„Wir Frauen lassen uns von Männern nichts vormachen“
GABY HAUPTMANN Die Bestsellerautorin hat immer ihre Unabhängigkeit verteidigt – auch wenn es Opfer kostete
Die Frauen in ihren Romanen bekommen das Leben immer irgendwie in den Griff – trotz Kummer, Geldnot oder Liebes-Chaos. Gaby Hauptmann, Bestseller-Autorin vom Bodensee, kennt sich aus mit Ladys, die ihre Unabhängigkeit verteidigen und trotzdem der Liebe verfallen können – wenn der Richtige kommt. Schließlich gehört die 63-Jährige selbst zu dieser Kategorie: Sie hat immer ihr eigenes Geld verdient, ihre Tochter allein großgezogen und für einen Mann hat sie niemals ihre Freiheit geopfert. „Wir Frauen sind auch alleine stark“, sagt Gaby Hauptmann, deren neuer Roman gerade erschienen ist, im BUNTE-Interview. „Wir lassen uns von Männern nichts vormachen!“
„Unsere allerbeste Zeit“heißt Ihr neues Buch. Woher weiß man, wann die kommt? Wir leben oft in der Vergangenheit oder denken ständig an die Zukunft. Man sollte das Jetzt viel mehr schätzen lernen und es als die allerbeste Zeit gestalten.
Braucht man für diese Haltung eine Lebensreife? Ich hatte schon immer die Gabe, in mir zu ruhen. Wenn ich auf meinem Balkon sitze und auf den Bodensee schaue, denke ich oft darüber nach, was uns die Natur schenkt. Oder über eigene Ziele. Und akzeptiere, dass Ziele sich ändern können oder nicht erreicht werden.
Welche hatten Sie als junge Frau? Ich hatte Leidenschaften und auch Talente: schreiben, malen, Musik. Das habe ich damals gar nicht als etwas Wertvolles erkannt. Damals dachte ich, ich müsste irgend etwas Schwieriges machen, vielleicht Physik studieren, um mich zu beweisen.
Sie haben dennoch auf Ihre Talente vertraut. War der Weg deshalb leichter? Ich war voller Energie, habe meist mehrere Jobs gleichzeitig gemacht. Mit Anfang 30 kam noch meine Tochter auf die Welt, die ich allein großgezogen habe. Mir war bewusst, dass ich diesen Einsatz bringen muss, wenn ich unabhängig sein will.
Woher kommt Ihre Freiheitsliebe? Die habe ich von meiner Mutter geerbt. Sie hat meinen Vater sehr geliebt, aber geheiratet hat sie, weil eine wilde Ehe unschicklich war. Trotzdem hat sie sich immer die Freiheit genommen zu tun, was sie für richtig hielt. Uns Kindern hat sie beigebracht, eigene Wege zu gehen und für die Konsequenzen einzustehen.
Sie haben nie geheiratet. Hatten Sie nie das Gefühl, sich in ein bürgerliches Bild fügen zu müssen? Nein. Nie!
Und waren Sie nie so verliebt, dem Versuch nachzugeben? Ich war in jeder meiner Beziehungen sehr verliebt. Aber mein Weg hat sich über viele Stufen weiterentwickelt. Ich wollte mich nie einschränken lassen, wollte mein eigenes Geld verdienen und wissen, was mir die Welt bietet.
Ihre Tochter haben Sie allein erzogen. Auch eine freie Wahl? Ich sag mal, sie war für mich ein nachträgliches Wunschkind, weil die Beziehung kurz nach der Geburt zu Ende war. In ihrem ersten Lebensjahr habe ich nicht gearbeitet und von meinen Ersparnissen gelebt. Für meine Tochter tat es mir leid, dass sie nicht in einer intakten Familie aufgewachsen ist. Sie hatte nacheinander liebevolle Väter, die sich allerdings nach der friedlichen Trennung nicht mehr um sie gekümmert haben. Was mir sehr leidtat. Bis heute finde ich das unverständlich.
Kennt Ihre Tochter ihren leiblichen Vater? Zunächst war er begeistert von dem Baby, aber nach unserer Trennung hat er nie mehr nach ihr gefragt, zu keinem Geburtstag gratuliert und trotz Wohlstands nur den geringstmöglichen Unterhalt gezahlt. Als meine Tochter 18 wurde, stand er vor der Tür. Wie hat Ihre Tochter reagiert? Nach dem Treffen sagte sie, er sei ziemlich alt. Das war witzig. Sie war jüngere Männer an meiner Seite gewöhnt.
Können Sie gut allein sein? Ich bin gern allein, zwischen meinen Beziehungen war ich immer eine Zeit lang Single. Ich kann also auch Frauen gut verstehen, die nach einer Trennung keinen Mann mehr wollen.
Dazu gehören Sie offenbar nicht. Seit sieben Jahren sind Sie wieder in einer festen Beziehung. Ja, es passt einfach. Als wir uns kennenlernten, fanden wir uns eigentlich nur sehr nett, spannend, vielleicht auch passend. Die Liebe kam mit der Zeit.
Weil Sie vorsichtig waren? Wir haben unsere Erfahrungen hinter uns – beide. Anfangs hat er in meinem Gästezimmer geschlafen. Als ich Pep meiner Mutter vorstellte, sagte sie: „Gaby, nicht, dass du gleich mit ihm schläfst.“Das hatte sie natürlich als Scherz gemeint, allerdings stand er daneben und er kannte den Humor meiner Mutter damals noch nicht. Ich musste furchtbar lachen, aber es war auch ein bisschen peinlich.
Sie strahlen unendlich viel Power und Selbstbewusstsein aus. Überfordert das nicht manche Männer? Sicher kann das anstrengend sein, nicht nur für Männer. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass oft nichts passiert, wenn ich es nicht selbst in die Hand nehme. Geduldig abzuwarten, ist nicht so mein Ding.
ICH KANN FRAUEN VERSTEHEN, DIE KEINEN MANN MEHR WOLLEN