„Manchmal habe ich Muttergefühle für meine Schwester“
ELISABETH LANZ Die beliebte Schauspielerin über die starken Frauen ihres Lebens, die ihr Glück ausmachen
Mit 20 Jahren wollte sie rasch 40 werden, um sich klüger zu fühlen. In diesem Jahr wird Elisabeth Lanz 50 und ist rundum glücklich: „Ich bin reich beschenkt: Ich darf spielen, bin gesund und habe eine tolle Familie.“Durch ihre Serie „Tierärztin Dr. Mertens“wurde sie bekannt, ab 9. Februar läuft im Ersten (jeden Dienstag ab 20.15 Uhr) die siebte und letzte Staffel. BUNTE sprach mit der Österreicherin, die in Bayern lebt, über das Leben und die Liebe.
Welche Menschen haben Sie in Ihrem Leben geprägt, waren es mehr Männer als Frauen?
Eindeutig Frauen, auch wenn ich einen sehr starken Vater hatte, der mich Courage gelehrt hat. Frauen sind nicht das schwache Geschlecht, sondern das starke. Zum Beispiel meine Schwester Barbara, die auch Schauspielerin ist. Sie ist die Löwin, zu der ich lange ein mütterliches Gefühl hatte. Ich war schon zwölf, als sie auf die Welt kam, Barbara war die Nachzüglerin in unserer Familie. Ich habe mir immer eine Schwester gewünscht, weil ich neben 100 „Geschwistern“im SOS-Kinderdorf mit zwei Brüdern lebte, die mir auch zugesetzt haben. Schon als meine Schwester noch im Mutterleib war, habe ich Briefe an sie geschrieben. Und später natürlich verwöhnt und verhätschelt. Und an die Welt der Kultur herangeführt. Als sie mich in Wien besuchte, waren wir ständig in Ausstellungen und Theaterstücken. Mit 16 hat sie dann ihre erste Rolle gespielt.
Es hat nie einen gemeinsamen Film mit ihr gegeben.
Ja, das wird noch kommen – am besten mit österreichischem Schmäh. Barbara hat sich natürlich auch von mir emanzipiert. Ich lebe in der Nähe von München mit meiner Familie in einem alten Schulhaus, Barbara im hohen Norden selbstbewusst in ihrem Umfeld. Das Schöne ist, wir reden über alles. Es ist mittlerweile eine besondere Art der Freundschaft mit meiner Schwester. Wir spüren keine Konkurrenz. Wir sind jetzt auf absoluter Augenhöhe.
Wie stolz ist Ihre Mutter auf ihre beiden Töchter?
Sehr. Aber das ist umgekehrt auch so. Sie ist 71 und hüpft durch die Gegend wie ein junges Reh und ist ewig neugierig und hilfsbereit. Meinen sonnigen Charakter und die Lust auf die Schönheit des Lebens habe ich von ihr. Trotz der Herausforderung, vier Kinder großzuziehen und zudem noch als Französischlehrerin zu arbeiten, war sie für jeden da. Sie hat mir den Zugang zur Welt französischer Frauen eröffnet. Sie sind Frau-Frauen, chic und schön und sehr selbstbewusst. So wollte ich auch sein. Und Schön--
ICH LIEBE FRÄNZÖSISCHE FRAUEN, SIE SIND CHIC UND SELBSTBEWUSST
heit wird dort nicht als seicht empfunden. Französische Frauen können ihre Weiblichkeit voll ausleben, sie müssen nicht der bessere Mann sein. Ich habe in Frankreich und Belgien gelebt und das voll in mich aufgesogen. Ich liebe es, ganz Frau zu sein.
Sie haben selbst eine Tochter. Sind Sie die perfekte Mutter?
Sicher nicht. Die perfekten Eltern gibt es nicht. Jedes Kind hat Wünsche, die nicht erfüllt werden. Und das ist gut so, denn sonst fehlt der Motor zur eigenen Entwicklung. Meine Tochter hat schon früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen.
Was können Sie von ihr lernen?
Zum Beispiel schweigen. Sie ist eine großartige Schweigerin. Mit ihrer Mimik erzählt sie alles. Mit Blicken zu sprechen, das kann meine Tochter. Pantomime-Star Marcel Marceau hätte seine wahre Freude an ihr. Aber ich kann auch tolle Gespräche mit ihr führen, wenn sie will. Sie hat einen sehr eigenen Kopf.
Wie beginnt ein Tag bei Ihnen?
Ich stehe um fünf Uhr früh auf und mache den Kamin an. Dann lese ich Zeitungen, bevor der Rest der Familie aufwacht. Dann schreibe ich Mails und beobachte unsere Katze Mima, die wir uns auf Wunsch meiner Tochter angeschafft haben. Sie rekelt sich so lasziv und eigenwillig, von ihrer geschmeidigen Genussfähigkeit kann ich lernen. Sie ist so schamlos egoistisch, wie ich es mich nie trauen würde. Ich hätte gern mehr Tiere.
Als Tierärztin Dr. Mertens haben Sie alle möglichen Tiere kennengelernt.
Ja, das war wunderbar, von Schlangen bis zu Elefanten. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Rolle spielen konnte. Und in der letzten Staffel werde ich noch schwanger – mit 45. Im realen Leben wurde ich es ja mit 32, aber schon das hat mein Leben völlig umgekrempelt. Mutter zu sein, ist das Schönste, was es gibt. Und das Schwierigste. Man hat die besten Absichten und kommt doch an seine Grenzen. Ein geliebtes Wesen macht sich selbstständig, und man kann es nicht kontrollieren. Es ist unverschämt und undankbar, und man liebt es trotzdem.
Welche Frauen sind sonst noch wichtig?
Eine Freundin in der Schweiz, die ich besuchte, als sie an Krebs erkrankt war. Sie ist drei Jahre älter und war meine Jugendfreundin, sie hat mir das Küssen beigebracht und war die große Schwester, die ich mir immer gewünscht habe. So was verbindet ein ganzes Leben. Als wir uns wiedersahen, haben wir die ersten Minuten nicht geredet, Tränen flossen über unsere Wangen. Da ist so viel Fülle und so wenig Hülle. Freundinnen sind meine zweite Familie, Seelenverwandte sind ein Schatz. Sie sind fast wichtiger als Blutsverwandte, denn Freunde wählt man sich ja. In Familien wird man hineingeboren.
WIR HABEN EINE ECHTE LEBENSFREUNDSCHAFT ICH HABE MEINE KLEINE SCHWESTER VERWÖHNT UND VERHÄTSCHELT