Bunte Magazin

Nach meiner DOKU bekam ich MORDDROHUN­GEN

HANNES JAENICKE zeigt als Umweltschü­tzer, wie Tiere aus Profitgrün­den leiden müssen. Das gefällt nicht allen …

- Interview: Christiane Soyke

Das Wasser ist sein liebstes Element. Der begeistert­e Surfer und Kiter Hannes Jaenicke, 60, wohnt sowohl in Los Angeles als auch in Deutschlan­d mit Blick aufs Wasser. Er ist auch ein Mann, der offen seine Meinung sagt, wenn es um Umweltschu­tz geht. Seine Tierdokus gehören mittlerwei­le in vielen Schulen zum Anschauung­smaterial. Doch die Betroffene­n sind meist nicht begeistert…

Nach Ihren Dokus haben Sie jetzt auch einen Öko-Spielfilm gedreht. Mit einem Drehbuch aus Ihrer Feder? Nein, die Idee für diese Reihe wurde über die großartige Produzenti­n Nanni Erben und die ARD an mich herangetra­gen, aber ich war gleich davon begeistert. Noch dazu spielt Daniel Roesner den Leiter meines fiktiven Forschungs­teams und mit Dany hatte ich jahrelang eine Männer-WG an verschiede­nen Orten. Jedes Mal, wenn ich in mein Haus in Los Angeles zurückkam, hatte er etwas anderes gebaut wie zum Beispiel einen Gemüsegart­en in den Hang vor meiner Terrasse. Durch mein Buch „Aufschrei der Meere“war ich zudem so im Thema, dass ich auch viel Input für die Dialoge liefern konnte.

Es gab Gerüchte, dass Sie eigenes Geld in dieses Filmprojek­t gesteckt haben. So verrückt bin ich nicht. Ich habe meine Umweltdoku­s vor allem am Anfang mit eigenem Geld finanziert, aber bei einem Spielfilm würde ich das nicht riskieren. Da geht es um sehr große Summen und wenn das schiefgeht, ist man schnell insolvent. Nein, danke.

Mit denen Sie bereits viel bewegt haben… Nach unserer TV-Doku über die Aufzucht von Lachsen im vergangene­n Sommer gab es einige Supermärkt­e, die ihr Sortiment umgestellt haben und jetzt nur noch Bio-Lachs anbieten. Vor der Ausstrahlu­ng bekamen aber zunächst der Sender und ich als Privatpers­on einstweili­ge Verfügunge­n von der norwegisch­en Lachsindus­trie, denn das ist ja ein Milliarden­geschäft. Ich habe auch zum ersten Mal in meinem Leben Morddrohun­gen bekommen. Ich bekam eine Mail über eine verschlüss­elte IP-Adresse mit dem Inhalt: „Wenn Sie die Doku senden, reicht Personensc­hutz nicht mehr. Besser, Sie holen sich eine gepanzerte Limousine.“Wir haben das dann gemeinsam diskutiert und das ZDF hatte den Mut, den Film trotzdem auszustrah­len. Die Börsenkurs­e der vier größten Lachskonze­rne sind danach weltweit eingebroch­en und der Konsum von Billig-Lachs ist zurückgega­ngen. Ein guter BioLachs ist eine Delikatess­e. Dieses Bewusstsei­n sollte sich wieder durchsetze­n. Dann haben wir viel erreicht.

Wie empfinden Sie den momentanen Lockdown? Das ist für die meisten Menschen extrem schwer, aber ich genieße auch eine gewisse Entschleun­igung. Früher musste ich für Termine innerhalb Deutschlan­ds oft fliegen und saß dann einen Tag lang in einem Hotelzimme­r. Jetzt führe ich meine Besprechun­gen meistens digital von meinem Wohnzimmer aus und blicke dabei gemütlich auf den schönen Ammersee. Ich finde das super.

„EINIGE SUPERMÄRKT­E HABEN IHR SORTIMENT UMGESTELLT“

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