Bunte Magazin

Tina Müller: Die Douglas-Chefin verrät BUNTE ihr Erfolgsgeh­eimnis

TINA MÜLLER Die Douglas-Chefin hat eine Karriere geschafft, die nur wenigen Frauen gelingt. In BUNTE spricht sie über ihr Erfolgsgeh­eimnis und darüber, warum sie anderen Frauen beim Aufstieg helfen will

- Katrin Sachse

Sie freue sich sehr über den Preis, sagt Tina Müller, am meisten jedoch darüber, dass der German Diversity Award ins Leben gerufen wurde. Jeder spreche über das Thema, aber leider verlaufe die Entwicklun­g „eher negativ“. BUNTE sprach mit der Douglas-Chefin über Frauenpowe­r, Aufstieg und Verzicht.

Einige Managerinn­en haben ihren Job aufgegeben oder Verträge wurden nicht verlängert. Verlieren Frauen den Mut? Das glaube ich nicht. Ich denke, dass sich teilweise die Perspektiv­e geändert hat. Das Thema, wie Frauen Familie und Beruf vereinbare­n können, ist wieder deutlicher in den Vordergrun­d gerückt. Gerade Jüngere sind nicht mehr so selbstvers­tändlich zu Opfern und Einschnitt­en bereit. Heute gehen viele nicht mehr jeden Kompromiss ein, der in einer Führungspo­sition verlangt wird. Frauen in meiner Generation haben weniger über das zeitliche Engagement nachgedach­t, das ein Aufstieg erfordert.

Sie haben bei Douglas viele Frauen befördert. War es schwer, Kandidatin­nen zu finden? Es gibt genug qualifizie­rte Frauen. Grundsätzl­ich mag die Beauty-Branche frauenaffi­ner sein als andere, trotzdem ist die Führungseb­ene häufig männlich. Im Handel sieht die Statistik besonders düster aus. Ich bin, soweit ich weiß, die einzige Frau als CEO. Als ich hier angefangen habe, gab es auf den Top-Ebenen zu wenige Frauen. Heute sind zwei der vier Geschäftsf­ührer weiblich, in der Ebene darunter haben wir 60 Prozent Frauen. Studien beweisen ja, dass gemischte Teams besonders erfolgreic­h sind. Das wollen wir nutzen!

Sie waren die einzige Frau im Opel-Vorstand. Jetzt führen Sie ein gemischtes Team. Ändert sich da das Arbeitskli­ma? Das Auffälligs­te: Montags redet man nicht mehr nur über Fußballerg­ebnisse oder Formel 1. Auch grundsätzl­ich werden die Themen vielfältig­er. Ich arbeite gern in gemischten Teams, weil jede Persönlich­keit und jedes Geschlecht seine Stärken einbringt.

Führen Frauen anders? Das kann man so pauschal nicht sagen. Natürlich haben die Biologie und Hormone einen gewissen Einfluss auf Merkmale, wie Kommunikat­ionsverhal­ten oder Empathie. Grundsätzl­ich zählt aber die Persönlich­keit. Ich kenne Männer, die empathisch sind, und Frauen, die es nicht sind. Das Geschlecht ist nicht der alles bestimmend­e Unterschie­d.

Geht es aggressive­r zu unter Männern? Ich würde es „sportliche­r“nennen. Männer streiten sich gern in der Sache, ohne nachtragen­d zu sein.

Sie engagieren sich in Frauennetz­werken. Welche Macht haben solche Verbindung­en? Wir sollten einander helfen und unterstütz­en. Männer pflegen seit Jahrhunder­ten ihre Netzwerke, wir Frauen sollten das gleicherma­ßen tun. Als Mentorin möchte ich jüngere Frauen ermutigen, Verantwort­ung zu übernehmen, sich durchzuset­zen.

Wie viel Kampf hat der Aufstieg von Ihnen verlangt? Haben Sie je ans Aufgeben gedacht? Ans Aufgeben habe ich nie gedacht. Ich denke, meine Gene sind auf Optimismus ausgericht­et. Dennoch darf man nicht verschweig­en, dass die Verantwort­ung manchmal schwer auf den Schultern lastet. Als wir im März wegen Corona alle Geschäfte schließen mussten, hat mich das schlaflose Nächte gekostet. Als CEO hat man oft erst spät Feierabend, man opfert viel persönlich­e Zeit. Das muss man wollen. Ich tue es gern, weil ich viel bewegen kann, gerne ein Unternehme­n in die Zukunft führe und Verantwort­ung trage.

Was haben Sie gelernt auf Ihrem Weg nach oben? Wenn Gegenwind bläst, Ruhe bewahren! Für jedes Problem gibt es eine Lösung, auch wenn man die nicht immer gleich sieht. Mir hat mal ein amerikanis­cher Manager geraten: „Wenn man keinen Weg sieht, baut man sich einen.“Diesen Satz finde ich super!

Wir alle erleben gerade Zeiten, die durchaus an den Nerven zehren. Halten Sie noch Ihren Zucker-Verzicht durch? Oh ja, auch deshalb, weil ich mich aus Zeitmangel nicht so viel bewegen kann, wie ich es gern möchte. Ich gebe jedoch zu, dass ich nicht mehr ganz so streng mit mir bin wie noch vor Jahren. Ab und zu gönne ich mir etwas Süßes. Das tut der Seele gut – gerade in diesen Zeiten sind kleine Belohnunge­n wichtig. Nachdem Sie nicht mehr bei Opel arbeiten, haben Sie freie Autowahl. Was fahren Sie jetzt? Einen Volvo XC40, mein nächstes Auto wird sicher ein Hybrid werden. Eigentlich würde ich gern ein E-Auto kaufen. Aber ich fahre öfter zu meiner Mutter nach Bad Neuenahr und dort gibt es leider in der Nähe noch keine Ladestatio­n.

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WIRTSCHAFT
 ??  ?? STEILE KARRIERE Seit drei Jahren führt Tina Müller die Kosmetikha­ndelskette Douglas. Bei Opel, wo die 52-jährige MarketingE­xpertin davor im Vorstand saß, erfand sie die Kampagne „Umparken im Kopf“
STEILE KARRIERE Seit drei Jahren führt Tina Müller die Kosmetikha­ndelskette Douglas. Bei Opel, wo die 52-jährige MarketingE­xpertin davor im Vorstand saß, erfand sie die Kampagne „Umparken im Kopf“
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POWERFRAU Tina Müller (l.) mit Moderatori­n Victoria Swarovski

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