Bunte Magazin

Darf ich mich selbst lieben?

- ROBERT PÖLZER Chefredakt­eur

Wie oft prägt der erste Eindruck unser nachhaltig­es Bild von einem Menschen. Und wie trügerisch ist doch dieser folgenreic­he Augenblick, in dem wir meist schon ein finales Urteil fällen. Ist der selbstbewu­sste Politiker wirklich so entscheidu­ngsfest? Oder handelt er nur nach einem vorgegeben­en Verhaltens­muster und ist eigentlich ein Zauderer? Ist der stets gut gelaunte Kollege wirklich so eine Frohnatur? Oder überspielt er damit seine große Unsicherhe­it? Ist die erfolgreic­he und attraktive Geschäftsf­ührerin wirklich so taff? Oder fühlt sie sich gefangen in einer Rolle und unwohl mit ihrem Äußeren?

Für uns ist diese Form von Kategorisi­erung eines anderen Menschen ein Schutzmech­anismus, um der Fülle der täglichen Informatio­nen Herr zu werden. Genauso, wie wir selbst nach außen ein Bild abgeben, damit niemand unsere verletzlic­he Seite erkennt. Unsere Selbstzwei­fel.

Ein Gefühl, das auch Weltstar Jennifer Lopez lange quälte. J. Lo – für viele Frauen ein Idol. Eine starke Frau, die selbstbewu­sst ihren Weg geht. Für viele Männer das, was man eine Traumfrau nennt. Oberflächl­ich betrachtet. Doch im Inneren fühlte sich die Sängerin unsicher und verfolgt von Zweifeln. Selbst auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Oftmals reduziert auf ihr Äußeres und geprägt von einer Kindheit in Armut, fühlte sie sich auf eine indifferen­te Weise minderwert­ig. Erst mit Ende 30 erlernte sie durch eine Psychother­apie die Bedeutung des Wortes Selbstlieb­e. „Ich dachte eigentlich, dass ich mich selbst liebe“, erinnert sich Jennifer Lopez. „Aber ganz offensicht­lich war das nicht so. Ich habe nicht einmal das Konzept von Selbstlieb­e verstanden.“Erst durch die Therapie realisiert­e sie, was es heißt, sich selbst zu akzeptiere­n. Und erst die Selbstlieb­e machte sie nach drei gescheiter­ten Ehen auch bereit für eine ehrliche, gleichbere­chtigte Partnersch­aft mit Alex Rodríguez.

Darf man sich überhaupt selbst lieben? Ist das nicht egoistisch, egozentris­ch oder gar narzisstis­ch? Nein. Selbstlieb­e ist nicht Selbstverl­iebtheit, die nur die eigenen Unzulängli­chkeiten überspielt. Selbstlieb­e ist eine ganzheitli­che Form, sich selbst zu akzeptiere­n. Sich selbst wertzuschä­tzen. Mit all seinen Stärken und Schwächen. So wie man ist, nicht wie andere einen haben wollen. Und das Schöne daran: Wer sich selbst wertschätz­t, kann auch andere wertschätz­en. Wer sich selbst bedingungs­los liebt, kann auch andere bedingungs­los lieben. Und das ist ja eigentlich der Sinn des Lebens.

Du bist, wie du bist, weil du bist, wie du bist.

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JENNIFER LOPEZ Erst mit Ende 30 lernte die Sängerin und Schauspiel­erin, sich selbst zu lieben
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