Lenn Kudrjawizki:
LENN KUDRJAWIZKI kann und will sich nicht entscheiden zwischen seinen zwei großen Leidenschaften: Violine und Film. Bei seiner Frau ging das leichter. Die Richtige traf er bereits, als er noch in Berlin aufs Gymnasium ging
Der Star der „KroatienKrimis“kennt seine Frau seit der Schulzeit
Es gibt Video-Aufnahmen von Schauspieler Lenn Kudrjawizki, 44, die ihn als Violinisten auf der Bühne zeigen, im Alter von gerade mal 16 Jahren. Seine heutige Ehefrau Nora, 39, hatte damals ihren Vater zum Konzert geschickt, um ihn zu filmen, lachen die beiden noch heute. Jeder kennt das. Die erste Liebe in der Schule, die Schwärmerei für den coolen Typen aus der höheren Klasse. Doch bei diesem Paar wurde aus dem Schulflirt ganz große Liebe samt zweier gemeinsamer Kinder und einem romantischen Hochzeitsversprechen.
Können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung erinnern? Lenn: Wir wissen noch jedes einzelne Detail. Wir gingen beide
in Förderklassen an der Ostberliner Musikschule, hatten gerade Orchesterprobe mit unserem Jugendorchester, als dieses süße blonde Mädchen mit ihrer Geige hereinkam und auf das Notenpult genau hinter mich eingeteilt wurde. Sie spielte damals schon sehr gut Geige und hatte dieses leicht schelmische Lächeln, das mich gleich angezogen hat. Nora: Ich war zehn und sofort schockverliebt in diesen smarten 15-jährigen Konzertmeister, der so nett zu mir war. Selbst meine Mutter merkte das und meinte: „Der ist aber schnieke.“
Eigentlich sind fünf Jahre Altersunterschied in der Schule doch eine Ewigkeit … Lenn: Nicht in der Musik, nicht in einem Orchester. Da geht es um Harmonie, um den Zusammenklang. Unter Musikern spricht man ja eine eigene Seelensprache und bei uns gab es gleich eine Verbindung. Nora fand sofort einen Platz in meiner Welt, wir wurden wie Bruder und Schwester, waren unzertrennlich. Nora: Ich bettelte meine Mutter jeden Tag um ein zweites Pausenbrot an, das ich Lenn dann gab. Ich suchte Vorwände, um ihm nahe zu sein. Lenn war mein Beschützer, wir erzählten uns alles, Freude, Kummer, Schulstress, später auch über unsere ersten Dates, Liebeskummer, einfach alles. Lenn: Als mein Vater starb, war sie die Einzige in der Schule, die in der Pause zu mir kam und sagte: „Es tut mir so leid.“Und als ich später nach Dresden ging, um dort für sechs Jahre Violine zu studieren, arrangierte ich für sie ein Vorspielen bei meinem damaligen Professor – und der war so begeistert von ihr, dass sie auch nach Dresden gehen konnte. Wir haben uns über all die Jahre nie aus den Augen verloren.
Immer aus rein „brüderlichen“Motiven? Ja – bis ich sie eines Tages ansah und mir schlagartig bewusst wurde, was für eine sexy, wunderschöne Frau da inzwischen vor mir stand. Und, dass ich sie wahrscheinlich schon mein ganzes Leben lang geliebt habe. Das habe ich ihr dann auch gesagt. Ich bin echt mit Volldampf vorausgegangen. Nora: Ich war wie vom Donner gerührt – und auch wieder nicht. Ich war 24 und gerade in einer Beziehung, aber Lenn schwirrte immer in meinem Kopf rum. Als er mir sagte, dass er in mich verliebt sei, waren wir in einem Jazzdance-Kurs, zu dem ich ihn überredet hatte, weil ich immer etwas mit ihm machen wollte. Lenn: Aber nach meiner Offenbarung hast du dir erst einmal eine Auszeit genommen, um das zu verarbeiten. Nora: Ich habe mich zu Hause verkrochen, gegrübelt und meine Mama gefragt: „Was mache ich denn jetzt? Das ist mein bester Freund. Wenn das schiefgeht, habe ich ihn für immer verloren.“Auf der anderen Seite dachte ich: „Der fragt mich nur ein einziges Mal und ich warte schon so lange drauf. Wenn ich jetzt Nein sage, habe ich vielleicht die einzige Chance verbockt.“Meine Mama hat mir dann geraten, auf mein Bauchgefühl zu hören. Nach drei Tagen habe ich mich von meinem Freund getrennt, bin zu Lenn gegangen und seitdem sind wir ein Paar.
