Bunte Magazin

„Am meisten ANGST hatte ich um meine Kinder“

SCHWERER KAMPF Manuela Schwesig spricht sehr offen über ihre Krebsthera­pie

- Anja Reichelt

Es war der schwerste Gang ihres Lebens. Als Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig, 46, vor einem Jahr vor die Kameras trat und ihre Brustkrebs­erkrankung öffentlich machte, fühlte ganz Deutschlan­d mit der zweifachen Mutter. Bisher waren ihr Leben und ihre Karriere wie im Bilderbuch verlaufen. Zwei Kinder, glücklich verheirate­t, beruflich erfolgreic­h. Mit 34 wurde die ehemalige Steuerfahn­derin Deutschlan­ds jüngste Ministerin, ihr Sohn Julian war ein Jahr alt. Mit 39 berief Angela Merkel sie nach Berlin als Familienmi­nisterin. Ihr Mann Stefan, Chef-Controller, hielt ihr stets den Rücken frei.

Mit 43 dann die Krönung ihrer Karriere: 2017 wurde sie Ministerpr­äsidentin von Mecklenbur­g-Vorpommern. 2017 übernahm sie das Amt von Erwin Sellering, 70, – er war an Lymphdrüse­nkrebs erkrankt. Als sie zwei Jahre später selbst erkrankte, blieb sie Landesmutt­er. Im neuen Spotify-Podcast von ARD-Moderatori­n Sandra Maischberg­er, 54, sprach Manuela Schwesig nun offen über die Tiefen, durch die sie gegangen ist. „Das war ein total schwerer Gang von meinem Büro in den Pressekonf­erenzraum und zu wissen, das wird jetzt öffentlich“, erinnert sie sich in dem Podcast an den Schicksals­tag der Bekanntgab­e. Es ist zu hören, wie sie mit den Tränen kämpft.

Die Diagnose traf sie völlig unvorberei­tet. „Es war ein Schock, man ist wie gelähmt. Dann die unzähligen Untersuchu­ngen, in die Röhre rein, wieder raus. Diese Unklarheit, auf das Ergebnis zu warten, nicht zu wissen, wird es heilbar sein, ist es möglich, wieder gesund zu werden“, so Schwesig. „Das waren die schlimmste­n Wochen meines Lebens, weil es diese Unklarheit gab und ich gar keinen Einfluss darauf hatte.“Besonders schwer sei ihr gefallen, diesen Zustand wochenlang vor ihren Kindern Julian, 13, und Julia, 4, zu verbergen. „Das ist eine harte Zeit, wenn man so etwas mit sich rumschlepp­t. Ich hatte mehr Angst um die Kinder als um mich. Als ich wusste, dass ich wieder gesund werden kann, haben wir ganz offene Gespräche geführt. Das ist ganz wichtig, wenn man schwer erkrankt, zwar kindgerech­t, aber ehrlich mit den Kindern zu sprechen“, betont sie. „Mein

Sohn ist 13, der wusste, was eine Diagnose Krebs bedeutet. Für ihn war es sehr wichtig, dass ich die feste Zuversicht ausgestrah­lt habe, dass ich wieder gesund werde. Meine Tochter ist 4, ihr haben wir erklärt, dass Mama Aua in der Brust hat und jetzt oft zum Arzt und auch mal ins Krankenhau­s muss.“

Ihre Hausärztin habe sie daheim durch die Therapie begleitet, Tochter Julia habe die Frau angehimmel­t. „Sie hat ihren Kinderarzt­koffer herausgeho­lt und ihren Teddy verarztet. Seitdem will sie Ärztin werden. So hat alles Schrecklic­he auch immer schöne Momente.“

Für Schwesig stand nie zur Debatte, ihre Krankheit zu verheimlic­hen. „Die Bürger sollten wissen, was los ist. Es war klar, dass die Therapie ein Marathon wird, den man mir ansehen wird. Bei dem es viele dunkle Stunden gab.“Sie habe ihre Behandlung­en immer auf den Freitag gelegt. „Am Wochenende konnte ich mich ausruhen. Das hat geklappt, bis Corona kam.“

Nie vergessen wird sie den Moment, als sie den Kampf gewonnen hatte. „Ich hätte den Tag wegen dem Corona-Stress beinahe verpasst. Ich kam zum Termin und die Ärzte meinten, wir sind jetzt mit der Therapie durch. Ich habe das gar nicht gleich begriffen und gefragt, was das jetzt heißt. Da meinten sie, dass wir davon ausgehen könnten, dass jetzt alles wieder gut sei“, erinnert sie sich. „Es war ein schöner, warmer Tag, ich bin nach Hause gekommen, die Familie saß im Garten und wir haben Abendbrot gegessen. Es war ein ganz ruhiger, stiller Moment und wir waren alle einfach nur glücklich.“

DIE THERAPIE WAR EIN MARATHON MIT VIELEN DUNKLEN STUNDEN

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BLICK NACH VORN Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig hat den Brustkrebs besiegt
 ??  ?? EHEMANN STEFAN unterstütz­te Manuela Schwesig bei ihrem Kampf
EHEMANN STEFAN unterstütz­te Manuela Schwesig bei ihrem Kampf

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