Sophia Loren: Die Diva kommt zurück mit einem rührenden Film
SOPHIA LOREN Die große Diva feiert ihr FilmComeback und spricht über Liebe, Alter und ihren Blick nach vorn
MEINE KINDER SIND DAS WUNDERBARSTE, WAS MIR PASSIERT IST
Seit elf Jahren drehte Sophia Loren, Italiens Diva mit Hollywood-Ruhm, keinen Film mehr. Das Comeback der 86-Jährigen erleben wir nun auf Netflix. Lorens Sohn Edoardo Ponti, 47, führte Regie bei „Du hast das Leben vor dir“nach dem gleichnamigen Roman von Romain Gary († 1980). Eine berührende Geschichte um Madame Rosa, eine Ex-Prostituierte und Auschwitz-Überlebende, die einen 12-jährigen arabischen Jungen als Ziehkind aufnimmt.
Wir haben Sie schon lange nicht mehr in einem Film gesehen. Was haben Sie die ganze Zeit gemacht? Mit meinen Enkeln gespielt. Die werden ja immer älter, da muss ich die Zeit nutzen. Ich habe sowieso schon genügend Filme gedreht. Da muss ich nicht um jeden Preis vor der Kamera stehen – nur, wenn es sich lohnt.
Sie sind mit 86 aber hoffentlich noch nicht müde? Ich fühle mich wie 25. Wenn ich die richtigen Angebote bekomme, wie jetzt mit „Du hast das Leben vor dir“, dann habe ich große Lust darauf. Aber ich gebe zu: Mit 25 habe ich besser ausgesehen. Dafür habe ich immer noch einen wunderbaren Charakter. Den brauche ich auch, je älter ich werde. Du kannst nicht sagen: „Mamma mia, was bin ich alt.“Nein, nein. Kopf hoch, sieh’s positiv!
Woher kommt diese Lebensenergie? Die habe ich von meiner Mutter. Und ich bin Neapolitanerin. Ich mag meinen Spaß, ich liebe die Menschen. Ganz besonders, wenn sie Humor haben. Waren Sie schon mal in Neapel?
Leider nicht. Da müssen Sie unbedingt hin, das ist eine der schönsten Städte der Welt. Wenn die Menschen dort sprechen, werden Sie nichts verstehen, aber Sie kriegen davon trotzdem gute Laune. Sie sollten auch Italienisch lernen. Eine wunderbare Sprache. Selbst wenn die Grammatik nicht einfach ist, mit der habe ich selbst manchmal meine Schwierigkeiten.
Können Sie denn Deutsch? Oh ja. Darf ich Ihnen etwas sagen? „Ich liebe dich.“Was halten Sie davon?
Klingt wunderbar. Es gibt zwei Arten, wie du dein Leben führen kannst: Du bist schlecht drauf oder du liebst. Und ich habe mich für die Liebe entschieden.
Wie zeigen Sie Ihre Liebe? Beim Kochen. Das ist ein Liebesakt. Denn hier geht es darum, sich dem anderen hinzugeben. Dabei versuche ich, meinen ganzen Einfallsreichtum zu zeigen. Deshalb kann ich das nicht jeden Tag machen. Verraten Sie uns die größte Liebe Ihres Lebens? Meine Familie. Ich wollte immer Kinder haben. Sie sind das Wunderbarste, was mir passiert ist. Sie sind der Sinn meines Lebens. Wenn du siehst, wie sie größer werden, wenn du dann anfängst, mit ihnen ernsthafte Unterhaltungen über das Leben zu führen, das ist eine unvergessliche Erfahrung.
Durch den Lockdown sind Sie jetzt von Ihren beiden Söhnen und deren Familien getrennt? Oh ja, ich vermisse sie. Ich muss geduldig sein. Ich verbringe die Zeit mit Nachdenken, Lesen. Ich liebe es auch zu schreiben. Ich möchte auch vorsichtig sein, deshalb bin ich jetzt in meinem Haus in Genf und versuche, in kleinen Dingen Freude zu finden. Doch wie das alles weitergehen wird – ich weiß es nicht.
Sie sind doch auch Katholikin… Ich glaube an Gott, an die Religion, absolut. Wenn ich sonst nichts tun kann, dann bete ich – auch für meine Kinder und ihre Kinder. Gleichzeitig müssen wir auch einander helfen.
Das tut die Frau, die Sie im Film spielen. Der zeigt auch, dass das Leben ein Ende hat … Doch das ist nicht die letzte Antwort. Ich glaube, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Danach kann nicht alles aus und vorbei sein. Wir dürfen nicht verzweifeln und uns hängen lassen. Auch in diesem Leben nicht. Wir dürfen nicht sagen: „Ich kann das nicht ertragen, ich will nicht mehr.“Da gibt einem die Religion Hoffnung.
Gibt es in diesem Leben etwas, was Sie lieber anders gemacht hätten? Was Sie bedauern? Ich bereue nichts. Ich habe mir alles, was ich erreicht habe, erarbeitet. Sicher, in meiner Kindheit habe ich den Krieg erlebt. Den kann und werde ich nicht vergessen. Aber ich habe auch meine Freude am Leben entdeckt. Ich habe mein großes berufliches Ziel gefunden – Schauspielerin zu werden. Und ich bin es geworden. Ich wollte für die Menschen etwas Gutes tun, ich habe die Chance dazu bekommen, und ich habe sie genutzt. Man muss wissen und immer daran denken, was man vom Leben will. Wer sich den Kopf zerbricht, was er oder sie hätte anders machen wollen, der denkt in negativen Kategorien. Sie müssen positiv eingestellt sein! Positiv – vergessen Sie das nicht. Und noch eines: Sie müssen Italienisch lernen!
MAN MUSS WISSEN, WAS MAN VOM LEBEN WILL