Gebt ihr Saures: Weshalb der pH-Wert so wichtig für schöne Haut ist
DER PH-WERT entscheidet über den Zustand unserer Haut. Ist er perfekt, bringt er uns zum Strahlen. Wir fragten Experte Dr. Jürgen Blaak, worauf es ankommt
Fältchen, trockene Stellen oder Rötungen? Daran könnte der pH-Wert schuld sein. Der liegt bei gesunder Haut zwischen 4,5 und 5. Ist dieser Säureschutzmantel nicht mehr intakt, haben Bakterien, Keime etc. freie Fahrt. Wir fragten den Leiter kosmetische Wissenschaft und Regulatorik bei Kneipp, Dr. Jürgen Blaak, was man beim pH-Wert beachten sollte und wie man die Haut wieder ins Lot bekommt.
Welche Rolle spielt der pH-Wert? Ein leicht saurer pH-Wert ist ein „Multitalent“und Voraussetzung dafür, dass bestimmte Enzyme, die die Schutz-, Aufbauund Regenerationsprozesse steuern, in dieser Hautschicht optimal funktionieren. Sie regulieren z. B. den „Säureschutzmantel“der Hautoberfläche, der die antimikrobielle Abwehr und dadurch das Gleichgewicht des Hautmikrobioms stärkt. Sie sorgen auch dafür, dass die Haut hydratisiert, elastisch und funktionsfähig bleibt. Denn nur so ist die Widerstandskraft der Hautbarriere gewährleistet und die Haut vor Reizen, Umweltgiften, unerwünschten Bakterien und Keimen etc. geschützt.
Welcher pH-Wert ist eigentlich perfekt? Er sollte zwischen 4,5 und 5,0 liegen. Leider wird er in der Realität durch unterschiedliche Ursachen wie z. B. falsche Rei
nigungsprodukte häufig nach oben, in Richtung 6 bis 7, verschoben. Aber auch bei empfindlicher oder trockener Haut, Neurodermitis oder Entzündungen ist der pH-Wert erhöht.
Was passiert, wenn der Schutzfilm außer Takt gerät? Eine Erhöhung des Haut-pHWerts führt dazu, dass die oben angesprochenen Enzyme fehlerhaft reguliert werden. Die Folgen sind eine reduzierte Widerstandskraft der Haut und eine verlangsamte Regeneration der Hautbarriereschicht. Die Haut verliert Feuchtigkeit, wird trocken, schuppig und empfindlich. Das Hautbild verschlechtert sich. Zudem gerät die Mikroflora der Haut aus dem Gleichgewicht: die „guten“Keime auf unserer Haut werden in ihrem Wachstum gehemmt und die wichtige Anhaftung an der Hautoberfläche gestört. Im Gegenzug können „schlechte“Keime vermehrt wachsen und sich ausbreiten.
Hat der pH-Wert auch Auswirkungen auf das Altern? Oh ja, denn im Alter ist der pHWert der Haut in der Regel erhöht. Für reife Haut gibt es neuerdings Produkte mit einem extraniedrigen pH-Wert von 4, die den pH-Wert auf ideale 4,5 bis 5 senken und so die natürliche Schutzfunktion der Haut verbessern. Dadurch soll sie wieder glatter und geschmeidiger werden. Kurzum: Ist der pH-Wert auf einem leicht sauren Level, bremst das die vorzeitige Hautalterung.
Der pH-Wert lässt sich also durch Produkte verändern? Studien haben gezeigt, dass man durch gezielte „saure“Pflege den pH-Wert nachhaltig um bis zu eine Einheit senken kann. Das heißt aber auch umgekehrt: Wenn ich das falsche Reinigungsprodukt mit einem zu hohen pH-Wert wähle, kann ich den pH-Wert der Haut aus dem Gleichgewicht bringen.
Wie bringt man sie ins Lot? Eine leicht saure Pflege mit niedrigem Wert um die 4,5 zweimal täglich kann den Haut-Wert normalisieren und stabilisieren. Ebenso wichtig ist die Reinigung. Ein mildes, pH-hautfreundliches Peeling bereitet die Haut noch intensiver auf die Pflege und den Regenerationsprozess vor. Nach der Reinigung ist ein Toner mit einem pH-Wert zwischen 4 und 5 ideal. Grundsätzlich sollte man bei allen Pflege- und Reinigungsprodukten auf den richtigen pH-Wert achten – und der sollte zwischen 4,5 und 5,0 liegen.