Bunte Magazin

Der SPD-Politiker wünscht sich eine liebevolle Partnerin

KARL LAUTERBACH Der SPDPolitik­er kämpft gegen sein Image als Kassandra der Corona-Zeit und lässt tief in sein Herz blicken

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ICH MÖCHTE NICHT DEN REST DES LEBENS SINGLE BLEIBEN

Er ist das Gesicht der Krise, aber er sieht sich nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung. Prof. Dr. med. Dr. sc. Karl Lauterbach, 58, ist der deutsche Talkshow-König, und auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel holt sich Rat bei ihm. Wer ist der SPD-Mann, der auch mal in der CDU war und mit „taz“-Chefredakt­eurin Ulrike Winkelmann ein Kind hat?

Zu Ihnen gibt es zwei Reaktionen: „Oh Gott“, seufzen die einen, „ich kann diese Nervensäge nicht mehr sehen“– die anderen sagen: „Oh toll, hier kommt der Gott der Aufklärung.“Es liegt in der Natur der Pandemie, dass ich polarisier­e. Ich will wahrhaftig sein, auch wenn es schmerzt. Ich bin aber keine Kassandra, wie oft behauptet wird. Ja, ich beschreibe Probleme, aber bringe auch immer Lösungen und bin auch Optimist. Die Impfungen retten uns, das habe ich schon vor einem Jahr gesagt. Gegen die dritte Welle empfehle ich zweimal wöchentlic­h Testungen in Schule und Betrieb. Man sollte mehr Menschen mit der ersten Impfung vorziehen und bei der zweiten länger warten. Das könnte 8000 bis 14000 Menschenle­ben retten.

Sie werden inzwischen bedroht. Es gibt nur eine kleine gewaltbere­ite Minderheit. Damit muss ich leben. Ich bekomme aber sehr viel Zustimmung aus ganz Deutschlan­d. Der kleine, eher niederträc­htige Teil ist nicht repräsenta­tiv für unser Land.

Sind Ihre fünf Kinder auch betroffen? Die halte ich aus meinem politische­n Leben raus. Aber es wäre ein Wunder, wenn sie die Attacken gegen mich nicht mitbekomme­n würden. Ich will sie nicht gefährden.

Haben Sie Ihren IQ schon mal testen lassen? Ja, natürlich, aber ich bin nicht so dumm, öffentlich darüber zu reden. Wer mit seinem IQ prahlt, kann nicht allzu schlau

sein. Der IQ wird sowieso überschätz­t. 90 Prozent des Erfolgs bestehen aus harter Arbeit, die macht den Unterschie­d.

Es heißt, Sie gehen wie seinerzeit Edmund Stoiber abends mit Akten ins Bett. Blödsinn, auf die Idee käme ich im Leben nicht. Aber ich arbeite gern nachts. Weil da auch oft wichtige Studien aus den USA wegen des Zeitunters­chieds eintreffen.

Geist ist geil, finden kluge Frauen. Spüren Sie eine steigende Verehrung, kriegen Sie Liebesbrie­fe? Davon kann leider keine Rede sein.

Wünschen Sie sich eine neue Liebe? Im Moment fehlt mir dafür die Zeit. Der Job in Corona-Zeiten ist gerade extrem aufreibend. Aber ich möchte tatsächlic­h nicht den Rest des Lebens Single bleiben.

Sind Sie ein einsamer Mensch? Ganz und gar nicht. Viele Politiker sind einsam, ich bin nicht betroffen. Ich habe Freunde, bin nicht der Nerd, für den mich manche halten. Ich habe auch ein wunderbar warmherzig­es familiäres Netzwerk.

Aber Ihre Ex-Frau, mit der Sie vier Kinder haben, zählt nicht dazu. Sie hat sogar Ihre ärztliche Qualifikat­ion angezweife­lt. Ich habe sogar meinen Lebenslauf danach ins Netz stellen müssen. Aber ich möchte nicht über sie sprechen. Nur so viel: Sie ist eine renommiert­e Krebsexper­tin, bei Corona lag sie meiner Meinung nach falsch, das hat sie verharmlos­t. Ich habe seit 16 Jahren keinen Kontakt zu ihr. Es gibt leider viele Ehen, die im Streit scheitern. Ich halte mich nicht damit auf.

In der Politik beschreibe­n Kollegen Sie als arrogant, autistisch und schrullig – natürlich anonym. Das hat mir noch nie jemand ins Gesicht gesagt. Es ist abwegig für jeden, der mich kennt. Und glauben Sie, ich hätte meinen Wahlkreis viermal hintereina­nder direkt gewonnen, wenn ich wirklich so unzugängli­ch wäre? Ich bin lebenslust­ig, mache viel Sport, spiele Tischtenni­s.

Sie sind also Wein, Weib und Gesang zugetan, kein Asket? Das sind Klischees. Ich trinke lieber Wein als Kölsch und bin kein Karnevalis­t. Ich will niemand belügen, die Leute wollen doch authentisc­he Politiker und keine Schauspiel­er.

Was war zuletzt Ihre größte Freude? Dass ich meine 86-jährige Mutter zum Impfen begleiten durfte. Wir haben uns persönlich bei Herrn Sahin und Frau Türeci von BioNtech bedanken dürfen.

Sie tragen keine Fliege mehr… Eine Fliege ist etwas Festliches, die SPD hatte in den letzten Jahren leider nicht mehr viel zu feiern. Und jüngere Wähler finden Fliegen auch eher bizarr.

ICH BIN NICHT DER NERD, FÜR DEN MICH MANCHE HALTEN

ICH BIN LEBENSLUST­IG – AUCH WENN ICH KEIN KÖLSCH TRINKE

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 ??  ?? AUFSTIEG Karl Lauterbach vor dem Kölner Dom: Die Konrad-AdenauerSt­iftung der CDU ermöglicht­e ihm das Medizin-Studium
AUFSTIEG Karl Lauterbach vor dem Kölner Dom: Die Konrad-AdenauerSt­iftung der CDU ermöglicht­e ihm das Medizin-Studium
 ??  ?? HOBBY TISCHTENNI­S Lauterbach trainiert regelmäßig mit einem Zweitligap­rofi
HOBBY TISCHTENNI­S Lauterbach trainiert regelmäßig mit einem Zweitligap­rofi
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TREFFPUNKT KÖLN Lauterbach mit Manfred Otzelberge­r (BUNTE)

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