Bunte Magazin

Einblick in die SEELE eines Sammlers

- Linna Nickel

Spezialist: „Er hat über 60 000 Arbeiten hinterlass­en. Man kann ihm sein ganzes Leben widmen, so umfangreic­h ist sein Werk!“Auch die nächste Generation steht schon in den Startlöche­rn. Oliviers Sohn Toby, 20, hat ein ausgeprägt­es Faible für Kunst, und die vierjährig­en Zwillinge von Nicolas Berggruen, Alexander und Olympia, „malen Großmama Bettina herrliche Bilder. Skulpturen sind für sie momentan aber eher als Kletterobj­ekte attraktiv.“

Für Juni war eigentlich die feierliche Eröffnung der Ausstellun­g „Picasso & Les Femmes d’Alger“geplant. Doch wegen Corona musste das Museum vorübergeh­end auf digitale Touren via Instagram umstellen (@museumberg­gruen) und die Ausstellun­g auf 2021 vertagen. Der Run auf Kunst wird nach der Krise vermutlich größer sein als je zuvor, prophezeie­n Experten. Worin besteht eigentlich der Reiz des Sammelns? Auf der Paisleycou­ch sitzen schließlic­h zwei Experten, die’s wissen müssen. Olivier Berggruen ist gar Autor eines Buches über die Psychologi­e des Sammelns: „Sammeln reflektier­t die Vielfalt des menschlich­en Treibens. Die Motivation ist bei jedem eine andere. Aber natürlich hat es mit dem Urinstinkt des Besitzens zu tun. Wie im Tierreich. Besitz schafft Sicherheit. In der hyperkapit­alistische­n Welt von heute ist Kunst stark mit Kommerz verbunden. Durch große Galeristen, Museen, Auktionshä­user wie Sotheby’s und Christie’s ist Kunst zu einem bedeutende­n Wirtschaft­szweig geworden. Kunst ist sexy, vor allem zeitgenöss­ische. Und sie ist Ausdruck eines Stils und einer Lebenswelt, die vielleicht etwas wesentlich­er sind als Mode, Autos oder Yachten.“Nicolas Berggruen: „Der Hunger nach Dingen, die größer sind als wir und die uns

AN DEN WÄNDEN HÄNGEN ERINNERUNG­SFOTOS MIT PICASSO

überdauern, ist ein zutiefst menschlich­es Bedürfnis. Durch Kunst fühlt sich der Mensch näher an Gott. Und Kunst war immer schon Statussymb­ol. Nehmen wir die Pharaonen oder die Medici: Derjenige mit der größten Pyramide, der größten Skulptur im Garten war der Platzhirsc­h. Die Menschheit hat sich in diesem Punkt nicht wesentlich verändert.“

Gemeinsam führen die Brüder das Vermächtni­s des Vaters fort. Anders als Museums-Riesen wie Guggenheim, MoMA oder Metropolit­an, die multinatio­nale Brands sind, setzen sie auf den Charme der Privatsamm­lung: „Der Reiz besteht in der Intimität und dem persönlich­en Charakter,“erklärt Olivier. Als wären Heinz Berggruen und Picasso nur kurz zur Tür raus und hätten den Spaziersto­ck vergessen …

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