Filler: Trend Hyaluronsäure
IM TREND Minimalinvasive Behandlungen boomen. Dabei gelten gerade Unterspritzungen mit Hyaluronsäure als harmlos. Aber stimmt das?
Die Anzahl der minimalinvasiven Behandlungen ist im Corona-Jahr 2020 weiter gestiegen, laut Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen um 3,4 Prozent im Vergleich zu 2019. Dabei haben vor allem Filler-Behandlungen den Ruf, gefahrlos zu sein. Dieses Easy-Image rührt wohl auch daher, weil Hyaluron-Injektionen – anders als bei Botox – auch von Laien gespritzt werden dürfen. Im Netz kursieren sogar YouTube-Tutorials mit Anleitungen für Do-it-yourself-Lippen. Experten und Mediziner wie Dr. Sonja Sattler von der Rosenpark Klinik warnen, Unterspritzungen als Lappalie abzutun.
Bei Botox denkt man immer gleich an „Nervengift“, hat Bilder von hängenden Augenlidern im Kopf. Filler dagegen gelten als harmlos. Begegnet Ihnen diese Einstellung auch in Ihrer Praxis? Ja, täglich. Die Menschen haben viel mehr Angst vor Botulinumtoxin als vor Fillern. Was aus wissenschaftlicher Sicht paradox ist. Denn Botulinumtoxin ist seit über 30 Jahren ein zugelassenes Medikament und wird nicht nur in der Ästhetik, sondern vor allem auch in der Neurologie eingesetzt. Filler dagegen gelten als Medizinprodukt, haben deshalb nicht dieselben Zulassungshürden wie ein Medikament und können daher auch von Menschen ohne jegliche medizinische Fachkenntnis, wie Kosmetikerinnen, verabreicht werden.
Kann es denn zu Nebenwirkungen bei Unterspritzungen mit Hyaluronsäure kommen? Ja. Bei manchen Patienten und Patientinnen kann es zu direkten Unverträglichkeiten, also zu allergischen Reaktionen mit starken Schwellungen kommen. Allerdings tritt das extrem selten auf. Hier hilft meist ein Antihistaminikum. Wenn das nicht reicht, lässt sich der Filler mit dem Enzym Hyaluronidase wieder auflösen. Allerdings gehört auch das in fachkundige Hände, um die richtige Menge zu verabreichen. Schwerwiegendere Folgen hat es, wenn
Hyaluronsäure aus Versehen oder mangelnder Kenntnis in ein Blutgefäß oder in einen Nerv gespritzt wird. Das kann schlimmstenfalls zur Erblindung oder sogenannter Nekrose, also dem Absterben von Gewebe, führen.
Das klingt dramatisch. Sollte man auf Filler verzichten? Nein, natürlich nicht. Aber Filler gehören in die Hände von erfahrenen Ärzten mit anatomischen Kenntnissen. Und die Qualität des Fillers ist wichtig.
Heißt: Filler ist nicht gleich Filler? Richtig. In Deutschland gibt es rund 40 zugelassene Filler. In den USA dagegen lediglich zehn. Dazu muss man wissen, dass es relativ günstig und einfach ist, Hyaluronsäure herzustellen und eine Zulassung für Europa zu bekommen. Ich rate daher, bei Fillern immer auf seriöse Firmen zurückzugreifen, wie z.B. Merz, Galderma oder auch Croma. Ihre Produkte sind studienbasiert und werden auch nach der Zulassung immer wieder gecheckt.
Warum ist das wichtig? Etwa wegen möglicher Spätfolgen. So hat man jetzt beispielsweise entdeckt, dass es bei manchen Produkten auch Monate nach der Unterspritzung bei viralen Erkrankungen wie z.B. Grippe oder Herpes oder auch bei der Zahnreinigung, also immer dann, wenn das Immunsystem getriggert wird, zum Anschwellen der injizierten Filler kommen kann.
Bei der Corona-Schutz-Impfung wird das Immunsystem ja auch angeregt. Das stimmt. Und es gibt in der Tat Fälle, in denen die Unterspritzungen nach der Impfung mit einem mRNAImpfstoff angeschwollen sind. Die Reaktionen ließen sich aber mit ärztlicher Hilfe schnell beheben. Daher empfiehlt die International Society for Dermatologic Surgery denjenigen, die bisher noch keinen Filler hatten, nach der Impfung mindestens zwei Wochen mit einer Unterspritzung zu warten. Und auf keinen Fall auf die Corona-Impfung verzichten!