Roland Busch: Hochzeit im Morgengrauen
Physiker und Techniker gelten nicht unbedingt als die leidenschaftlichsten Romantiker. Bei Roland Busch, dem neuen Vorstandsvorsitzenden von Siemens, scheint diese vermutlich etwas klischeehafte These durchaus zuzutreffen. Und da der promovierte Physiker diese persönliche Geschichte selbst erzählt hat, mag es ihn auch gar nicht stören, als ein Mann ohne überbordende romantische Ambitionen beschrieben zu werden. Bei der Hochzeit mit seiner zweiten Frau sei das größte
Problem gewesen, einen Termin zu finden, so erzählte der 56-jährige Topmanager vor einiger Zeit. Also habe er im Standesamt angerufen, um verfügbare Slots für die amtliche Trauung mit den raren Lücken in seinem Kalender abzugleichen: Geheiratet hat das Paar dann an einem Donnerstag um 7 Uhr – eine Hochzeit im Morgengrauen. Es sei nicht anders möglich gewesen, erzählte Busch fast entschuldigend, denn am gleichen Tag habe ein „superkritisches Kundenprojekt“auf dem Programm gestanden.
Roland Busch, der Anfang Februar den SiemensChefposten von Joe Kaeser übernommen hat, ist ein groß gewachsener, schlanker Mann mit schmalem
Gesicht und schütterem Haar. Kollegen beschreiben ihn als sympathischen Workaholic, Wenigschläfer und akribischen Aktenstudierer. Seit wegen Corona die Fitnessstudios geschlossen sind, stemmt der gebürtige Franke regelmäßig zu Hause Gewichte, seine Kondition trainiert er mit Seilspringen.Und zum Frühstück gibt es dann Rührei, allerdings ausschließlich vom Eiweiß. Das Gelbe, warnen Gesundheitsexperten, könne den LDL-Cholesterinwert erhöhen – ein Risiko für Herz und Kreislauf, das der disziplinierte Manager offenbar vermeiden will.