Barbara Becker
zeigt ihre Villa in Miami
ICH UMGEBE MICH GERN MIT BESONDEREN DINGEN. DAS IST MEINE PASSION
BARBARA BECKER feiert das Leben als Singlefrau und gewährt BUNTE exklusive Einblicke in ihr Traumhaus in Miami. Wo früher ihre beiden Söhne den Alltag bestimmten, musste sie sich jetzt ganz auf sich gestellt neu erfinden. Ihr Weg raus aus dem Empty-Nest-Syndrom
Das LEBEN in Miami ist leicht und verspielt – so wie ihr Haus
Viele Eltern kämp‑ fen mit der plötz‑ lichen Stille da‑ heim, wenn der Nachwuchs er‑ wachsen ist und auszieht. „Empty‑Nest‑Syndrom“nennen Psychologen die Trau‑ rigkeit, unter der vor allem Müt‑ ter leiden. „Die Kinder rennen mit einer riesigen Freude in ihr neues Leben und wir Eltern müssen irgendwie damit klarkommen“, seufzte Barbara Becker, 54, oft, wenn wir uns trafen oder telefonierten. Ihr ältester Sohn Noah, 27, arbeitet als Künstler in Berlin, sein jüngerer Bruder Elias, 21, studiert in New York Fotografie und Film, doch sie selbst lebt immer noch in der Fa‑ milienvilla in Miami. Das fiel ihr anfangs schwer, wie sie in unserem gemeinsamen Buch „Mama allein zu Haus“erzählt.
Was war für dich am Anfang besonders schlimm? Die Tage kamen mir auf einmal wahnsinnig lang vor, weil es ja keinen konkreten Ablauf mehr gab. Niemand musste geweckt und zur Schule gebracht, keine Nachhilfe‑ oder Sportprogram‑ me organisiert werden. Ich bin immer wieder durchs Haus ge‑ wandert und habe in die Zimmer geschaut, wie ich das jahre‑ lang gemacht habe. Es fühlte sich seltsam an, dass niemand deinen Blick erwidert, einem nur die Stille antwortet. Mein Haus war immer voller Leben, voller junger Menschen. Jetzt musste ich mir einen neuen Alltag schaffen. Wann stehe ich auf? Stehe ich überhaupt auf oder bleibe ich den ganzen Tag im Bett? Sieht ja keiner. Oft habe ich nur in Gummistiefeln und Shorts mei‑
MEIN HAUS WAR IMMER VOLLER LEBEN. AUF EINMAL WAR DA NUR NOCH STILLE
Ich schreibe TAGEBUCH, wenn es mir nicht gut geht
DIE FÜR MICH WICHTIGSTEN MENSCHEN SIND NICHT MEHR AUF MICH ANGEWIESEN
ne Tiere gefüttert, mich tagelang nicht geschminkt, einfach in den Tag hinein gelebt. Dann habe ich angefangen, mir neue Rituale und neue Challenges zu suchen. Ganz für mich allein.
Damals hat du auch ein Gedicht geschrieben… Ich schreibe immer Tagebuch, wenn es mir nicht so gut geht. Darin halte ich meine Gedanken und Gefühle fest, verarbeite sie auf diese Weise. Ich habe auch viel mit meinen Freundinnen geredet. Wir können uns herrlich in Selbstmitleid suhlen – und dann über uns selbst lachen. So ging es mir allmählich besser. Nach ein paar Monaten habe ich dann angefangen, mir selbst mehr Platz in meinem Haus einzuräumen.
Und du hast deine handwerklichen Fähigkeiten entdeckt. Ja, ich habe aus dem alten Kuschelzimmer mit den dicken Vorhängen einen hellen Wintergarten gemacht, die grüne Tapete abgekratzt und die Wände weiß gestrichen. Ich habe auch das Gartentor selbst abgeschliffen und im Badezimmer Fliesen verlegt, nachdem ich mir tagelang YouTube-Videos dazu angeschaut habe. Ich kann vieles selbst reparieren, aber ich habe auch einiges kaputt gemacht, wie ich zugeben muss. Seit ich mehr Zeit für mich habe, bin ich ständig am Reparieren, Umbauen, Aufräumen, Ausmisten und im Garten am Pflanzen.
Eigentlich sollten wir Mütter darauf vorbereitet sein, dass die Kinder irgendwann ausziehen. Na klar – theoretisch. Ich muss damit klarkommen, dass die wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht mehr auf mich angewiesen sind, dass sie jetzt woanders leben. Ihre eigenen Erfahrungen machen, ihre eigenen Entscheidungen treffen, sich ihr eigenes Leben aufbauen. Das ist hart und hat mich anfangs unglaublich traurig gemacht, denn 25 Jahre lang drehte sich mein Kosmos nur um das Wohl meiner Kinder.
Zum Glück hast du deine Sisterhood um dich herum. Ja, das stabile Netz meiner Freundschaften hat mich schon früher als alleinerziehende Mutter gerettet und auch jetzt kann ich mich auf die geballte Frauenpower um mich herum verlassen. Ich habe meine Kinder nicht allein erzogen, ich habe das zusammen mit diesen wunderbaren Frauen gemacht. Wir haben uns gegenseitig geholfen, bekocht, Ratschläge gegeben und getröstet, wenn es mal wieder endlose Diskussionen mit den Kindern gab. Jetzt leben wir alle allein, weil die Kids studieren. Wir Mütter mussten uns neu erfinden, aber auch das geht besser, wenn man sich auf seine Freundinnen verlassen kann.
Kannst du inzwischen die gewonnene Freiheit genießen? Ja, weil mich der Gedanke tröstet, dass man sich nicht verliert, sondern sich wieder begegnet, halt nur anders. Ich treffe meine Kinder regelmäßig und habe gelernt, diese Momente auszudehnen und in mir zu bewahren – bis zum nächsten Mal. Wenn wir heute zusammen sind, trage ich keine Verantwortung mehr für meine Söhne. Dadurch haben wir Zeit, echte Gespräche zu führen, und feiern einfach, dass wir uns sehen. Von solchen Erinnerungen zehre ich lange.
Was ist heute anders, wenn Elias dich besucht? Inzwischen hat er eine Zeit lang allein gelebt und sieht vieles mit anderen Augen. Nichts ist mehr selbstverständlich. Noch nicht einmal das morgendliche Porridge oder der Smoothie, den ich zubereite. Dafür bedankt er sich jetzt jedes Mal überschwänglich. Unsere Kommunikation ist jetzt voller Liebe und gegenseitigem Respekt, und das ist wunderbar.