GUT ZU WISSEN: ALLERGIEN UND CORONA
Immer wieder geraten Allergiker in Zusammenhang mit Covid-19 in den Fokus der Wissenschaft. Dr. Maud-Bettina Hilka und Prof. Erika Jensen-Jarolim beantworten die wichtigsten Fragen:
Sind Allergiker für Infektionen mit SARS-CoV-2 oder schwere Verläufe von Covid-19 besonders gefährdet?
Jensen-Jarolim: Studien zeigen, dass dem nicht so ist. Dasselbe gilt für Asthmatiker: Viele werden mit Kortison behandelt – einem Immunsuppressivum, das auch bei schweren Covid-Verläufen verabreicht wird. Ob kortisonhaltige Asthmasprays einen Schutz darstellen, wissen wir aber noch nicht. In jedem Fall sollte die Asthmatherapie wie gewohnt fortgeführt werden.
Kann sich eine spezifische Immuntherapie (SIT) in irgendeiner Weise negativ auswirken?
Hilka: Beim ersten Lockdown war die Unsicherheit groß. Mittlerweile wissen wir, dass eine SIT keinen Einfluss auf Infektion oder Verlauf von Covid-19 hat. Während einer akuten Erkrankung sollte die Therapie aber ausgesetzt werden.
Beim Impfstart in Großbritannien und den USA traten vereinzelt schwere allergische Schocks auf. Ist das Risiko für unerwünschte Impfreaktionen bei Allergikern größer?
Hilka: Eine Allergie ist keine Gegenanzeige für die Covid-19-Impfung. Wer allerdings schon mal einen anaphylaktischen Schock – eine schwere allergische Allgemeinreaktion – hatte, sollte das dem Impfarzt unbedingt vorab mitteilen, damit Nutzen und Risiken abgewogen werden können. Die Ursache für mögliche allergische Schocks bei der Corona-Impfung ist höchstwahrscheinlich auf den Hilfsstoff Polyethylenglycol zurückzuführen. PEG wurde noch nie zuvor in einem Impfstoff verwendet, ist aber in vielen Medikamenten und Alltagsprodukten wie z. B. Kosmetika enthalten.
Könnten die verschärften Hygieneregeln und der hohe Verbrauch von Desinfektionsmittel zu einem Anstieg von Allergien führen?
Hilka: Da das kindliche Immunsystem schon in der Schwangerschaft durch das Hygieneverhalten der Mutter bestimmt wird, halte ich es für möglich, dass wir diesbezüglich in den kommenden drei bis vier Jahren einen negativen Effekt beobachten.
Jensen-Jarolim: Unser Mikrobiom – körpereigene Bakterien, die unser Immunsystem ausbalancieren und vor Allergien und anderen Erkrankungen schützen – wird durch häufige Desinfektion geschädigt. Es gibt Ansätze, Oberflächen mit Probiotika-Lösungen zu reinigen, weil die guten Bakterien andere Keime verdrängen.