Sarah Connor: Setzt sich für Mütter ein
SARAH CONNOR hält ein flammendes Plädoyer für die materielle Besserstellung von Müttern. Nur Liebe sei nicht genügend Lohn
Die Zerreißprobe zwischen Mamasein und Beruf ist auch mit Millionen auf dem Konto nicht zu gewinnen. Sarah Connor, 40, kennt das Gefühl ganz genau, einerseits im Job hundert Prozent geben zu wollen und andererseits viele Hundert Mal pro Woche das Wort „Mama“daheim zu hören. Sie ist vierfache Mutter, aus ihrer Ehe mit Sänger Marc Terenzi, 42, hat sie Sohn Tyler, 17, und Tochter Summer, 14, mit Ehemann Florian Fischer, 46, bekam sie Delphine Malou, 9, und Jax Llewyn, 4. Gleichzeitig ist sie einer der erfolgreichsten Popstars in Deutschland. Dass gerade in Corona-Zeiten die Familienarbeit gefühlt zu 90 Prozent von den Müttern erledigt wird, wurmt die Sängerin gewaltig.
In einem Artikel für die „Zeit“macht sie ihrem Ärger jetzt Luft und spricht dabei auch offen wie nie über die Situation ihrer Mutter Soraya Lewe, 62, die in zwei Ehen acht Kinder bekam. „Meine Mutter, das weiß ich heute, hat Fantastisches geleistet. Sie hat eines der größten Opfer gebracht, das man als Frau bringen kann, sie hat einen immensen Teil ihrer Selbstbestimmung und ihre finanzielle Unabhängigkeit für die Familie aufgegeben, die sie sich immer gewünscht hat“, erklärt die Sängerin. Sie erinnert sich: „Solange ich denken kann, war Geld immer ein Thema. Geschenke, Haushaltsgeld, Geld für einen Friseurbesuch – ständig haben meine Eltern sich darüber gestritten. Mein Vater warf meiner Mutter immer vor, das Geld hinauszuwerfen, und er fühlte sich nicht wertgeschätzt für die vielen Stunden, die er schuftete, um unseren Lebensstandard zu finanzieren.“
Sarah Connor hat ihre Schlüsse daraus gezogen. „Ich habe mir geschworen, mich niemals finanziell von einem Mann abhängig zu machen.“Die Unabhängigkeit habe aber ihren Preis, so die Sängerin. „Ich weiß, wie es ist, berufstätige Mutter zu sein und wichtige Momente zu verpassen, auch dann zur Arbeit gehen zu müssen, wenn das Kind krank ist. Das schlechte Gewissen, nicht die Bilderbuch-Mutti mit Schürze und Kuchen zu sein, die jeden Nachmittag zu Hause ist.“
Und auch bei ihr zu Hause wurde es während der Pandemie schwieriger. „Mein Mann und ich haben in den ersten Corona-Monaten noch ‚improvisiert‘, was meistens zu meinen Lasten ging. Seit Anfang dieses Jahres habe ich gesagt, dass das so nicht weitergeht: ‚Es kann nicht sein, dass du ins Büro gehst und ich zusehen kann, wie ich die Momente organisiere, in denen ich an einem neuen Song arbeite‘“, sagte sie ihm. Also nehme Florian die Mädchen mittlerweile oft mit ins Büro, an zwei Tagen in der Woche sei er komplett für die Mahlzeiten verantwortlich. „Das hat dazu geführt, dass er nach elf Jahren Beziehung zum ersten Mal für uns kocht und ich mich auf die beiden haushaltsfreien Tage freuen und stressfrei arbeiten kann.“
Die Sängerin fordert, dass Männer ihren Frauen den Rücken frei halten, oder wenn nicht, ihnen „die Hälfte ihres verfügbaren Gehalts auszahlen“. Zumindest solle der Partner, der nicht arbeitet, genauso über das Haushaltseinkommen verfügen dürfen und nicht um Geld betteln müssen. Nur Liebe sei für das Familienmanagement einfach nicht genügend Lohn. „Denn es ist verdammt noch mal harte Arbeit. Frauen leisten Unglaubliches.“
ICH WEISS WIE ES IST, BERUFSTÄTIGE MUTTER ZU SEIN