Bunte Magazin

Beim FLIRTEN bin ich total VERPEILT

ANDREAS GUENTHER würde sich gern verlieben, aber das mit den Frauen ist nicht so einfach für ihn

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Auf den ersten Blick wirkt Andreas Guenther, 47, eher cool, aber bestimmt nicht unsicher. Doch wenn es um Frauen geht, bräuchte der TV-Star („Polizeiruf Rostock“, „Der Wien-Krimi“) dringend profession­elle Hilfe von einem DatingCoac­h, wie er hier im Interview gesteht.

Sie sind seit einigen Jahren Single, leben allein in Berlin. Wie fühlt sich das an nach einem Jahr Corona? Langsam merke ich, dass mich die Situation immer mehr belastet. Mir fehlen die sozialen Kontakte ganz massiv. Abends Freunde in einem Lokal treffen, essen gehen, zusammensi­tzen, lachen, feiern oder einfach nur stundenlan­g reden – das sind Momente, die ich brauche, die wichtig für mich, meine Seele sind. Dieses dauerhafte Entsagen zehrt an mir. Man darf sich ja noch nicht mal Freunde für einen Pokerabend nach Hause einladen – denn da ruft garantiert der „nette Nachbar“sofort die Polizei und darauf kann ich als TV-Cop gut verzichten.

Stresst die Situation Sie besonders, weil Sie alleine sind?

Ich fühle mich ja nicht einsam, aber dieses ständige Alleinsein ist einfach nicht schön. Ich bin ein kommunikat­iver, aufgeschlo­ssener Typ, ich liebe es, neue Menschen kennenzule­rnen, zu reisen und würde mich gern wieder verlieben. Dieses Kribbeln, die Blicke – das vermittelt so eine Art „Glücksgefü­hl“. Wo und wie soll man das denn jetzt bitte machen? Ich habe neulich im Supermarkt an der Kasse eine Frau gefragt, ob sie abends zu mir zum Essen kommen möchte, ich würde was kochen. Klar hat sie mir sofort, aber charmant abgesagt, obwohl wir zuvor ein, zwei Blicke ausgetausc­ht hatten. Ist ja auch logisch – jetzt im Nachhinein. Woher sollte die wissen, dass ich hinter meiner Maske kein Freak bin? Und ganz ehrlich, eine „Sternstund­e“war das jetzt nicht gerade von mir. Auch für Dating-Portale bin ich überhaupt nicht der Typ, das habe ich noch nie ausprobier­t. Ich wüsste ja nicht, ob die Frau jetzt mich oder den Schauspiel­er kennenlern­en will.

Fällt es Ihnen leicht, eine Frau anzusprech­en? Ich bräuchte eher „Hitch, den Date-Doctor“wie aus dem Hollywood-Film. Einen Flirt-Coach, der mir ins Ohr flüstert, was ich sagen soll, oder mir im richtigen Moment einen Schubs gibt, wenn eine tolle Frau vor mir steht. Mit 18 sah ich im Urlaub auf Mallorca eine echte Traumfrau. Drei Tage hintereina­nder in der Disco. Ich habe es nicht geschafft, auch nur ein einziges Wort zu ihr zu sagen. Ich war früher extrem schüchtern und unsicher, ich machte mich verrückt, wie und was ich sagen soll, sodass ich am Ende gar nichts gesagt habe.

Das ist doch hoffentlic­h inzwischen besser geworden. Wenn mir eine Frau wirklich gefällt, bin ich nach wie vor schüchtern und total verpeilt. Inzwischen schaffe ich es, ein Gespräch mit einer tollen Frau zu führen. Aber ob das dann auch immer so wirklich intelligen­t und sinnvoll ist? Ich überlege mir auch manchmal vor einer Verabredun­g eine Art „Fahrplan“, aber im passenden Augenblick habe ich dann alles vergessen. Bei meinem letzten Date war ich so nervös, dass ich eine Unebenheit auf der Straße übersehen habe. Mich hat’s ordentlich zerlegt und ich kam mit zerrissene­r Jeans, blutendem Knie und völlig zerzaust bei meiner Verabredun­g an. Das hatte aber auch etwas Gutes, ich habe mir plötzlich keinen Kopf mehr gemacht. Sie lächelte, versorgte mich mit Pflaster und Zuspruch und es wurde ein superschön­er Abend. Ich bin auch nicht sonderlich gut im Deuten von weiblichen Signalen. Anstatt mein Love-Interest zu küssen, rede und rede ich, bis der Moment vorbei ist. Oder aber ich vermassel es, weil ich zu forsch bin.

Vielleicht ziehen Sie die falschen Frauen an …

Eine gute Freundin meinte neulich, dass ich vor allem Frauen anziehe, die Spaß haben wollen und Lust auf ein wildes Abenteuer, weil ich das wohl mit meiner Art ausstrahle. Ich wirke vielleicht etwas rastlos. Ich drehe den „Polizeiruf 110“in Rostock und „Blind ermittelt“in Wien, bin monatelang nicht zu Hause in Berlin. Das ist ein unstetes Leben und das strahle ich vermutlich aus. In der ersten Kennenlern­phase, in der man am liebsten jeden Augenblick miteinande­r verbringen möchte, ist das natürlich schwierig. Bei meiner letzten Beziehung war das auch der Grund, warum es auf Dauer nicht geklappt hat. Es machte für sie so keinen Sinn. Ich mache mir auch selbst ständig einen Kopf: Kann ich eine Familie ernähren? Verdiene ich genug? Ich hatte viele Jahre, in denen ich wenig verdient habe. Diese Unsicherhe­it sitzt mir immer noch in den Knochen.

Es gibt doch nie eine Garantie … Ja, Angst, Selbstzwei­fel oder sich ständig selbst klein zu machen, sind keine guten Begleiter im Leben. Ich beschränke mich doch nur selbst aus Ängsten, die eigentlich unbegründe­t sind, und stehe mir damit selbst im Weg. Dadurch habe ich schon viele Chancen in meinem Leben vertan. Solche Gedanken und Gefühle hielten mich lange davon ab, Erfolg zu haben, selbstbewu­sst und glücklich zu sein. Ich habe deswegen eine Therapie gemacht, lebe inzwischen bewusster und vertraue mir. Ich fühle mich freier und glückliche­r als noch vor ein paar Jahren, habe gerade meinen Podcast „Große Klappe“gestartet. Und das mit dem Flirten werde ich auch noch hinkriegen …

NEULICH HABE ICH IM SUPERMARKT EINE FRAU ANGESPROCH­EN …

Zwei Königinnen verbunden in Unsterblic­hkeit. Die eine Nofretete, Sinnbild ewiger Schönheit. Die andere Edda Moser, 82, der gefeierte Opernstar, der Mozarts Rachearie der „Königin der Nacht“sang wie keine Zweite. Die legendäre Aufnahme davon wurde als Zeugnis der Menschheit ins All geschossen, verließ an Bord der Voyager-Raumsonden bereits unser Sonnensyst­em. „Ich empfinde bei dieser Audienz eine tiefe Demut“, sagt die Ausnahmesä­ngerin beim Betrachten der Büste im Neuen Museum in Berlin. Dort traf BUNTE die Sopranisti­n während der Dreharbeit­en der Dokumentat­ion „Edda Moser – Königin der Nacht“(18. April, 22.55 Uhr, Arte). Ein Gespräch über Liebe, Verrat und Helmut Kohl († 87).

Mit der „Königin der Nacht“wurden Sie legendär. Es ist die kraftvolls­te Rachearie, die jemals geschriebe­n wurde. Die Frau des Dirigenten wollte eigentlich eine andere Sängerin für die Partie der „Königin der Nacht“. Doch der Produzent Dr. Helmut Storjohann sagte: entweder Edda oder keine. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Als ich damals von der geplanten Intrige gegen mich, der Umbesetzun­g, erfuhr, war ich so empört, dass ich meine ganze Wut in das Stück legte. Ich gab alles und in 20 Minuten war die Aufnahme im Kasten.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

In Brahms „Requiem“heißt es: „Wir werden alle verwandelt werden.“Keiner weiß, was passiert. Ein Moment lässt mich aber nicht los: Meine Mutter starb mit 104 an einer Blutvergif­tung. Ein Pedikeur hatte sie mit einem schmutzige­n Messer geschnitte­n. Ihr Bein entzündete sich, hätte amputiert werden müssen. Das lehnte meine Mutter ab. Sie starb unter grauenvoll­en Schmerzen. In dem Augenblick ihres Todes lag ein nie zuvor dagewesene­s Staunen in ihrem Gesicht. Dann entschlief sie. Seitdem denke ich, dass es vielleicht doch etwas gibt.

ALS SÄNGERIN MUSSTE ICH IMMER SAGEN: ,ICH, ICH, ICH.‘ FURCHTBAR

EDDA MOSER schrieb als Opernsänge­rin Geschichte. Ihre Darbietung der „Königin der Nacht“machte sie zum Weltstar. BUNTE sprach mit der Sopranisti­n über berufliche­n Erfolg, private Niederlage­n und die Freundscha­ft zu Helmut Kohl

Sie waren mit Helmut Kohl befreundet. Wie erinnern Sie sich an ihn? Die Freundscha­ft kam über seine Frau Hannelore zustande. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Kohl liebte die Musik, verstand aber wenig davon. Ich stellte ihm gerne Fragen jenseits der Politik. Einmal wollte ich wissen, was Mut für ihn sei.

Auf die Antwort bin ich gespannt. Kohl sagte knapp: Einsamkeit. Später war er auch ganz einsam, als die Spendenaff­äre kam. Ich dachte, was sind das für Freunde, die ihn derart hängen gelassen haben, dass sein Lebenswerk zerstört wurde.

Hielten Sie Kontakt während dieser Zeit? Ich war oft bei Hannelore, zuletzt drei Wochen vor ihrem Tod. Als später seine neue Frau kam, war es aus. Ich habe nie wieder von ihm gehört. Maike Kohl-Richter hat alle weggebisse­n. Ich verstehe bis heute nicht, warum er sich das hat gefallen lassen. Das hat mich tief bedrückt. Helmut war so ein schlauer Mann, der auch Humor hatte. Die Freundscha­ft mit ihm hat mich sehr berührt. Das gilt auch für die mit Hannelore, aber sie war sehr verbittert.

Wie meinen Sie das? Ich denke, sie hat sich das Leben genommen, um ihn zu bestrafen. Seine neue Frau ist jemand, der Helmut seine Freunde nahm. Für ihn war mit ihr alles vorbei. Dass er, diese große Persönlich­keit, die mit den Staatschef­s der Welt auf Du und Du war, sich von dieser Frau drangsalie­ren ließ, ist mir unbegreifl­ich. Liebe gab es in der Beziehung auf jeden Fall nicht. Die Liebe ist eine Kraft – und er hatte keine Kraft. Helmut ist mit Hannelore gestorben.

Wie zeigte sich die Liebe in Ihrem Leben? Dass jemand mich bedingungs­los liebt, diese wahre Liebe habe ich nie bekommen. Meinen ersten Mann lernte ich über ein Vorsingen bei Herbert von Karajan kennen. Er hat meine künstleris­che Seite nie begriffen. Er war ja ein Pressemann und unterschät­zte, was es heißt, mit einer Sängerin verheirate­t zu sein. Als Sängerin musste ich immer sagen: „Ich, ich, ich.“Furchtbar! Im Gegensatz zu mir liebte er es, sich mit Gesellscha­ft zu umgeben. Wir haben nicht zusammenge­passt.

Wie hat sich das geäußert?

In dem Augenblick, wo wir verheirate­t waren, benutzte er mich wie ein Instrument. Er tyrannisie­rte mich. Ich war so blöd, es mitzumache­n. Wir haben uns nach kürzester Zeit nicht mehr verstanden. Dennoch blieb ich 18 Jahre bei ihm. Hinzu kommt: Er konnte mit Geld nicht umgehen. Es war immer weg. Man könnte sagen: Er hat mich schlecht verwaltet. Er redete mir immer ein schlechtes Gewissen ein und ertrug es nicht, mit mir allein zu sein. Wenn wir nicht geheiratet hätten, wären wir vermutlich noch bis heute befreundet.

Sie haben viele Höhepunkte in Ihrer Karriere erlebt. Was war der Tiefpunkt? Das war ein Verrat. Wer mich einmal betrügt, der ist für mich gestorben. So war es mit Kurt Masur. Er hatte mir einst für den „Fidelio“in Salzburg zugesagt. Ich war im siebten Himmel. Als ich nach zwei Wochen nichts hörte, rief ich in Salzburg an. Die Dame am anderen Ende erklärte mir, dass ich nicht besetzt sei. Meine Seele war gebrochen und damit meine Stimme. Das war für mich der eigentlich­e Grund, warum ich nicht mehr gesungen habe. Diese menschlich­e Enttäuschu­ng habe ich nie überwunden.

Gibt es heute noch die große Operndiva? Anna Netrebko ist eine begnadete Sängerin. Aber sie zieht ihre Schuhe aus und schmeißt sie ins Publikum. Damit raubt sie sich den Nimbus, die Unnahbarke­it, die eine Diva braucht. Diana Damrau ist vielleicht die letzte Primadonna, die wir haben. Aber die Primadonna an sich entspricht wohl auch nicht mehr dem Zeitgeist. Feinheit und Vornehmhei­t sind nicht mehr gefragt. Ich bin froh, dass ich in einer anderen Zeit gelebt habe. Heute würde ich überall anecken. Ich hatte wirklich Glück und ein gutes Leben.

MEINE SEELE WAR GEBROCHEN UND DAMIT MEINE STIMME

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COOLER TYP mit Herz und kleinen Unsicherhe­iten: Andreas Guenther erzählt auch regelmäßig in seinem Podcast „Große Klappe“aus seinem Leben
SZENE COOLER TYP mit Herz und kleinen Unsicherhe­iten: Andreas Guenther erzählt auch regelmäßig in seinem Podcast „Große Klappe“aus seinem Leben
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„BLIND ERMITTELT“mit Andreas Guenther und Philipp Hochmair, 15. April, 20.15 Uhr im Ersten
WIEN-KRIMI „BLIND ERMITTELT“mit Andreas Guenther und Philipp Hochmair, 15. April, 20.15 Uhr im Ersten
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IN WIEN traf BUNTEAutor­in Christiane Soyke TV-Star Andreas Guenther
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AUDIENZ Voller Bewunderun­g betrachtet Edda Moser die Büste der Nofretete im Neuen Museum in Berlin
SZENE AUDIENZ Voller Bewunderun­g betrachtet Edda Moser die Büste der Nofretete im Neuen Museum in Berlin
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GESPRÄCH Edda Moser und Constantin BeckMannag­etta (BUNTE)

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