Nach meiner DOKU bekam ich MORDDROHUNGEN
HANNES JAENICKE zeigt als Umweltschützer, wie Tiere aus Profitgründen leiden müssen. Das gefällt nicht allen …
Das Wasser ist sein liebstes Element. Der begeisterte Surfer und Kiter Hannes Jaenicke, 60, wohnt sowohl in Los Angeles als auch in Deutschland mit Blick aufs Wasser. Er ist auch ein Mann, der offen seine Meinung sagt, wenn es um Umweltschutz geht. Seine Tierdokus gehören mittlerweile in vielen Schulen zum Anschauungsmaterial. Doch die Betroffenen sind meist nicht begeistert…
Nach Ihren Dokus haben Sie jetzt auch einen Öko-Spielfilm gedreht. Mit einem Drehbuch aus Ihrer Feder? Nein, die Idee für diese Reihe wurde über die großartige Produzentin Nanni Erben und die ARD an mich herangetragen, aber ich war gleich davon begeistert. Noch dazu spielt Daniel Roesner den Leiter meines fiktiven Forschungsteams und mit Dany hatte ich jahrelang eine Männer-WG an verschiedenen Orten. Jedes Mal, wenn ich in mein Haus in Los Angeles zurückkam, hatte er etwas anderes gebaut wie zum Beispiel einen Gemüsegarten in den Hang vor meiner Terrasse. Durch mein Buch „Aufschrei der Meere“war ich zudem so im Thema, dass ich auch viel Input für die Dialoge liefern konnte.
Es gab Gerüchte, dass Sie eigenes Geld in dieses Filmprojekt gesteckt haben. So verrückt bin ich nicht. Ich habe meine Umweltdokus vor allem am Anfang mit eigenem Geld finanziert, aber bei einem Spielfilm würde ich das nicht riskieren. Da geht es um sehr große Summen und wenn das schiefgeht, ist man schnell insolvent. Nein, danke.
Mit denen Sie bereits viel bewegt haben… Nach unserer TV-Doku über die Aufzucht von Lachsen im vergangenen Sommer gab es einige Supermärkte, die ihr Sortiment umgestellt haben und jetzt nur noch Bio-Lachs anbieten. Vor der Ausstrahlung bekamen aber zunächst der Sender und ich als Privatperson einstweilige Verfügungen von der norwegischen Lachsindustrie, denn das ist ja ein Milliardengeschäft. Ich habe auch zum ersten Mal in meinem Leben Morddrohungen bekommen. Ich bekam eine Mail über eine verschlüsselte IP-Adresse mit dem Inhalt: „Wenn Sie die Doku senden, reicht Personenschutz nicht mehr. Besser, Sie holen sich eine gepanzerte Limousine.“Wir haben das dann gemeinsam diskutiert und das ZDF hatte den Mut, den Film trotzdem auszustrahlen. Die Börsenkurse der vier größten Lachskonzerne sind danach weltweit eingebrochen und der Konsum von Billig-Lachs ist zurückgegangen. Ein guter BioLachs ist eine Delikatesse. Dieses Bewusstsein sollte sich wieder durchsetzen. Dann haben wir viel erreicht.
Wie empfinden Sie den momentanen Lockdown? Das ist für die meisten Menschen extrem schwer, aber ich genieße auch eine gewisse Entschleunigung. Früher musste ich für Termine innerhalb Deutschlands oft fliegen und saß dann einen Tag lang in einem Hotelzimmer. Jetzt führe ich meine Besprechungen meistens digital von meinem Wohnzimmer aus und blicke dabei gemütlich auf den schönen Ammersee. Ich finde das super.
„EINIGE SUPERMÄRKTE HABEN IHR SORTIMENT UMGESTELLT“