Nina Ruge:
NINA RUGE Die Power-Lady zählt zu einer neuen FrauenGeneration, die statt Anti-Aging Better Aging betreibt. In BUNTE verrät sie, wie das geht
Better Aging statt Anti-Aging – so geht’s!
Sie ist klug, erfolgreich und über 60, woraus die be‑ kannte Journalistin, (Fern‑ seh‑)Moderatorin und viel‑ fache Buchautorin kein Geheimnis macht. Warum auch? Denn statt das Älterwerden ab‑ zulehnen, wie es die Vorsilbe „Anti‑“in Anti‑Aging vorgibt, bevorzugt Nina Ruge die entspanntere, zeitgemäßere Variante: Better Aging oder auch Well Aging genannt – entsprechend ihrem Mantra: „Alles wird gut!“BUNTE traf die Powerfrau zu einem erstaunlich ehrlichen Interview.
Sie werden im August 64 – wie geht eine schöne Frau wie Sie, die in der Öffentlichkeit steht, mit dem Älterwerden um? Ich tue einiges, was mich fit hält – auch und besonders im Kopf. Sich engagieren, sich Herausforderungen stellen hält jung. Und dann kommt der Humor. Nicht krampfhaft verstecken, dass sich der Hals in Knitterfalten legt – gib einfach zu: Du bist mit der Schildkröte auf Du und Du.
Bedeutet das, dass das Älterwerden für Sie durchaus etwas Positives hat? Aber ja. Nicht ohne Grund trägt mein nächstes Buchpro‑ jekt – nach der Fertigstellung von „Altern wird heilbar“– den Titel: „Die Freiheit der Jahre. Chancen des Alterns“. Älter‑ werden bedeutet für mich auch Loslassen: Vieles, das „außen“wichtig war, zählt
BESSER altern statt Anti-Aging
jetzt plötzlich nicht mehr. Und damit bedeutet Älterwerden für mich auch eine Befreiung: Wenn man der Jugend nicht hinter‑ herläuft, nimmt das wunderbar Druck aus dem System, und man erlebt eine neue Form von tiefer (Lebens‑)Freude.
Neuerdings hört und liest man ja immer häufiger von Well Aging oder Better Aging statt AntiAging. Glauben Sie, dass das einfach ein neuer Medien- bzw. Marketing-Coup ist? Nein, seriöse Wissenschaftler auf der gan‑ zen Welt befassen sich damit, welche Fak‑ toren für Well Aging verantwortlich sind. Denn je mehr wir über die biologischen und psychischen Ursachen des Alterns wissen, desto souveräner können wir damit umgehen. Wenn ich zum Beispiel weiß, wieso meine Zellkraftwerke, die Mi‑ tochondrien, mit den Jahren schlapper werden und welcher Lebensstil, welche Nahrungsergänzung sie wieder auf Trab bringen kann, dann habe ich die Chance des Better Aging.
Was tun Sie denn konkret, um bestmöglich älter zu werden? Ich hatte das Glück, vor 24 Jahren auf einen Arzt zu treffen, der sich schon damals wis‑ senschaftlich mit Better Aging befasste. Ich habe meine Ernährung umgestellt, esse seitdem vor allem Gemüse, Salate und Vollkornprodukte. Fleisch und Fisch leh‑ ne ich aus Tierschutzgründen ab. Morgens gibt es – wann immer möglich – nur Ge‑ müsesuppe, was meine persönliche Ab‑ wandlung des Intervallfastens ist. Dazu nehme ich Nahrungsergänzungsmittel, u. a. Multivitamine, Omega 3 und seit Neu‑ estem Leucin sowie MitoQ, einen Coen‑ zym‑Q10‑Abkömmling.
Gehört Sport auch dazu? Unbedingt. Früher bin ich viel gejoggt, inzwischen habe ich Bar‑Fusion für mich entdeckt und trainiere diese Kombination aus Kraftsport, Konditionstraining und Dehnung zweimal pro Woche.
Der spektakuläre Auftritt der 50-jährigen Jennifer Lopez in der Pause des Super Bowls hat in den sozialen Medien eine sehr kontroverse Diskussion zum Thema „in Würde alt werden“ausgelöst. Wie ist Ihre Meinung? Das ist meines Erachtens eine Frage der persönlichen Reife: Wenn ich mich selbst nicht so wichtig nehme, mit mir selbst im Reinen bin und eigene Ziele im Leben habe, dann kann ich großartig performen und fan‑ tastisch aussehende Frauen jeden Alters neidlos feiern.
Finden Sie, dass Well Aging und Botox ein Widerspruch sind? Oder anders gefragt: Kann man entspannt älter werden und sich dennoch Hyaluron & Co. spritzen lassen? Ich habe inzwischen eine viel lo‑ ckerere Haltung zu diesem The‑ ma. Gerade die Möglichkeiten der nicht‑chirurgischen ästhetischen Medizin finde spannend, aber sie gehört unbedingt in die Hände von Experten. Und: Weniger ist mehr.
Auch Jane Fonda erregte mit ihren grauen Haaren bei den diesjährigen Oscars großes Aufsehen: Ist die Zeit des Age-Shaming vorbei? Ich finde schon, dass unsere Gesellschaft gegenüber dem Älterwerden offener ge‑ worden ist. Meine Generation kann heute selbstbewusst, fit und aktiv altern. Aller‑ dings ist dieses neue Bewusstsein noch nicht in allen Bereichen angekommen. Gerade in digitalen Jobs gelten Menschen jenseits der 30 als altes Eisen.
Lassen Sie uns noch über Ihr Buch sprechen, das im Juni erscheinen wird. Es trägt wie bereits erwähnt den Titel „Altern ist heilbar. Jung bleiben mit der Kraft der drei Zellkompetenzen“. Das klingt so, als ob das Alter eine Krankheit wäre. Trügt dieser erste Eindruck? Natürlich ist Altern eine Krankheit. Weil altersbedingte Krankheiten bislang noch kaum zu verhindern sind: Herz‑Kreis‑ lauf‑Erkrankung, Diabetes, Krebs, Alzhei‑ mer – you name it! Im Buch erklären mein Co‑Autor, der Stammzellenforscher und Regenerationsmediziner Dr. Dr. Dominik Duscher, und ich, wo die Wurzel dafür zu suchen ist – nämlich in den Zellen. Und was der Stand der neuesten wissenschaft‑ lichen Erkenntnisse ist, um gesund altern zu können. Gesund sterben – wäre das nicht ein cooles Ziel?