Britta Seeger über Job & Familie
BRITTA SEEGER ist eine von zwei Frauen im Vorstand der Daimler AG und MercedesBenz AG und Mutter von Drillingen. Im BUNTE-Gespräch sagt sie: „Ich lebe meinen Traum“
Vereinbarkeit von Familie und Beruf lebt Britta Seeger, 51, jeden Tag. Seit 2017 ist die Mutter von Dril‑ lingen Mitglied des Vorstands der Daimler AG und der Mercedes‑Benz AG, verantwortlich für Vertrieb und Marketing. Ihre Devise: „Wo ein gemeinsamer Wille ist, ist auch ein Weg. Vor allem als Familienteam. Ich kann junge Frauen und Männer nur ermuntern: Wenn ihr Familie und Beruf wollt, traut es euch zu! Es lohnt sich!“Nur einmal, als sie erfuhr, dass sie schwanger ist, dachte sie, dass sei es jetzt wohl gewesen mit der Karriere. Doch es kam anders: „Als Team mit meinem Mann sowie der vollen Bereitschaft meines damaligen Chefs haben wir das zusammen gemeistert. War das immer leicht? Sicher nicht. Aber ich bin glücklich und dankbar, wie es gelaufen ist.“
Sie sind eine von zwei Frauen im Vorstand der Daimler AG. Was ist unter Ihrer Führung weiblicher geworden im Konzern?
Ich würde es nicht explizit als weiblicher bezeichnen. Aber mir ist besonders wichtig, wertschätzend, motivierend, authentisch und ehrlich zu sein. Das erwarte ich auch von meinen Mitarbei‑ tern. Ich bin eine große Verfechterin von Teamgeist und möch‑ te, dass wir gemeinsam Dinge voranbringen, schnell entschei‑ den und jeder die Hand heben darf, wenn es Schwierigkeiten gibt. Und als Drillingsmutter habe ich volles Verständnis, wenn Mitarbeiter ihre Zeit flexibel nutzen, um mit den Kindern ein Eis essen zu gehen, oder wenn wir eine Besprechung später be‑ ginnen, weil der Kindergarten noch nicht geöffnet ist.
Hatten Sie mit 20 Jahren einen Karriereplan im Kopf?
Einen dezidierten Karriereplan, wo ich in fünf, zehn oder 15 Jah‑ ren stehen will, hatte ich nicht. Was für mich von Anfang klar war: Ich wollte unbedingt international und mit Menschen arbeiten. Daher kann ich aus tiefstem Herzen sagen: Ich lebe meinen Traum.
Fördern Sie bewusst junge Frauen?
Bei Mercedes geht es nicht um Geschlecht oder Herkunft, son‑ dern um Talent und Kompetenz. Das ist mir wichtig. Um voran‑ zukommen, braucht es einen natürlichen Wettkampf. Jungen Frauen versuche ich daher zu vermitteln, authentisch zu sein und sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, den eigenen Weg zu gehen. Ich hatte zum Glück immer Chefs, die danach entschieden haben, wer am besten für den Job geeignet ist – und so handhabe ich es in meinem Team auch.
Was lernen Sie von der jungen Generation im Hinblick auf Kaufverhalten und Anspruchsdenken an ein neues Auto?
Durch meine Kinder erlebe ich den Mobilitätswandel auch zu Hause hautnah mit. Sie haben einen umfassenden Zugriff auf Nahverkehr, Carsharing und Mitfahrgelegenheiten – eine Infra‑ struktur, die meine Generation früher viel weniger hatte. Das können für junge Menschen heute Gründe sein, erst später ein Auto zu besitzen. Allerdings bleibt der Wunsch nach individu‑ eller Mobilität über Generationen hinweg fast gleich. Während der Corona‑Pandemie hat das Auto als geschützter Raum wie‑ der an Bedeutung zugelegt.
Welches Modell fahren Sie gerade?
Beruflich habe ich das Privileg, mit unserer neuen S‑Klasse fah‑ ren zu können. Ich freue mich aber auch schon riesig auf unse‑ re neue vollelektrische Limousine, den EQS, welche wir kürzlich vorgestellt haben. Privat fahre ich momentan eine A‑Klasse mit Plug‑in‑Hybrid‑Technologie. Das Fahrzeug erfüllt perfekt die Anforderungen an urbane Mobilität. Es ist nachhaltig, leise, vielseitig, voll digital – und das alles in einem modernen Look.
Wer fährt, wenn Sie mit Ihrem Mann unterwegs sind?
Da wechseln wir uns je nach Belieben ab. Ich fahre sehr gerne Auto, bin aber manchmal eine sehr schlechte Beifahrerin…
Mercedes setzt bei den neuen Modellen auf vollelektrisches Fahren und emotionale Intelligenz dank der künstlichen Intelligenz von MBUX. Wie oft sagen Sie beim Fahren „Hey Mercedes“und reden dann mit Ihrem Auto?
Sehr einfach oft. fantastisch Die künstliche und überaus Intelligenz komfortabel. und die Lernfähigkeit Bei unserer jüngs‑ sind ten MBUX‑Generation in der neuen S‑Klasse und C‑Klasse muss man bei bestimmten Aktionen gar nicht mehr „Hey Mercedes“sagen. Wenn zum Beispiel das Telefon klingelt, sage ich nur „Gespräch annehmen“und MBUX weiß, was zu tun ist. Das er‑ leichtert einem das Fahren enorm.
Welche Fragen stellen Sie Ihrem Auto?
Meist sage ich, wo ich hinfahren möchte, oder lasse mir passend zu meiner Stimmung ein ENERGIZING Komfortprogramm mit Massage und Musik auswählen. Oft bitte ich MBUX, meinen Mann oder eines meiner Kinder anzurufen. Wenn ich mit meiner Fa‑ milie außerhalb von Stuttgart unterwegs bin, dann fragen wir MBUX oft, welches Gebäude oder welcher Park das ist, an dem wir gerade vorbeifahren. Dann wird MBUX zum Reiseführer.
Ist mit dem neuen EQS ein Paradigmenwechsel eingeläutet?
Der EQS markiert den Beginn einer neuen Ära bei Mercedes‑ Benz. Er ist unsere erste vollelektrische Luxuslimousine. Mit einer beeindruckenden Reichweite von bis zu 770 Kilometern im WLTP. Das Beste: In nur 15 Minuten ist der EQS wieder für weitere 300 Kilometer aufgeladen. Da macht elektrisches Rei‑ sen so richtig Spaß, auch dank dem neuen Hyperscreen im In‑ nenraum. Speziell für den EQS haben wir einen neuen Duft kreiert. Durch einen besonderen Filter ist die Luft im Innen‑ raum nahezu frei von Feinstaub und unangenehmen Gerüchen.
Nehmen die Kunden inzwischen Elektromodelle an?
Definitiv, die Resonanz unserer Kunden auf unsere Plug‑in‑Hy‑ bride und vollelektrischen Fahrzeuge ist absolut positiv. 2020 haben wir den weltweiten Absatz dieser Modelle im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Wir sehen hier einen wirklich steilen Anstieg der Kundennachfrage und einen nachhaltigen Trend.
Glauben Sie, eines Tages wird die Mercedes-Benz AG von einer Frau als CEO geführt?
Warum nicht? Wir sind ein modernes Unternehmen mit einer zeitgemäßen Personalbesetzung. Hier gilt das Leistungsprin‑ zip und nicht das Geschlecht. Das alte tradierte Mann‑Frau‑ Muster hat keine Bedeutung mehr.