So paradiesisch lebt er in St. Moritz
Der Künstler und Kosmopolit hat das fast 100 Jahre alte, ikonische Stadion in St. Moritz zu einem Familienhaus umgebaut – ein ehrgeiziges, gelungenes Projekt
Für Stühle & Sessel hat der Hausherr ein ECHTES FAIBLE
LÄRCHENUND ZIRBELHOLZ VERKÖRPERN FÜR MICH DIE ALPINE URKRAFT
Er verliebte sich in die IDEE, die verlassene Ruine umzubauen
Natürlich kannte er das Olympiahaus. Als Kind kam Rolf Sachs mit seiner Großmutter oft von Lenzerheide nach St. Moritz und dann residierte Elinor von Opel mit ihrem Enkel im Nobelhotel „Badrutt’s Palace“. Später bewohnte sein Vater Gunter Sachs hier die Turmsuite und die Winter waren ausgefüllt mit Wettkämpfen auf Skipisten und Eisbahnen. Unzählige Male raste Rolf Sachs als Jugendlicher auf der Bobbahn an dem verfallenen Olympiahaus vorbei. „So richtig wahrgenommen“hat er das schlanke, kantige Bauwerk jedoch erst Jahrzehnte später, als er es auf einer Kutschfahrt mit seiner damaligen Frau Maryam in der Ferne als rosa Punkt leuchten sah. „Ich verliebte mich in den Gedanken, das Gebäude zu einem Familienhaus umzubauen“, erzählt der 65-Jährige im Gespräch mit BUNTE.
Das sei völlig verrückt! Das sei unmöglich! Mit diesen Reaktionen versuchten Freunde damals, ihn von seiner Idee abzuhalten – in einem Punkt hatten die Skeptiker recht: Es war verrückt! Sieben Jahre dauerte es, bis Rolf Sachs die Genehmigung erhielt, die verlassene Ruine umzubauen. „Letztlich hat mir mein Status als Halb-Einheimischer geholfen“, erinnert sich Sachs, der einen Großteil seiner Jugend im Internat in Zuoz verbracht hatte und Schweizer Dialekt spricht. Nicht nur das: Als Präsident des „Dracula Clubs“und als Komiteemitglied des Bob-, Crestaund Corviglia-Ski-Clubs gilt der Künstler und Kosmopolit als eine Art inoffizieller Botschafter des Nobel-Skiorts.
Für den Umbau gewann Sachs einen alten Schulfreund, den renommierten Architekten Arnd Küchel, der im Engadin die Chalets vieler Prominenter entworfen hat. Beim Olympiahaus galten besondere Herausforderungen: Es musste denkmalgeschützt restauriert werden, dies war eine Auflage, auch dem Bauherren lag das am Herzen. Die Südseite erhielt große Fenster und die Öffnung, wo früher die Musikkapelle saß und die Nationalhymne spielte, wurde verglast. Zuletzt bekam die Schrift neuen Glanz: Stadion St. Moritz.
Im Inneren des schlanken Baus erinnert heute nichts mehr an die ursprüngliche Nutzung als Umkleideräume oder GastroBereich. Alles in diesem Künstlerhaus trägt nun die Handschrift des kreativen Hausherren: mit Filz bespannte Wände sowie viel Holz, vor allem Lärche und Arve (Zirbel). Die beiden Baumarten bedeuten für Sachs „die Verkörperung der alpinen Urkraft, weil sie unter widrigsten Bedingungen wachsen“.
An den Wänden hängen Bilder der russischen Avantgarde sowie Fotografien und natürlich finden sich in der Sammlung viele Designer-Möbelstücke – besonders Stühle, für die Sachs ein Faible hat. Besonders gelungen sei ihm das Wohnzimmer, erzählt der Künstler. In die Einrichtung sei „viel Intuition und viel Gedankengut“geflossen – „ein echter Wurf“.
Rund zwei Monate verbringt Rolf Sachs in St. Moritz, hier versammelt sich gern die Familie. Zu der gehört derzeit auch Gemeindevorstand Christian Jott Jenny, der als WG-Partner eingezogen ist. Der Turm im Olympiahaus ist ein ganz besonderes Reich. Über die Treppen steigt man nach oben, vorbei an einem Zimmer mit Glasfront, vorbei an der Bibliothek, bis man schließlich ein kleines Gästezimmer erreicht. Von hier oben öffnet sich ein berauschender Blick übers Tal. In melancholischen Stunden erscheint die Welt noch immer wie 1928.
MEIN STATUS ALS HALB-EINHEIMISCHER HAT MIR GEHOLFEN
IN DER ÖFFNUNG DER MAUER SPIELTE FRÜHER DIE MUSIKKAPELLE