Wie ihn der Krebstod seines Vaters verändert hat
JOCHEN SCHROPP will Menschen animieren, zur Krebsvorsorge zu gehen. Aus gutem Grund: Sein Großvater und Vater erlagen der tückischen Krankheit. In BUNTE spricht der Moderator über seine Angst zu erkranken
Sich vor der Kamera nackt auszuziehen, war für TV-Moderator Jochen Schropp, 42, eine „immense Herausforderung. Ich bin zwar ein offener, lustiger Typ und für den meisten Quatsch zu haben, aber wenn es nicht für die gute Sache gewesen wäre, hätte ich es nicht gemacht.“Doch die Teilnahme an der VOX-Sendung „Showtime of my Life – Stars gegen Krebs“war ihm eine Herzensangelegenheit. „Ich habe mich aktiv beworben und gesagt: ,Da möchte ich dabei sein.‘ Wenn ich mit der Aktion Leute aufrütteln kann und sie vielleicht zum Arzt gehen, dann ist das doch was Gutes.“
Er durchlebte im Rahmen der Sendung einen „extremen Schreckmoment“, als ein Arzt bei einer Untersuchung „Kalkablagerungen im Hoden“bei ihm feststellte. „Er meinte, dass es in meinem Alter nicht so schlimm sei, aber dass sich daraus Hodenkrebs entwickeln könne. Ich habe mich daraufhin an der Kölner Uniklinik untersuchen lassen, zum Glück ist alles okay. Aber da wurde mir mal wieder bewusst, wie viele Möglichkeiten der Krebsvorsorge man hat und dass man die unbedingt nutzen sollte, ehe es zu spät ist.“
Jochen Schropp weiß, wovon er spricht: Nicht nur sein Großvater erlag einem Krebsleiden, auch sein Vater Dieter starb 2007 mit nur 59 an Harnleiterkrebs. „Damals ist einfach viel zu viel schiefgelaufen“, sagt der beliebte TV-Star BUNTE. „Vielleicht hätte mein Vater nicht sterben müssen.“
Wurde die Krebserkrankung Ihres Vater nicht erkannt?
Exakt. Mein Vater wurde fehldiagnostiziert. Die Ärzte sagten, er habe einen Blasenstein. Erst viel später – viel zu spät – stellte sich heraus, dass er ein Harnleiterkarzinom hatte. Anfangs haben sie ihn nach Hause geschickt mit dem Ratschlag, ein Bad zu nehmen und ein warmes Bier zu trinken, damit würde sich der Stein lösen. Doch die Schmerzen wurden in den Folgemonaten immer stärker. Erst auf großen Druck hin wurde ein CT gemacht und festgestellt, dass sich bereits Metastasen in seinem Körper gebildet hatten. Daraufhin wurde er operiert. Als mein Vater nach sechs Monaten über starke Rückenschmerzen klagte, teilte ihm der Arzt mit, das sei wohl psychosomatisch bedingt, und vertröstete ihn nochmals für mehrere Wochen. Bei einer weiteren Untersuchung erkannten sie den Ernst der Lage: Elf Stunden wurde er operiert. Der Krebs war sehr aggressiv. Insgesamt kämpfte mein Vater drei Jahre gegen den Harnleiterkrebs, leider vergeblich.
Wie präsent ist Ihnen noch die Zeit der Erkrankung Ihres Vaters?
Ich habe Schlüsselmomente, die ich nie vergessen werde: Zum Beispiel, als ich kurz vor seinem Tod nach Hause kam und gesehen habe, wie schwach und antriebslos er ist. So kannte ich ihn einfach nicht: Mein Vater war immer ein wahnsinnig geselliger Typ. Er war Lehrer, mochte Menschen, Kinder und den Umgang mit allen. Die meisten meiner Charaktereigenschaften habe ich von ihm. Aber das, was ihn ausmachte und was er schätzte, konnte er am Ende nicht mehr genießen. Das zu erleben, war für mich sehr schmerzhaft und traurig. Mein Vater hatte immer gern Gäste zu Besuch und liebte es zu kochen. Ein richtiger Genussmensch. Doch aufgrund seiner Krankheit zog er sich mehr und mehr zurück. Dazu kam, dass die Chemotherapie seinen Geschmackssinn beeinflusste, und vieles, was er früher liebte, konnte er im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr riechen oder schmecken. Sein Leben veränderte sich dadurch immens. Er war so hilflos. Furchtbar war das.
Haben Sie Angst, dass Sie aufgrund Ihrer Familiengeschichte eine erbliche Veranlagung für Krebs haben?
Die Gedanken habe ich durchaus. Diese eigene Sterblichkeit ist sehr präsent, wenn man zwei so nahe Angehörige an Krebs verloren hat wie ich. Mein Vater war gerade mal 59, als er starb, 56 war er, als er erkrankte. Da rechne ich dann schon: Ich bin 42, habe ich jetzt noch 15 gute Jahre – und dann? Was mache ich mit der mir verbleibenden Zeit? Wie gut lebe ich? Mich belastet das. Mein Freund, der ja nun schon seit drei Jahren an meiner Seite ist, versucht, mich immer wieder einzufangen und runterzuholen. Ihn stresst das schon gelegentlich. Aber ich habe schon Angst davor, vielleicht zu erkranken und früh zu sterben.
Wie oft gehen Sie zur Vorsorge? Ich habe die Vorsorge in den letzten Jahren schleifen lassen, aus mehreren Gründen. Ich habe es schon erlebt, dass die Ärzte zu mir sagen: „Was machen Sie denn hier? Sie sind doch noch viel zu jung.“Durch „Showtime of my Life“habe ich einen Arzt gefunden und überlege, alle halbe Jahre zur Vorsorge zu gehen.
Sie sind noch oft am Grab Ihres Vaters?
Nein. Ich war tatsächlich kaum da. Jeder geht anders mit der Trauer um. Ich weiß nicht, ob ich das verdränge und mich vor dem Gang drücke, aber ich glaube nicht, dass es der Ort ist, wo ich ihm besonders nahe bin. Ich führe oft noch Zwiegespräche mit meinem Vater. Diese Verbindung wird auch nie aufhören.
Wie ist es, wenn Sie sich Fotos oder alte Filmaufnahmen von ihm anschauen?
Fotos gehen, die sind je nach Erinnerung und Tagesform mal schmerzhafte, mal voll schöne Erinnerungen. Die alten VHS-Filme habe ich noch nicht angerührt. Davor habe ich Ehrfurcht und Angst, was das mit mir machen wird. Tatsächlich habe ich mir nach der Sendung, in der ich gedanklich ja alles noch mal durchlebt habe, überlegt, dass ich mir die Filme nun endlich mal anschaue. Ich denke, ich bin nun bereit.
„ICH HABE ANGST, AN KREBS ZU ERKRANKEN UND FRÜH ZU STERBEN“