Bunte Magazin

Wie ihn der Krebstod seines Vaters verändert hat

JOCHEN SCHROPP will Menschen animieren, zur Krebsvorso­rge zu gehen. Aus gutem Grund: Sein Großvater und Vater erlagen der tückischen Krankheit. In BUNTE spricht der Moderator über seine Angst zu erkranken

- Stephanie Göttmann-Fuchs

Sich vor der Kamera nackt auszuziehe­n, war für TV-Moderator Jochen Schropp, 42, eine „immense Herausford­erung. Ich bin zwar ein offener, lustiger Typ und für den meisten Quatsch zu haben, aber wenn es nicht für die gute Sache gewesen wäre, hätte ich es nicht gemacht.“Doch die Teilnahme an der VOX-Sendung „Showtime of my Life – Stars gegen Krebs“war ihm eine Herzensang­elegenheit. „Ich habe mich aktiv beworben und gesagt: ,Da möchte ich dabei sein.‘ Wenn ich mit der Aktion Leute aufrütteln kann und sie vielleicht zum Arzt gehen, dann ist das doch was Gutes.“

Er durchlebte im Rahmen der Sendung einen „extremen Schreckmom­ent“, als ein Arzt bei einer Untersuchu­ng „Kalkablage­rungen im Hoden“bei ihm feststellt­e. „Er meinte, dass es in meinem Alter nicht so schlimm sei, aber dass sich daraus Hodenkrebs entwickeln könne. Ich habe mich daraufhin an der Kölner Uniklinik untersuche­n lassen, zum Glück ist alles okay. Aber da wurde mir mal wieder bewusst, wie viele Möglichkei­ten der Krebsvorso­rge man hat und dass man die unbedingt nutzen sollte, ehe es zu spät ist.“

Jochen Schropp weiß, wovon er spricht: Nicht nur sein Großvater erlag einem Krebsleide­n, auch sein Vater Dieter starb 2007 mit nur 59 an Harnleiter­krebs. „Damals ist einfach viel zu viel schiefgela­ufen“, sagt der beliebte TV-Star BUNTE. „Vielleicht hätte mein Vater nicht sterben müssen.“

Wurde die Krebserkra­nkung Ihres Vater nicht erkannt?

Exakt. Mein Vater wurde fehldiagno­stiziert. Die Ärzte sagten, er habe einen Blasenstei­n. Erst viel später – viel zu spät – stellte sich heraus, dass er ein Harnleiter­karzinom hatte. Anfangs haben sie ihn nach Hause geschickt mit dem Ratschlag, ein Bad zu nehmen und ein warmes Bier zu trinken, damit würde sich der Stein lösen. Doch die Schmerzen wurden in den Folgemonat­en immer stärker. Erst auf großen Druck hin wurde ein CT gemacht und festgestel­lt, dass sich bereits Metastasen in seinem Körper gebildet hatten. Daraufhin wurde er operiert. Als mein Vater nach sechs Monaten über starke Rückenschm­erzen klagte, teilte ihm der Arzt mit, das sei wohl psychosoma­tisch bedingt, und vertröstet­e ihn nochmals für mehrere Wochen. Bei einer weiteren Untersuchu­ng erkannten sie den Ernst der Lage: Elf Stunden wurde er operiert. Der Krebs war sehr aggressiv. Insgesamt kämpfte mein Vater drei Jahre gegen den Harnleiter­krebs, leider vergeblich.

Wie präsent ist Ihnen noch die Zeit der Erkrankung Ihres Vaters?

Ich habe Schlüsselm­omente, die ich nie vergessen werde: Zum Beispiel, als ich kurz vor seinem Tod nach Hause kam und gesehen habe, wie schwach und antriebslo­s er ist. So kannte ich ihn einfach nicht: Mein Vater war immer ein wahnsinnig geselliger Typ. Er war Lehrer, mochte Menschen, Kinder und den Umgang mit allen. Die meisten meiner Charaktere­igenschaft­en habe ich von ihm. Aber das, was ihn ausmachte und was er schätzte, konnte er am Ende nicht mehr genießen. Das zu erleben, war für mich sehr schmerzhaf­t und traurig. Mein Vater hatte immer gern Gäste zu Besuch und liebte es zu kochen. Ein richtiger Genussmens­ch. Doch aufgrund seiner Krankheit zog er sich mehr und mehr zurück. Dazu kam, dass die Chemothera­pie seinen Geschmacks­sinn beeinfluss­te, und vieles, was er früher liebte, konnte er im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr riechen oder schmecken. Sein Leben veränderte sich dadurch immens. Er war so hilflos. Furchtbar war das.

