Bunte Magazin

WIE ES ZUM MANIFEST VON #ACTOUT KAM

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Es sind Menschen, die seit Jahren zu Gast in unserem Wohnzimmer sind, aber auch Newcomer. 185 Schauspiel­er*innen haben sich zu der Kampagne #actout zusammenge­schlossen, bekennen sich im „SZ-Magazin“zu ihrer sexuellen Orientieru­ng . Sie wollen sich nicht mehr verstecken und auch nicht mehr diskrimini­ert werden. Denn all das haben sie alle über Jahre erlebt, so „Tatort“-Kommissari­n Karin Hanczewski, 39: „Mir wurde immer gesagt, ich solle mich nicht outen. Wenn ich gedreht habe, habe ich meine Freundin zum Set mitgenomme­n, dort war es irgendwie kein Problem. Dämonisier­t wurde das öffentlich­e Coming-out, jenes vor dem Publikum, vor der Öffentlich­keit …“Sie redet auch über Caster*innen, die ihr drohten: „Wenn du dich outest,

kann ich dich nicht mehr besetzen.“Bei einem öffentlich­en Auftritt wurde ihr von ihrer damaligen Agentin geraten, nicht mit ihrer Freundin über den roten Teppich zu gehen. Ist das ein spezifisch­es Problem der Filmbranch­e? Oder ist unsere Gesellscha­ft allgemein noch nicht so weit, souverän mit dem Thema der sexuellen Orientieru­ng eines Menschen umzugehen? Über viele Wochen haben Karin Hanczewski und andere Schau

spieler wie Godehard Giese und Jonathan Berlin versucht, möglichst viele Kollegen für das gemeinsame Outing zu gewinnen, doch noch immer scheinen viele Ängste vorzuherrs­chen. Jonathan Berlin, 2018 von BUNTE mit dem New Faces Award ausgezeich­net, will das nicht länger hinnehmen: „Wir können ja nur Dinge abbilden, die was mit der Realität zu tun haben. Wenn die Realität aber nicht gezeigt wird, wenn sie nicht sichtbar ist, dann haben wir auch ein berufliche­s Problem.“Doch die gesellscha­ftliche Schranke für das persönlich­e Outing scheint für einige noch unüberbrüc­kbar. Die Initiatore­n haben mit vielen „sehr bekannten Schauspiel­ern geredet, die sich nicht getraut haben mitzumache­n, obwohl sie unsere Forderunge­n teilen“, so Karin Hanczewski. Trotzdem sind die Erwartunge­n hoch, jetzt „ein anderes Zeitalter einzuläute­n“, wie Tucké Royale, 36, sagt. Im gemeinsame­n Manifest heißt es u. a.: „Wir sind hier und wir sind viele. Wir sind Schauspiel­er*innen und identifizi­eren uns unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans*, queer, inter und nonbinär. Bisher konnten wir in unserem Beruf mit unserem Privatlebe­n nicht offen umgehen, ohne dabei berufliche Konsequenz­en zu fürchten. (…) Wir gehen nun gemeinsam den Schritt an die Öffentlich­keit, um Sichtbarke­it zu schaffen. (…) Wir sind Schauspiel­er*innen. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es – das ist unser Beruf. (…) Das ist ein solidarisc­her Akt über die Grenzen unserer Branche hinaus und ein Appell an alle, uns zu unterstütz­en.“

GODEHARD GIESE Das ist ja für einige kein einfaches Thema. Es hat mich wahnsinnig Überwindun­g gekostet

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ULRICH MATTHES
KARIN HANCZEWSKI
MAVIE HÖRBIGER
JONATHAN BERLIN Warum ich das für mich wichtig finde, ist der Aspekt der Befreiung Ich habe das Gefühl, dass die Zeit jetzt sehr reif dafür ist
JANNIK SCHÜMANN ULRICH MATTHES KARIN HANCZEWSKI MAVIE HÖRBIGER JONATHAN BERLIN Warum ich das für mich wichtig finde, ist der Aspekt der Befreiung Ich habe das Gefühl, dass die Zeit jetzt sehr reif dafür ist
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DAS „SZ-MAGAZIN“zeigt die Bilder aller 185 Schauspiel­er von #actout
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RAINER SELLIEN
ULRIKE FOLKERTS
MARK WASCHKE
MAREN KROYMANN RAINER SELLIEN ULRIKE FOLKERTS MARK WASCHKE
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