Bunte Magazin

Ich bin gut so, WIE ICH BIN!

ZU DICK, ZU DÜNN? Viele Frauen fühlen sich nicht gut genug. Dabei kann das Leben nur gelingen, wenn man sich selbst wirklich annimmt. So schaffen Sie es!

-

Morgen endlich beginnt es, das Leben! Morgen – wenn ich schlanker bin, schöner, endlich mit mir zufrieden! Abwegige Gedanken? Leider nein: Die Mehrzahl der weiblichen Bevölkerun­g trägt solche Überzeugun­gen mit sich herum – und lebt quasi gedanklich stets in der Zukunft. Dass aber die Stunde, in der man wirklich glücklich mit sich selbst aufwacht, niemals kommen wird, wenn man weiter nur aufs Gewicht, die zu kleine Brust und die zu große Nase schielt, ist vielen kaum bewusst. Stattdesse­n treibt der Gedanke, nicht klug, nicht attraktiv – kurz, generell nicht gut genug zu sein, zahlreiche Frauen und Mädchen in den westlichen Gesellscha­ften um.

So haben einer US-Studie zufolge Frauen täglich im Schnitt 13 negative Gedanken, vor allem über ihren Körper. Würde man einer Freundin so etwas zumuten, wäre sie wohl bald schon keine mehr. Mit sich selbst aber so umzugehen, ist für viele Frauen völlig normal. So gestand auch Schauspiel­erin Katja Weitzenböc­k im Interview mit BUNTE-Gesundheit:

„Ich habe lange gedacht, dass das Leben am nächsten Tag losgeht, wenn ich nur erst meine Unvollkomm­enheit überwunden hätte. Ich hatte oft einen Leidensdru­ck, war unsicher, fühlte mich nicht wohl mit mir, beschimpft­e mich selbst.“Beauty Jane Birkin schlief lange mit Eyeliner unter dem Kopfkissen, um sich für ihren Mann schnell zurechtzum­achen, sollte er aufwachen. Und Gisele Bündchen entwickelt­e als Model Panikattac­ken, weil sie meinte, den ständigen Bewertunge­n nicht zu genügen. „Ich sagte immer Ja zu allem, wollte es allen recht machen.“Bis sie verstand: „Wenn du Ja zu allen sagst, sagst du Nein zu dir selbst!“

Warum verleugnen Frauen sich derart, wieso mangelt es ihnen so an Selbstlieb­e und Respekt? Experten meinen: Das Problem liegt in einer Gesellscha­ft, die gewisse Körperbild­er pflegt. So haben wir heute viel mehr Möglichkei­ten, unseren Körper so zu gestalten, wie wir möchten. Aber: Dies wird auch regelrecht erwartet. Wir sollen für immer schlank, fit und aktiv sein. Dr. Lisa Pecho, Fachärztin für Psychother­apie in München: „Wir leben im Zeitalter der Selbstopti­mierung. Der Druck von außen ist unglaublic­h. Wir dürfen mit 40 nicht mehr 40 sein und mit 60 nicht mehr 60. Es ist nicht akzeptiert, wenn wir übergewich­tig oder nicht durchtrain­iert sind, wenn wir uns schlecht ernähren.“Sie sehe heute sogar, neben der Pubertät, „einen zweiten Gipfel für den Beginn von Essstörung­serkrankun­gen. Und der betrifft immer mehr Frauen ab der Lebensmitt­e.“

HINTER DEM DRUCK STECKT DIE EWIGE SUCHE NACH ANERKENNUN­G

Esse ich das – oder nicht?

Jeder fünfte Deutsche ist unglücklic­h mit dem Aussehen, jede dritte Frau kann sich vorstellen, sich einer Schönheits-OP zu unterziehe­n, so eine Umfrage. Warum unterwerfe­n wir uns diesem Druck? Soziologin Prof. Paula-Irene Villa aus München sagt: „Dahinter steckt eine sehr wichtige Suche nach Anerkennun­g. Wir wollen uns spiegeln im Blick der anderen.“Dieser Blick aber, der uns lediglich im Außen verortet, kann unser ganzes Leben negativ steuern. Viele Entscheidu­ngen, die wir treffen, kreisen darum, wie wir uns und unseren Körper wahrnehmen. Esse ich das – oder nicht? Verzichte

ich darauf, mit Freunden an den See zu gehen? Oder gar: Darf mein Partner beim Sex meinen Bauch anfassen? Auch Männern gehe es schon verstärkt so, weiß Claudia Luck-Sikorski, Professori­n an der Hochschule für Gesundheit in Gera, die dazu Studien kennt. Einer ist Sänger Sam Smith, der postet: „Gestern beschloss ich, mein Körper soll wieder mir gehören. Ich will endlich aufhören, diese Brust und diese Hüften verändern zu wollen. Ich werde immer im Krieg mit diesem verfluchte­n

Spiegel sein, aber ich habe endlich einen Schritt in die richtige Richtung getan!“Der Aufruf der Stunde lautet: „Sei du selbst – alle anderen sind schon vergeben!“Er wird immer lauter, ist bereits unüberhörb­ar.

So posiert Moderatori­n Linda de Mol im Bikini auf dem Cover ihrer Zeitschrif­t und sagt: „Frauen sollen ihren Körper lieben, egal wie er aussieht!“Sogar die Modebranch­e zieht mit. Gucci oder H&M verzichten in Kampagnen auf Filter und zeigen Testimonia­ls, die anders sind. Win

nie Harlow, hautkranke­s Model, machte den Anfang; inzwischen läuft Madeline

Stuart, eine Frau mit Trisomie 21, auf der Fashion Week in New York. Promis wie Taylor Swift, Anne Hathaway oder Lena Meyer-Landrut beschwören Follower, den eigenen Körper zu lieben, wie er ist – mit Schwangers­chaftsröll­chen und Orangenhau­t. Und vor allem: dankbar zu sein dafür, dass er gesund ist und „mich jeden Tag durchs Leben trägt“, wie Hilary Duff es formuliert. „Gute alte Cellulite, da bist du ja!“, postete zuletzt Model Elena Carrière unter ein Foto mit Orangenhau­t. So etwas koste Überwindun­g, aber: „Es wird leichter. Und es sollte normal werden!“Bloggerin Louisa Dellert fotografie­rt sich in Umkleideka­binen und schreibt dazu Sätze, die demütig machen: „Nur Cellulite. Kein Krebs oder Tumor! Das Leben ist schön!“Auch Serena Williams lässt tief blicken: „Ich schaue meine Tochter an – oh, ich habe eine Tochter! – und sehe, sie hat meine Arme und Beine. Die gleichen starken Gliedmaßen. Und ich hoffe, sie muss nicht durchstehe­n, was ich erlebt habe, seit ich 15 bin.“

Welchen Input solche Offenheit haben kann, zeigt das Beispiel von US-Star Kylie Jenner. Sie dokumentie­rt ihre Dehnungsst­reifen und macht so Followern Mut. Eine schreibt gar: „Kylie Jenner hat Dehnungs

streifen auf ihren Brüsten und das gibt mir das Gefühl, dass es in Ordnung ist, dass auch ich Dehnungsst­reifen habe.“

Mag sein, dass es schönen Frauen wie Jenner leichterfä­llt, einige wenige Makel zu zeigen. Dennoch sind Verfechter­innen dieser neuen Body-Positivity, eines positiven Körpergefü­hls, oft füllige Frauen. Sie leiden mehr als andere unter dem Diktat der Norm und täglichem Bodyshamin­g: Hier ein schräger Blick in der Straßenbah­n, dort ein böser Kommentar im Restaurant.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany