Tabu-Beschwerden:
BLÄHUNGEN, NAGELPILZ, SCHWITZEN – manche Beschwerden spricht man ungern an. Dabei gibt es für sie oft einfache Lösungen, wissen unsere Experten
Das muss Ihnen nicht peinlich sein!
Manchmal bringt einen der eigene Körper ganz schön in Verlegenheit. Glücklicherweise zeugen Beschwerden wie Mundgeruch, Inkontinenz oder Schweißausbrüche nicht immer von einer ernsten Krankheit, sondern sind einfach oft nur dies: peinlich. Unsere sechs Top-Experten verraten, wie man lästige Symptome in den Griff bekommt.
1. Mundgeruch
Viele Menschen putzen regelmäßig und gründlich ihre Zähne – und leiden dennoch unter Mundgeruch. „Putzen allein reicht nicht aus“, sagt Zahnärztin Dr. Annette Jasper aus München. „Wer nicht zusätzlich die Zwischenräume mit Zahnseide und Zwischenraumbürstchen reinigt, der säubert nur 70 Prozent der Zahnflächen.“Genau dort sammeln sich aber Bakterien, die unangenehm riechen. Die Expertin rät zudem, die Zunge regelmäßig zu reinigen: „In der Nacht scheiden wir viele Giftstoffe über die Zunge aus. Dieser Belag sollte morgens entfernt werden.“Am besten geht dies mithilfe eines Zungengels (z.B. „Muskanadent“), das Bakterien bindet und das mit einem Zungenschaber abgetragen wird (z. B. von Meridol). Mit diesen Maßnahmen wird man Mundgeruch meist los, der in den allermeisten Fällen tatsächlich im Mund entsteht und nur selten in Hals oder Magen.
2. Verstärkter Harndrang
Wer häufig zur Toilette geht, muss irgendwann immer öfter: Wird die Blase stets entleert, bevor sie voll ist, verkleinert sie sich. Normalerweise fasst sie rund 400 Milliliter. Wer zwei Liter trinkt, sollte im Schnitt also fünfmal täglich auf die Toilette. Dahin kann man auch wieder kommen, die Blase lässt sich umtrainieren: „Versuchen Sie, den Toilettengang hinauszuzögern“, rät die Münchner Urologin
Prof. Ricarda Bauer. „Das gelingt, indem Sie sich ablenken: Zählen Sie von 100 in 7erSchritten nach unten und spannen Sie Ihren Beckenboden an. Das beruhigt die Blase.“Überhaupt ist Beckenbodentraining bei der Reizblase wichtig: Spannen Sie das Muskelgeflecht möglichst oft an und zählen bis fünf. Helfen diese Tipps nicht, sollten Sie sich einem Urologen anvertrauen (Experten unter kontinenz-gesellschaft. de). Er kann das Problem vielfältig behandeln – mit Medikamenten, Botox-Injektionen oder einem Blasenschrittmacher.
3. Rötungen im Gesicht
Es beginnt mit kleinen Rötungen im Gesicht, die sich verstärken: Vier Millionen Menschen bei uns leiden an Rosazea. Dr. Timm Golüke, niedergelassener Hautarzt
in München: „Wer eine solche Veranlagung hat, oft genetisch bedingt, kann eine Rosazea bekommen. Sie entwickelt sich durch die feinen Äderchen im Gesicht, die sich mit der Zeit ständig erweitern.“Die Rötungen bilden das erste Stadium der Krankheit. Im zweiten kommen oft kleinere Pusteln und entzündete Stellen hinzu. Dr. Golüke: „Auslöser sind oft lang anhaltende UVStrahlung, Hitze, heißes Baden und Duschen, auch Kaffee und Tee, Alkohol und Nikotin oder Stress.“Der Hautarzt arbeitet bei der Rosazea mit entzündungshemmenden, antibiotischen Cremes. „Auch Mittel gegen Milben, die die Intensivierung der Rötung praktisch eindämmen, setzen wir ein.“Zusätzlich kann man lasern. Der Experte: „In maximal drei Sitzungen werden hier die bereits erweiterten Gefäße des Gesichts mit kurzen, schnellen Lichtimpulsen behandelt, die sich in Wärme umwandeln. So werden die Gefäße lang anhaltend verschweißt. Ein paar Jahre später wird dies wiederholt.“
Der Laser empfiehlt sich in der kälteren Zeit, da man die Sonne danach für acht bis zwölf Wochen meiden muss. Tipp für den Sommer: ausgiebige Sonnenbäder und Hitze vermeiden, dazu eine Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 30
Manche BESCHWERDEN sind lästig, heilen aber von allein
6 auftragen. Golüke: „Hilfreich ist auch, mit dem Dermatologen die im Alltag verwendeten Kosmetika anzusehen. Fruchtsäure, Vitamin A und C etwa können die Rosazea verstärken.“Produkte mit einem pflanzlichen Fünffach-Wirkkomplex aus unter anderem Rosskastanie und Süßholzwurzel beruhigen und wirken entzündungshemmend (z.B. „RosaMin“).