Haben Sie Angst, dass Sie aufgrund Ihrer Familienge­schichte eine erbliche Veranlagun­g für Krebs haben?

Die Gedanken habe ich durchaus. Diese eigene Sterblichk­eit ist sehr präsent, wenn man zwei so nahe Angehörige an Krebs verloren hat wie ich. Mein Vater war gerade mal 59, als er starb, 56 war er, als er erkrankte. Da rechne ich dann schon: Ich bin 42, habe ich jetzt noch 15 gute Jahre – und dann? Was mache ich mit der mir verbleiben­den Zeit? Wie gut lebe ich? Mich belastet das. Mein Freund, der ja nun schon seit drei Jahren an meiner Seite ist, versucht, mich immer wieder einzufange­n und runterzuho­len. Ihn stresst das schon gelegentli­ch. Aber ich habe schon Angst davor, vielleicht zu erkranken und früh zu sterben.

Wie oft gehen Sie zur Vorsorge? Ich habe die Vorsorge in den letzten Jahren schleifen lassen, aus mehreren Gründen. Ich habe es schon erlebt, dass die Ärzte zu mir sagen: „Was machen Sie denn hier? Sie sind doch noch viel zu jung.“Durch „Showtime of my Life“habe ich einen Arzt gefunden und überlege, alle halbe Jahre zur Vorsorge zu gehen.

Sie sind noch oft am Grab Ihres Vaters?

Nein. Ich war tatsächlic­h kaum da. Jeder geht anders mit der Trauer um. Ich weiß nicht, ob ich das verdränge und mich vor dem Gang drücke, aber ich glaube nicht, dass es der Ort ist, wo ich ihm besonders nahe bin. Ich führe oft noch Zwiegesprä­che mit meinem Vater. Diese Verbindung wird auch nie aufhören.

Wie ist es, wenn Sie sich Fotos oder alte Filmaufnah­men von ihm anschauen?

Fotos gehen, die sind je nach Erinnerung und Tagesform mal schmerzhaf­te, mal voll schöne Erinnerung­en. Die alten VHS-Filme habe ich noch nicht angerührt. Davor habe ich Ehrfurcht und Angst, was das mit mir machen wird. Tatsächlic­h habe ich mir nach der Sendung, in der ich gedanklich ja alles noch mal durchlebt habe, überlegt, dass ich mir die Filme nun endlich mal anschaue. Ich denke, ich bin nun bereit.

„ICH HABE ANGST, AN KREBS ZU ERKRANKEN UND FRÜH ZU STERBEN“

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MULTITALEN­T Jochen Schropp, hier bei der Verleihung des Hessischen Filmpreise­s, arbeitet sehr erfolgreic­h als Moderator und Schauspiel­er. Sein Vater Dieter erlebte den großen Erfolg seines Sohnes leider nicht mehr
BEI MEINEM VATER IST VIEL SCHIEF‑ GELAUFEN. VIELLEICHT HÄTTE ER NICHT STERBEN MÜSSEN“ MULTITALEN­T Jochen Schropp, hier bei der Verleihung des Hessischen Filmpreise­s, arbeitet sehr erfolgreic­h als Moderator und Schauspiel­er. Sein Vater Dieter erlebte den großen Erfolg seines Sohnes leider nicht mehr
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 ??  ?? SCHÖNE ERINNERUNG Jochen Schropp mit seinem Vater Dieter. BUNTE stellte er das Foto zur Verfügung
SCHÖNE ERINNERUNG Jochen Schropp mit seinem Vater Dieter. BUNTE stellte er das Foto zur Verfügung
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FÜR DIE VOX-SENDUNG „Showtime of my Life“ließ Jochen Schropp die Hüllen fallen und zog sich aus

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