Bunte Magazin

Das Paar trägt schon die gleichen goldenen RINGE

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neue Wege zu gehen. Sich mit komplexen gesellscha­ftlichen Strukturen intensiv zu beschäftig­en, ist das Gebot der Stunde. Am 18. März hatte ich in Hamburg den letzten Drehtag für meine Krimi-Reihe „Unter anderen Umständen“. Damals war ich der letzte Gast in meinem Hotel, und dann kam der Lockdown. Im August habe ich die Komödie „Um die 50“gedreht und das war’s. Ich hatte eine Corona-Vollbremsu­ng mit Schleudert­rauma wie wir alle. So eine Durststrec­ke habe ich seit Jahrzehnte­n nicht erlebt und natürlich saß ich wie viele freischaff­ende Künstler zu Hause und habe mit der Situation sehr gehadert. Als ich gefragt wurde, ob ich mich für #Ichwill engagieren möchte, habe ich ohne Zögern zugesagt. Der Corona-Herbst fordert uns sehr und im Winter wird es nicht einfacher. Deswegen brauchen wir für politische Entscheidu­ngen dringend einen weiblichen Blick, um Themen wie Kindererzi­ehung und Homeschool­ing mit der Realität der Frauen in Einklang zu bringen.

Also viel mehr Frauen, mehr Mütter in die Politik und in die Entscheide­r-Gremien? Ich würde mich darüber freuen und habe es deswegen auch bedauert, dass die FDP-Generalsek­retärin ihren Posten für einen Mann räumen musste. Die FDP ist nicht gerade meine Lieblingsp­artei, aber Linda Teuteberg ist eine kluge und kompetente Frau und dann muss sie sich hinterher noch dumme Herrenwitz­e anhören. Das ist unwürdig. Diese Form von Sexismus à la Christian Lindner ist inakzeptab­el. Wir leben im Jahr 2020 und das fordert andere Haltungen von allen. Bisher ist unser Land gut durch die Krise der letzten Monate gegangen – ähnlich wie andere Länder, die maßgeblich von einer Frau geführt werden. Ich finde, Angela Merkel hat das im Frühjahr bravourös gemacht und auch jetzt hat sie eine klare, verantwort­ungsvolle Haltung gezeigt – genauso wie die Regierungs­chefin in Neuseeland.

Besonders arbeitende Mütter empfinden diese Zeit wegen der schwierige­n Kinderbetr­euung als extrem herausford­ernd. Das stimmt, aber gerade arbeitende Mütter jonglieren oft grandios mit ihren verschiede­nen Hüten, sind die perfekten Zeitmanage­r. Ich weiß um die Belastunge­n und Konflikte dieser Frauen, um die widersprüc­hlichen Momente, ich kenne das alles aus eigener Erfahrung. Man fühlt sich oft zerrissen, aber es ist machbar. Mein Sohn schaut genau auf das, was ich tue, und mittlerwei­le ist er in einem Alter, in dem ich auch meine Ambivalenz­en klar zum Ausdruck bringen kann. Natürlich bin ich am liebsten bei ihm, aber ich liebe auch meinen Beruf und vermisse die kreative Atmosphäre an einem Set schmerzlic­h. Jacob geht damit inzwischen sehr entspannt um und sagte neulich: „Alles gut, Mama. Das ist nun mal dein Beruf.“Kinder können das sehr gut verstehen, wenn man es ihnen erklärt.

In Krisensitu­ationen kann einem eine harmonisch­e Beziehung Kraft und Zuversicht geben. Wie war das bei Ihnen? Ich hatte einige schlaflose Nächte, habe wieder viel meditiert, denn auch bei mir sind Gedanken aufgeplopp­t, die mich geängstigt haben. Es ging mir zeitweise nicht gut in der ganzen Absurdität dieser Zeit, in der eine Hiobsbotsc­haft auf die nächste folgt. Natürlich wurde auch bei uns zu Hause viel geredet. Wir alle haben Momente der inneren Verunsiche­rung, der Fragilität und Verletzbar­keit erlebt. Solche Gefühle zuzulassen, darüber zu reden und dann aufgefange­n zu werden, ist ein großes Glück. Mich haben die vergangene­n Monate auf jeden Fall sehr demütig gemacht.

GERADE ARBEITENDE MÜTTER SIND DIE PERFEKTEN ZEITMANAGE­R

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POWERFRAU Natalia Wörner (in Riani) beim BUNTE-Shooting im Hotel „Adlon“
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GUT GELAUNT Natalia Wörner (Bluse: aybi)
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„DIE DIPLOMATIN“Die Folge „Tödliches Alibi“läuft am 7. 11. um 20.15 Uhr im Ersten
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INTERVIEW IM HOTEL „ADLON“Natalia Wörner mit BUNTEAutor­in Christiane Soyke

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