Der einstige Kinderstar Heintje spricht über die Drogensucht seines Sohnes
Als Kinderstar HEINTJE besang HENDRIK SIMONS die heile Welt. In seinem eigenen Leben musste er mit der Drogenabhängigkeit seines Sohnes kämpfen. Nun spricht er erstmals darüber
Das „Dümmste“, was Hendrik „Heintje“Simons, 65, je gemacht hat, war, ein Treffen mit MusikLegende Elvis Presley († 1977) abzusagen: „Elvis hatte mich eingeladen, in Las Vegas in seinem Vorprogramm aufzutreten“, erzählt er. „Neben Nancy Sinatra und irgendeiner Boygroup. Ich wurde damals bei den Amis als ‚europäische Sensation‘ gefeiert. Ich trat in großen Fernsehsendungen in Amerika auf; dadurch war Elvis auf mich aufmerksam geworden. Ich war schon in Los Angeles. Es wäre also nach Las Vegas gar nicht so weit gewesen.“Doch sein geliebtes Pony, das zu Hause in den Niederlanden auf ihn wartete, war dem damaligen Kinderstar wichtiger gewesen. War er tatsächlich so ein artiger Junge? Er schüttelt den Kopf: „Na ja, ich war nicht so brav wie mein Image. Ich war genauso ein Bengel wie viele andere auch.“
Hatten Sie auch mal eine Lebensphase nach dem Motto „Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll“?
Viele Leute sagen, so was gehört zum Leben dazu. Ich finde nicht. Da bin ich dann doch sehr konservativ. Gott sei Dank habe ich niemals Drogen gebraucht, habe nie versucht, Probleme mit Alkohol, mit Drogen oder sonst was zu verdrängen. Wenn ich links und rechts des Weges – auch in der Musikbranche – Leute sehe, die Drogen konsumieren, dann wird mir ganz anders. Ich dachte auch, hier auf dem Dorf findet so was nicht statt. Da hatte ich mich aber grundlegend getäuscht. Hier ist das genauso schlimm. Ich gehöre zu den Exoten, weil ich überhaupt nichts nehme. Die Kinder kriegen auf dem Schulhof alles, was sie möchten. Das ist extrem. Marihuana raucht hier so gut wie jeder.
Hatten Sie jemals Angst um Ihre Kinder, dass sie in der Schule mit Drogen in Berührung kommen? Ja klar, ich hatte da wirklich große Probleme! Pasqual, mein ältester Sohn, war drogenabhängig. Da blieb es nicht beim Hasch-Zigarettchen. Da stehst du als Vater dumm da. Das ist nicht lustig! Wenn dein Kind tief reinrutscht in diesen Drogensumpf – wie willst du ihm beibringen, dass das großer Mist ist?
Wie sind Sie Ihrem Sohn gegenüber damit umgegangen? Eine Zeit lang konnte ich gar nicht mit ihm umgehen. Der hat mich nicht ernst genommen. Der hat mich noch nicht mal wahrgenommen. Vor allem, wenn Kinder schon ein gewisses Alter erreicht haben, wird’s schwierig. Mein Sohn hat das ja nicht gemacht, als er noch zwölf oder 13 Jahre alt war. Er war schon über 20, als er ins Drogenmilieu abgerutscht ist. Dann gehen Sie da mal hin und sagen Ihrem Kind, dass es doch bitte auf den Pfad der Tugend zurückkehren soll. Da kriegen Sie sofort die Antwort: „Du hast mir gar nichts mehr zu sagen!“An Pasqual habe ich in dramatischer Weise beobachten können, wie ein Mensch sich verändert, wenn Drogen sein Leben bestimmen. Ich dachte: Das ist nicht mehr mein Kind, so, wie ich es kannte oder wie ich meine, es großgezogen zu haben.
Wie ist der Stand heute? Inzwischen ist wieder alles gut. Das gehört mittlerweile der Vergangenheit an.
Ist Ihr Sohn von selbst darauf gekommen, dass er auf dem falschen Weg war?
Erst als er am absoluten Tiefpunkt angelangt war. Heute weiß ich: Süchtige müssen erst diesen Tiefpunkt erreichen, ehe man ihnen helfen kann. Vorher sind die gar nicht offen für Hilfe. Erst als Pasqual ganz unten war, war er bereit, auf Entzug zu gehen und sich helfen zu lassen. Am liebsten hätte ich mein eigenes Kind eingesperrt, damit Pasqual diesen Dreck nicht mehr nimmt. So verzweifelt war ich. Aber wenn man so was macht, kommt gleich die Polizei. Du hast in so einer Situation als Elternteil ganz, ganz wenig Hilfe. Ein Süchtiger muss erst kriminell geworden sein, bevor die Polizei einschreitet. Vorher heißt es: „Der ist alt genug. Und solange er nicht aggressiv wird und andere Menschen verletzt, können wir nichts machen.“Ich wollte ihn in eine Entzugsklinik zwangseinweisen, aber auch das darfst du nicht, solange das nicht von einem Staatsanwalt angeordnet wurde. Also, die Gesetzgebung lässt die Eltern ziemlich allein mit dem Problem.
Sie sagen, Ihr Sohn sei so richtig am Boden gewesen. Was heißt das genau? Na ja, der hat schon härtere Sachen genommen. Eines Tages mussten wir ihn irgendwo auflesen, weil er zugedröhnt war, kaum noch ansprechbar. Er war in jeder Hinsicht am Ende – gesundheitlich, finanziell. Er ging ja schon lange nicht mehr arbeiten und bekam auch von mir kein Geld mehr. Wie willst du da noch überleben? Also, das war alles ein ziemlicher Albtraum.
ERST ALS PASQUAL GANZ UNTEN WAR, WAR ER BEREIT, AUF ENTZUG ZU GEHEN ICH WOLLTE MEINEN SOHN IN EINE ENTZUGSKLINIK EINWEISEN LASSEN