Wie fühlte sich der erste Kuss an? Lenn: Vertraut und doch völlig neu. Es war vollkommen klar, dass Nora die Frau meines Lebens ist. Inzwischen sind wir verheiratet, haben einen elfjährigen Sohn und eine achtjährige Tochter und sind uns jeden Tag
JAHRELANG WAR LENN MEIN BESCHÜTZER, MEIN BESTER FREUND
unseres großen Glückes bewusst. Wir gehen in unserer Familie sehr achtsam miteinander um, nichts ist selbstverständlich. Unser schönstes Ritual ist unser gemeinsames Frühstück. Selbst wenn ich bis morgens um 2 Uhr gedreht habe oder ganz woanders bin – ich bin dabei und sei es per FaceTime völlig übermüdet aus dem Hotelbett in Irland am Set der Wikinger-Serie „Vikings“.
Spielt die Musik immer noch so eine große Rolle in Ihrer beider Leben?
Nora: Wir leben in einer Altbauwohnung am Prenzlauer Berg und in unserem Wohnzimmer steht ein Flügel, an den Wänden hängen 15 Geigen, diverse Flöten und das Cello, das sich unser Sohn als Instrument auserkoren hat. Unsere beiden Kinder gehen auf Musikschulen, ich arbeite als Solo-Künstlerin und Konzertmeisterin des Berlin Show Orchestra. Als Lenn den Leipziger Opernball moderiert hat und sich bei Dreharbeiten einen Finger verletzt hat, bin ich eingesprungen und wir spielten zu zweit auf einer Geige. Dazu muss man sehr vertraut sein. Lenn: Ich habe eine tiefe Seelen-Sehnsucht nach beiden Welten. Ich brauche die Einsamkeit des Violinisten, der ganz in die Musik eintaucht, aber auch die Kreativität mit einem Team und unterschiedlichen Menschen.
Erst beides erfüllt meine Seele komplett. Deswegen reise ich auch nie ohne meine Geige an Drehorte – genau wie Kevin Costner nie ohne seine Gitarre. So saßen wir dann bei den Dreharbeiten zu „Jack Ryan“nach jeder Klappe im Wohnwagen und haben zusammen gejammt.
Vermissen Ihre Kinder Sie sehr, wenn Sie so oft für Dreharbeiten unterwegs sind? Natürlich sagen sie: „Was, Papa? Du must schon wieder weg?“Für den „Kroatien-Krimi“bin ich jedes Jahr zwei Monate unterwegs, für „Vikings“waren es insgesamt eineinhalb Jahre in Irland. Klar, ist das lang und das tut mir auch weh, aber so ist unser Job nun mal und das sollen die Kinder auch wissen. Die Basis in unserer Familie ist das riesengroße Vertrauen. Aber ich schaue genau hin, denn ich bin durch meine eigene Kindheit sehr sensibilisiert, wenn es um Sehnsucht nach einem Elternteil geht. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich neun Jahre alt war, und mein großer Bruder wollte unbedingt bei meiner Mutter bleiben. Ich wiederum wollte meinen Vater nicht allein lassen und bin deswegen mit ihm zusammen weggegangen. Das waren sehr, sehr harte Zeiten, die ich keinem Kind wünsche. Verletzungen, Vorwürfe. Es war schrecklich. Wenn ich also merke, dass eines meiner Kinder mich gerade etwas mehr braucht, dann nehme ich mir die Zeit, gehe mit meinem Sohn Fußball spielen oder spiele stundenlang mit meiner Tochter. Nora: Ich bin ja auch oft auf Tournee mit dem Orchester und dann springt Lenn zu Hause ein, wir wechseln uns da wirklich ab. Nur so funktioniert unser Familienglück. Lenn: Ich bin mir jeden Tag sehr bewusst, wie wichtig Liebe und Vertrauen als Basis eines glücklichen Lebens sind und was ich im Zweifelsfall aufs Spiel setzen würde. Deswegen steht meine Familie über allem.
Hatten Sie Ihrer Frau einen richtigen Antrag gemacht?
Absolut, aber sie hat erst mal so halb abgewunken, weil sie da gerade mit unserem zweiten Kind schwanger war. Unser großer Sohn war ein absolutes Wunschkind, aber ich muss zugeben, dass mich der Gedanke an die Ehe wegen des Scheidungskrieges meiner Eltern lange nervös gemacht hat. Deswegen hatte ich mir mit dem Antrag ein bisschen Zeit gelassen. Nora: Und ich wollte lieber rank und schlank heiraten als kugelrund, aber im Überschwang der Hormone bin ich eines Morgens aufgewacht, habe Lenn angestupst und gesagt: „Los! Wir machen das jetzt!“Und dann waren wir innerhalb von zwei Monaten verheiratet. Lenn: Mein Sohn sagt über unsere Hochzeit immer: „Wir drei haben geheiratet.“Denn er stand ganz stolz mit am Altar und bei unserem Ringwechsel bekam auch er eine Kette mit einem Medaillon umgehängt. Das war ein wunderschöner Moment für uns drei. Und die Kleine war ja in Mamas Bauch auch dabei …
Als Scheidungskind will er ALLES RICHTIG machen DER GEDANKE AN DIE EHE HAT MICH LANGE NERVÖS GEMACHT, ICH HABE GEZÖGERT