dem Film sagt: „Ich war so dankbar. Nur Gott weiß, welche Bürde das Ganze für sie war.“