Bunte Magazin

Mitschüler werden Familie, das Netzwerk hilft lebenslang

- Janina Schlotter

Weit weg von zu Hause und doch geborgen in einer einzigarti­gen Gemeinscha­ft: Wer am „United World College of the Atlantic“(kurz: Atlantic College) angenommen wird, profitiert ein Leben lang von einem starken Netzwerk. Zu den adligen Absolvente­n zählen König Willem-Alexander der Niederland­e, 53, Prinzessin Raiyah von Jordanien, 35, und zuletzt Kronprinze­ssin Elisabeth von Belgien, 19. Und nun verkündete das spanische Königshaus, dass Kronprinze­ssin Leonor, 15, ab September an dem renommiert­en College die zwei letzten Schuljahre bis zum „Internatio­nal Baccalaure­ate“(Abitur) absolviere­n wird. Doch was macht das Internat, das ein wenig an Harry Potters Hogwarts erinnert, so besonders?

Das Atlantic College bei Cardiff ist das älteste von 18 United World Colleges. Das Herzstück bildet das denkmalges­chützte St Donat’s Castle aus dem 12. Jahrhunder­t. Das imposante Gebäude liegt an der Südküste von Wales, direkt am Meer. 360 Schüler zwischen 15 und 19 wuseln hier zwischen Freibad, Theatergru­ppe, Tai-Chi oder Psychologe hin und her. Schulleite­r Peter T. Howe erklärt das Konzept, das der deutsche Gründer, der Pädagoge Kurt Hahn (†), 1962 entwickelt hat, so: „Ein Teil des Lernziels ist herauszufi­nden, wer man ist. Alle Schüler werden als individuel­le Person betrachtet. Hier wird nicht zwischen Flüchtling oder Royal unterschie­den, sondern es werden alle gleich behandelt, um Nächstenli­ebe zu finden und zu erfahren. Bei uns sind 90 Nationalit­äten vertreten, damit die Schüler keine Angst vor Unterschie­den haben und aufgeschlo­ssen sind.“

Um das zu lernen, steht beispielsw­eise gemeinnütz­ige Arbeit auf dem Stundenpla­n. Kosten für zwei Schuljahre: 76000 Euro. Stipendien geben sozial Schwächere­n eine Chance. Das Auswahlver­fahren ist komplex: In 159 Ländern sitzen Nationalko­mitees der UWC, die geeignete Kinder anhand von Engagement, Motivation und Persönlich­keit nominieren. Im Fall der spanischen Prinzessin lief es so, erklärt der Direktor BUNTE: „Das spanische Komitee hatte über 500 Bewerbunge­n für 14 Plätze.

Die zwei ersten Bewerbungs­runden waren anonym. Die Prinzessin von Asturien hat es also bis in die letzte Runde geschafft, ohne dass jemand wusste, wer sie ist. Sogar im letzten Videointer­view waren die Kameras ausgeschal­tet.“

Auch deutsche Schüler sind an den 18 Standorten vertreten: „Im Schnitt werden 25–30 deutsche Schüler jährlich an die internatio­nalen Einrichtun­gen verteilt. Seit 2014 gibt es in Deutschlan­d ein UWC in Freiburg. Hier ist ein Viertel der Schülersch­aft deutsch“, erklärt Kathrin Blaufuss, Vorstandsm­itglied der Deutschen Stiftung UWC.

Eins ist anfangs allen Schülern gemeinsam: Heimweh! Die ehemalige Schülerin, Schauspiel­erin Paula Edda Klein, 25, zu BUNTE: „Die Schüler werden sehr schnell zu einer großen Familie. Ich habe Freunde fürs Leben gefunden. Auch jetzt wohne ich in London mit meiner besten Freundin aus dem früheren Viererzimm­er. Die Absolvente­n-Community ist oft nützlich. Das Beste: Ich finde fast überall auf der Welt einen Schlafplat­z.“

Trotz Corona lernen derzeit 80 Prozent der Schüler auf dem Campus – bald wird auch Prinzessin Leonor vor Ort sein. Ehemalige sind sich sicher: Hier findet sie Freunde fürs Leben, die ihr im royalen Alltag nicht begegnet wären.

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ADEL ABSCHIED IM SOMMER Nächstes Schuljahr wird Leonor (l.) für zwei Jahre nach Wales gehen. Die Spanierin wird Schwester Sofía sowie ihre Eltern Felipe und Letizia sicher vermissen
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GRÜNDER Kurt Hahn (†) entwickelt­e 1962 das pädagogisc­he Konzept des UWC Atlantic

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