Ich stand am Rand des TODES
KATHARINA WAGNER Die Leiterin der Bayreuther Festspiele kämpfte in der Klinik um ihr Leben. Jetzt kehrte sie auf ihren Intendanten-Posten zurück
Es war die Frohbotschaft der deutschen Hochkul‑ tur: Katharina Wagner, 42, kehrt nach ihrer schweren Krankheit zurück ins Bay‑ reuther Festspielhaus. Das wichtigste deutsche Opernfestival hat wie‑ der eine Chefin. „Ich bin vollständig genesen“, sagt die Intendantin. Der „Passauer Neuen Presse“schilderte Katharina Wag‑ ner der Journalistin und Festspielbloggerin Regina Ehm-Klier, Vorstandsmitglied im Festspiel‑Unterstützungsverein „TAFF“, Details ihres Zusammenbruchs: „Am Universitätsklinikum Regensburg hat man mein Leben gerettet.“Fünf Wochen lag sie im Koma, in einer Spezialklinik in Bad Nauheim wurden dann Lungenthrombo‑ sen operativ entfernt. „Ich hatte eine akute Lungenembolie“, bestätigte Wagner der Zeitung „Die Welt“: „Diese unentdeckten Verstopfungen führten wiederum zu massiven Herzproblemen.“Spekulationen über Depressionen, Burn‑out, Krebs und Coro‑
na wies sie klar von sich.
„Es stand Spitz auf Knopf. Als sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hat’s gar nicht gut ausgesehen“, erzählt Kathari‑ na Wagners Vertrauter Toni Schmid. Der ehemalige Mi‑ nisterialdirigent und Herz‑ blut‑Opernfan stellte 30 Jahre lang in Bayreuth als Vertreter des Frei‑ staats die Weichen und war entscheidend daran beteiligt, Katharina Wagner als Festspielleiterin zu installieren. Am ver‑ gangenen Donnerstag machte er sich auf den Weg, um Katharina Wagner nach ihrer fünfmonatigen Abwesenheit zu sehen. „Sie wirkte gesund und munter. Unglaublich, wie schnell sie sich wieder gefangen hat. Ihre Lunge war verstopft, das beeinflusst ja auch andere Organe. Aber Katharina ist eine Kämpfernatur.“
Die Freude ist groß bei allen Wagneria‑ nern, bestätigt auch Nicolaus Richter, Vi‑ zechef des Richard‑Wagner‑Verbandes International: „Ich bin glücklich. Und ich hoffe, dass Katharina sich jetzt nicht gleich zu viel zumutet, hoffentlich kann sie auch dauerhaft mit dem Rauchen aufhören.“
SIE IST VOLLER ENERGIE UND FREUT SICH AUF DIE ARBEIT
Bankier Karl Gerhard Schmidt von der einflussreichen Mäzenatengesellschaft „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“freut sich auch: „Festspiele ohne Katharina konnte und wollte ich mir nicht vorstellen.“
Auf Katharina Wagner kommt jetzt eine Herkulesaufgabe zu: Festspiele in Corona‑ Zeiten zu organisieren. Die Salzburger Festspiele haben es vorgemacht, dass so etwas möglich ist. Aber in Bayreuth ist das ungleich schwerer, sagt Karl Gerhard Schmidt: „Die 2000 Sitze im Zuschauerraum sind sehr nah platziert, viele Besucher sind in der Risikogruppe ab 60. Und was wird mit den im Orchestergraben eng sitzenden Musikern und den Chören bei den großen Wagner-Opern?“
„Unser Ziel muss sein, nächstes Jahr die Bayreuther Festspiele zu veranstalten. Bis Weihnachten müssen wir ein Konzept erarbeiten“, fordert Georg von Waldenfels. Bayerns Ex‑Finanzminister ist der mäch‑ tige Verwaltungsratsvorsitzende der Fest‑ spiele – und ein enger Vertrauter von Katharina Wagner. „Ich habe mit ihr telefoniert. Sie ist voller Energie und freut sich auf ihren Schreibtisch und ihre Arbeit.“
Ihren Lebensstil hat Katharina Wagner bereits geändert. Sie raucht nicht mehr, will sich regelmäßiger bewegen und Throm‑ bosestrümpfe tragen. Komplett durchge‑ checkt fühlt sie sich fit.
Aber Bayreuth wäre nicht Bayreuth ohne Intrigen und menschliche Egozen‑ trik. Ein Konfliktfeld ist das kaum mehr zu kittende Verhältnis von Katharina Wagner zum kaufmännischen Geschäftsführer Holger von Berg, dessen Vertrag noch bis Frühjahr 2021 läuft. In Bayreuth erzählen viele, dass die beiden nicht miteinander können und die ständigen Querelen Ka‑ tharina auch gesundheitlich zugesetzt hätten. Dieser Machtkampf wird weiter schwelen. Ein Ring der Niederungen.
SCHÖN, DASS KATHARINA WIEDER GESUND UND MUNTER WIRKT