4. Juckender Intimbereich
Unangenehm: wenn der Bereich im Po juckt. Vermutlich ist die Haut einfach gereizt: „Wir sehen solche perianalen Ekzeme derzeit oft“, sagt Gastroenterologe Dr. Tobias
Sokolowski. „Schuld daran ist meist zu viel Hygiene, besonders durch das Verwenden von feuchtem Toilettenpapier.“Es enthält viele Duftstoffe, die die Haut reizen. Lässt man es weg, bessert sich das Ekzem meist schnell. Heilsalbe (z. B. „Rosatum“) lindert die Beschwerden und beschleunigt die Heilung. Zum Poabwischen reicht normales Toilettenpapier, das man bei Bedarf mit Wasser anfeuchten kann. Treten mit dem Jucken Schmerzen auf und lässt sich ein hartes Knötchen am Darmausgang tasten, handelt es sich um eine Analthrombose. „Sie entsteht etwa durch starkes Pressen auf dem Klo. Viele erschrecken dann furchtbar, dabei ist sie völlig harmlos und heilt von allein ab.“
5. Herpes in Mund- und Intimregion
Kann Herpes im Mund auch auf den Genitalbereich überspringen? Ja, weiß Hautärztin Dr. Susanne von Schmiedeberg. Tatsächlich sehen Experten der Weltgesundheitsorganisation, dass Genitalherpes zunimmt. Der Grund: Mehr Paare als früher praktizieren Oralsex. Die Virentypen (HSV-1 und HSV-2) ähneln sich so stark, dass sich Lippenherpes auch in der Vulva ansiedeln kann. Falls es passiert ist: Die stark juckenden Bläschen klingen mit antiviralen Lippencremes mit dem Wirkstoff Aciclovir (z. B. in „Aciclovir-ratiopharm“) sowie Tabletten (bei schwereren Infektionen, z. B. „Zovirax“) ab. Leider kann Herpes immer wiederkommen, sobald das Immunsystem geschwächt ist. „Eine gesunde Lebensweise und eine gute Versorgung mit Vitamin D sind deshalb
wichtig“, sagt Dr. von Schmiedeberg. „Eine Kur mit hoch dosierten Lysin-Kapseln (Apotheke, 600 mg am Tag, drei Monate lang) kann außerdem verhindern, dass die Beschwerden wieder auftreten.“
6. Übermäßiges Schwitzen
Zu starker Schweißfluss – das kennen viele. In leichten Fällen können drei Tassen Salbeitee (z. B. von Bad Heilbrunner) helfen: Er reduziert laut Studien lästiges Schwitzen um 50 Prozent. Wenn nur der Geruch unangenehm ist, zerstören Chlorophyllkapseln (z. B. „Stozzon“) von innen die riechenden Eiweißverbindungen. „Sehr gut wirken auch lokal aufgetragene Lotionen mit Aluminiumsalzen oder Aldehyden“, sagt Hautärztin von Schmiedeberg. Die Produkte hemmen die Schweißproduktion an Händen, Füßen oder unter den Achseln. Mit der Zeit muss man die Lotionen immer seltener auftragen. Traditionell angewendet zur Linderung von Schweißabsonderung werden auch Salbeiblätter (z.B. als Tablette, in „Sweatosan“). Alles hilft nicht? „Dann kann der Arzt Anticholinergika verordnen, die das Nervensystem beruhigen“, sagt die Expertin. „Man kann sie vor wichtigen Terminen nehmen oder dauerhaft, allerdings haben sie viele Nebenwirkungen.“Aus diesem Grund ist die Behandlung mit Botulinumtoxin oft eine gute und unkomplizierte Alternative, besonders für die Regionen an Achseln oder Handflächen. Botox unterdrückt das Schwitzen sechs bis zwölf Monate lang. Eine relativ neue Möglichkeit, das Schwitzen unter den Achseln zu behandeln, ist die MiraDry-Methode: eine Art Thermotherapie, welche die Schweißdrüsen in nur einer Sitzung quasi „verkocht“, natürlich ohne Schmerzen.