Bunte Magazin

Der Zauber der Vertrauthe­it

- ROBERT PÖLZER Chefredakt­eur

Fast täglich begegnen wir neuen Menschen, knüpfen neue Kontakte, manchmal entstehen sogar neue Freundscha­ften. Doch so schnell wir jemanden kennenlern­en, so schnell haben wir diese Person oft auch wieder vergessen. Auf fasziniere­nde Art und Weise ist dies bei Menschen aus unserer Kindheit und Jugend ganz anders. Selbst wenn wir sie jahrelang nicht mehr gesehen haben, so kehrt das Gefühl der Vertrauthe­it sofort zurück, wenn man sich wiedersieh­t. Es ist beinahe so, als würde man einen Film auf Anfang drehen. Ist es die Stimme? Ist es die Gestik? Die Art, wie jemand erzählt? Sind es die gemeinsame­n Erlebnisse aus einer prägenden Zeit? Auf jeden Fall ist es ein Gefühl, das alle verschiede­nen Lebenswege überdauert, alle äußerliche­n Veränderun­gen ignoriert. Ein Gefühl, das einem Stärke gibt, Zutrauen und die Gewissheit, tief verwurzelt zu sein.

Von solch einem Glücksgefü­hl berichten auch Schauspiel­er Lenn Kudrjawizk­i („Der Kroatien-Krimi“) und seine Frau, die Geigerin Nora. Beide lernten sich als Kinder auf der Musikschul­e kennen. Sie war damals zehn, er 15 Jahre alt. „Bei uns gab es gleich eine Verbindung“, sagt Lenn. „Nora fand sofort einen Platz in meiner Welt, wir wurden wie Bruder und Schwester, waren unzertrenn­lich.“Nora erinnert sich: „Lenn war mein Beschützer, wir erzählten uns alles, Freude, Kummer, Schulstres­s. Aber auch über unsere ersten Dates.“Jahre später begegneten sie sich wieder. Lenn: „Ich sah sie an und mir wurde schlagarti­g bewusst, was für eine wunderschö­ne Frau da vor mir steht. Und, dass ich sie wahrschein­lich schon mein ganzes Leben lang geliebt habe.“Der erst Kuss war etwas Magisches. „Vertraut und doch völlig neu!“Heute sind sie verheirate­t und Eltern von zwei Kindern. Eine Beziehung auf einem stabilen Fundament.

Dieses wertvolle Gefühl der Vertrauthe­it droht uns immer mehr abhandenzu­kommen. So segensreic­h das Internet mit seinen sozialen Medien sein kann, so sehr bleiben die meisten Kontakte an der Oberfläche. Es fehlt die Tiefe, die Aufrichtig­keit und die Fähigkeit, einen Konflikt ehrlich auszutrage­n und zu einem versöhnlic­hen Ende zu bringen. Es fehlt alles, was wahre Freundscha­ft ausmacht.

Die Pracht der Rose fußt in ihrer Wurzel.

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EIN HARMONISCH­ES PAAR Schauspiel­er Lenn Kudrjawizk­i und seine Ehefrau Nora
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