Bio-Ware beruhigt vor allem unser GEWISSEN
Will man allerdings die gesamte Ökobilanz wissen, muss man auch andere Kriterien einbeziehen, wie Wasserverbrauch oder Einsatz von Düngemitteln.
Also kann ein Apfel verschiedene CO2-Werte haben? Natürlich. Wenn ich den Apfel in meinem Garten pflücke, dann ist er fast klimaneutral. Wurde er in Südtirol geerntet, rech‑ nen wir den Transport per Lastwagen oder Zug hinzu. Und wenn er in Chile produziert und mit dem Flieger nach Deutsch‑ land transportiert wurde, fällt die Klimabilanz wesentlich negativer aus.
Und wenn diese Äpfel in Plastik verpackt sind? Plastikmüll ist ein grundsätzliches Problem, aber die schlech‑ te Klimabilanz von Essen liegt in anderen Ursachen begrün‑ det: im Abholzen von großen Waldflächen, um Plantagen und Weideland zu schaffen, oder auch in den Treibhausgasen, die durch den Einsatz von Düngemitteln entstehen, sowie dem Methan, das Vieh‑, vor allem aber Rinderherden produzieren. Die Zahlen belegen es deutlich: Ein Drittel aller Treibhausgase und 70 Prozent des Trinkwasserverbrauchs der Erde gehen auf das Konto der Produktion von unseren Lebensmitteln. Mit un‑ serem Essverhalten können wir also wirklich einen Unter‑ schied machen!
Wie sehr belasten wir unser Klima, weil wir beispielsweise exotische Früchte um die halbe Erde transportieren? Viele Früchte, die nach der Ernte noch nachreifen, kommen per Schiff. Sicher nicht ideal, aber auch wenn ein Frachter viel Dreck in die Luft bläst – umgerechnet auf eine Ananas oder eine Kiwi ist dieser Wert eher unwesentlich. Grundsätzlich entstehen beim Transport von Lebensmitteln nur drei bis vier Prozent al‑ ler Treibhausgase.
Heißt das, ich kann unbesorgt Tomaten aus Südeuropa kaufen – trotz der langen Wege? In den Wintermonaten steigt die Klimabilanz von Tomaten aus regionalen Gewächshäusern von 0,3 auf 1,7 Kilogramm CO2 an, weil natürlich geheizt werden muss. Im Winter ist Importware aus Südeuropa deshalb wesentlich klimafreundlicher. Ab Mai kippt diese Bilanz und der Wert ändert sich zugunsten heimi‑ scher Gewächshaus‑Tomaten.
Bio und regional produzierte Lebensmittel liegen im Trend – auch bei Spitzenköchen. Sind wir damit auf der sicheren Seite? Diese beiden Labels sind wunderbare Marketinginstrumente und beruhi‑ gen das Gewissen des Verbrauchers. Allerdings muss man ge‑ nau hinschauen. Regionale Bio‑Ware stärkt natürlich die loka‑ len Bauern und schont die Böden. Und ohne Frage ist Bio‑Fleisch besser für das Wohl der Tiere als Fleisch, das aus Massentier‑ haltung stammt. Klimatechnisch macht es jedoch keinen Unter‑ schied, weil eine Kuh auf der Weide genauso viel Methan aus‑ stößt wie ein Tier aus Industrieanlagen.
Fleisch führt Ihren Index an, oder? Ein Kilo Kalbssteak bringt es auf 55,6 Kilogramm CO2. Ein Spit‑ zenwert! Um den Treibhausgas‑Ausstoß zu reduzieren, müss‑ ten wir den Verbrauch von Fleisch, Käse und Milch reduzieren. Fleischersatz wäre ein guter Weg, aber das führt zu Fabrik‑ essen – auch nicht gerade ideal.
AVOCADOS BRAUCHEN VIEL WASSER, VERURSACHEN ABER KAUM CO2