So trauert die Sängerin um ihren Lebensgefährten
HELEN SCHNEIDER Wie die Sängerin den Verlust ihres Lebensgefährten verarbeitet
Als Musicalstar eroberte sie den Broadway, als Kurt Weill-Interpretin die Theaterbühnen, als „Rock’n’Roll Gypsy“erklomm sie die Charts. Nun spielt Helen Schneider, 68, in der aktuellen Staffel der „Ku’damm“Erfolgssaga „Ku’damm 63“(ab 21.3., 20.15 Uhr, ZDF) eine Diva. Feste Konstante in der chamäleonartigen Biografie der Künstlerin: ihre Lebensliebe George Nassar († 73). 40 Jahre war der Pianist ihre Stütze, bevor er 2010 verstarb. Ein Gespräch über Liebe und Neuanfang…
In Ihrer „Ku’damm“-Rolle der Hannelore Lay singen Sie „Wenn ich in den Spiegel schau, sehe ich eine starke Frau“. Was sieht Helen Schneider beim Blick in den Spiegel? Dass ich stets mein Bestes getan habe. Ich sehe einen Survivor, eine Überlebende, ein Stehaufmännchen. Wenn ich hinfiel, es Schwierigkeiten gab, bin ich immer wieder aufgestanden. Ich bin gut darin, weiterzumachen, auch wenn es nicht leicht ist.
Ein Einschnitt war der Verlust Ihrer Lebensliebe. Wie haben Sie George Nassars Tod verarbeitet? Mit Schwierigkeiten. Es fühlte sich tödlich an, als wäre etwas in mir gestorben. Nach seinem Tod war ich paralysiert. Ich wusste nicht, wie und ob ich weiterleben soll. George war sehr lange krank. Ich konnte mich also darauf vorbereiten. Ich wusste, der Tag des Abschieds wird kommen. Dennoch war es unheimlich schwer, als er ging. Freunde und Familie haben mich aufgefangen. Aber so einen Verlust zu verarbeiten, braucht einfach Zeit.
Was hat Ihnen geholfen? Es half mir, oft darüber zu sprechen. Ich habe mich zudem in die Arbeit gestürzt, um mich abzulenken. Ich habe mit meiner Freundin Linda Uruburu das Album „Collective Memory“und danach „Movin’ On“gemacht, über Verlust und Neuanfang. Erst danach konnte ich abschließen. Die ersten drei Jahre nach seinem Tod waren nur furchtbar. Ich hüllte mich in Trauer wie in eine Kapsel. Es ist wie eine Wunde, über die keine Narbe wächst. Der Schmerz ist tief in mir vergraben, er wird immer ein Teil von mir sein.
Den Schmerz tragen Sie also immer noch mit sich herum? Ja, aber dieser akute Schmerz ist jetzt eingesperrt. Die Tür öffnet sich normalerweise nur, wenn ich darum bitte. Es ist sehr einfach, sich in das Tal der Trauer fallen zu lassen. Irgendwann habe ich entschlossen, ich muss kämpfen, um damit abschließen zu können. Wenn ich heute auf den Tod schaue, denke ich, dass er zum Leben dazugehört. Es ist ein Zyklus.
Ihr Mann litt an Demenz. Ja, verursacht durch eine Schwermetallvergiftung. Schließlich hat sein Gehirn nicht mehr funktioniert. Eine furchtbare Geschichte. Ich empfehle daher auch jedem über 40, regelmäßig sein Blut diesbezüglich untersuchen zu lassen. Hätte man es früher erkannt, hätte man ihm helfen können.
Sie haben eine unkonventionelle Liebe gelebt. Im Alter von zwölf Jahren haben Sie sich in Ihren 16 Jahre älteren Mann verliebt.
Jetzt kommt crazy Helen: Ich glaube an Wiedergeburt! Ich bin davon überzeugt, dass ich George aus einem früheren Leben kannte und wir einfach noch nicht fertig miteinander waren. Beim ersten Blick hatte ich mich in ihn verliebt. Bäng! Und fertig. Damals war ich natürlich noch zu jung. Aber wir trafen uns dann später und gingen miteinander, als ich 18 war. Wir waren schließlich über 40 Jahre zusammen.
Aber Sie verspürten nie den Wunsch zu heiraten? Richtig. Ich sah einfach keinen Grund. Ich muss aber gestehen, dass ich es später bereut habe. Vor allem, als George krank war, hätte es vieles einfacher gemacht – auf gesetzlicher Ebene. Aber ansonsten hat es keine Bedeutung für mich.
Glauben Sie, dass Sie Ihren Mann wiedersehen werden? Ja. Meine Mutter hat mich auch nach ihrem Tod besucht. Ich konnte sie nicht sehen, aber spüren. Ich vermag es nicht zu beschreiben, aber ich wusste, dass sie da war. Ich hoffe, dass es bei George auch so sein wird und wir uns in irgendeiner Form wiedersehen werden. Das wäre wunderbar.
DIE ERSTEN DREI JAHRE NACH SEINEM TOD WAREN NUR FURCHTBAR