Nikolaus Okonkwo: Der TV-Star hat mit seinem leiblichen Vater gebrochen
NIKOLAUS OKONKWO spricht über Rassismus und verrät, wieso er zu seinem Erzeuger keine Bindung aufbauen konnte
Es sind klare Worte: „Ein Schwarzer auf der Alm. Das wäre vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen“, sagt Nikolaus Okonkwo, 58, über seine neue Rolle. Millionen Zuschauer verfolgten seinen Einstand in der ZDFErfolgsreihe „Frühling“an der Seite von Simone Thomalla, 55. Plot: Ein Almbewohner sieht in ihm den „schwarzen Teufel“und versucht, ihn aus dem Bergidyll zu vergraulen. Rassismus, der dem Schauspieler nicht fremd ist. „Vor Jahren schlug mich ein bekannter Kollege für eine Rolle in einer Heimatserie vor. Die Antwort war damals: ,Solange wir das Format betreuen, wird es keinen Schwarzen in der Serie als Freund der Hauptfigur geben.‘ Das war ein Schlag ins Gesicht und keine guten Aussichten für mich.“Kein Einzelfall, wie er sagt. Was ihn freut: „Es ist toll, dass ein Format wie ,Frühling‘ das Thema Rassismus aufgreift und dabei nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt. Rassismus hört auf, wo Begegnung stattfindet und im Kopf Schranken eingerissen werden.“
Privat hat ihn eine Begegnung besonders geprägt – die mit seinem leiblichen Vater. „Er ging nach seinem Studium zurück nach Nigeria. Meine Mutter und er hatten sich bereits vor meiner Geburt getrennt. Ich traf ihn erstmals, als ich bereits erwachsen war.“Damals hielt sein Vater, der zwei Kliniken in seiner Heimat aufgebaut hat, einen Gastvortrag in Wuppertal. Thema: Medizin in Afrika. Die Worte machten Eindruck auf Nikolaus: „Ich dachte mir: Wow, er erzählt spannende Dinge. Doch nachdem ich ihn in Afrika besuchte, brach unser Kontakt allerdings ab.“Warum? „Schon am Flughafen in Lagos schrie mich mein Vater an, ich solle meine Koffer sofort fallen lassen, schließlich habe er extra einen Kofferträger dabei“, erinnert sich der gebürtige Niedersachse.
Nicht der einzige Punkt, der in der Heimat seines Vater für ihn befremdlich gewesen sei. „Später fuhren wir mit meinem Onkel, der Wirtschaftsminister war, mit wehenden Fahnen durchs Land. Sie zeigten mir natürlich die schönsten Ecken des Landes“, so Okonkwo. Doch jenseits der schönen Fassade habe die Realität ihn eingeholt: „Als ich dann abseits mit dem Taxi unterwegs war, überforderten mich die bittere Armut und die Ungerechtigkeiten in dem Land. So sehr, dass ich mit Afrika und meinem Vater brach. Ich habe diese Tür geschlossen. Erst als mein Sohn nach seinem Opa fragte, fing ich wieder an, mich damit auseinanderzusetzen. Letztlich bleibt es für mich weit weg. Aber es war ein Impuls, mich für den Verein Hand in Hand International zu engagieren und Projekte zur Selbsthilfe zu fördern, um an den Missständen etwas zu ändern.“
ES IST TOLL, DASS EIN FORMAT WIE ,FRÜHLING‘ DAS THEMA RASSISMUS AUFGREIFT