Sodbrennen ist eine Wohlstands-KRANKHEIT
6 einen hohen Druck, der den Magen zusätzlich nach oben drückt“, so Schäffer. Das gleiche Problem hätten Schwangere, bei denen das Hormon Gestagen den Magenschließmuskel zusätzlich schwächt. „60 Prozent der Schwangeren leiden im letzten Drittel der Schwangerschaft unter Sodbrennen“, erklärt der Arzt.
Dauern die Beschwerden an, ist ein Arztbesuch notwendig
Behandlungsbedürftig sei das Feuer in der Brust spätestens, wenn der Leidensdruck hoch ist, sagt Magenexperte Schäffer. „Meist kommen Patienten zu uns, die innerhalb von zwei Wochen öfter als ein Mal Sodbrennen haben.“Gelegentliches leichtes Sodbrennen müsse man dagegen nicht dauerhaft mit Medikamenten behandeln.
Schäffers Kollegin Prof. Andrea Dinah May, Chefärztin der Klinik für Gastroenterologie, Onkologie und Pneumologie an der Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden, sieht das genauso: „Sodbrennen ist überwiegend eine Wohlstandserkrankung. Tritt es nur mal auf, weil jemand mit Alkohol und viel Essen gefeiert hat, dann ist das kein Drama.“Komme es aber nach jedem größeren Essen zu Sodbrennen, sollte man einen Arzt nachschauen lassen: „Denn nicht immer sind die Ursachen harmlos und manche Patienten spüren vielleicht nur die Spitze des Eisbergs.“
Besteht Sodbrennen über Jahre hinweg, kann es sogar zu dauerhaften Schäden kommen – etwa Vernarbungen in der Speiseröhre, die zu Engstellen führen und Schluckbeschwerden verursachen können. Sogar das Risiko für Krebs in der Speiseröhre steigt, weil der ständige Kontakt mit Säure die Schleimhaut verändert.
Erster Ansprechpartner sollte der Hausarzt sein, der dann oft an einen Gastroenterologen überweist. Der Facharzt für Erkrankungen des Verdauungstrakts erkundigt sich zunächst nach Risikofaktoren und aktuellen Symptomen. Vermutet er die Refluxkrankheit, wird er zu einer Magenspiegelung raten (siehe Kasten l.). Für Ärzte wie May ist die Untersuchung Routine: „Die klassische Ösophago-GastroDuodenoskopie, wie wir sie nennen, ist kein großer Aufwand und für die Patienten heute aufgrund der dünnen Geräte und der Schlafmittel nicht mehr so unangenehm.“
Oft stellt der Arzt bei der Magenspiegelung einen Zwerchfellbruch und Entzündungen in der Speiseröhre fest – eine Reaktion des Gewebes auf den regelmäßigen Kontakt mit Magensäure. „Sieht man kei
ne, kann der Patient trotzdem Sodbrennen haben. Dann ergänzen wir die Diagnostik um eine pH-Metrie, mit der wir über eine Nasensonde für 24 Stunden den Säuregrad direkt in der Speiseröhre messen können“, erklärt Magenspezialistin May. Neuerdings gibt es auch eine Kapsel, die der Arzt bei einer Magenspiegelung in der Speiseröhre platzieren kann, damit sie dort für ein bis vier Tage die aufsteigende Säure misst. „Die Patienten tragen dann in einer kleinen Tasche einen Computer bei sich, der die Daten aufzeichnet.“
Das weiß schon der Volksmund: Stress kann auf den Magen schlagen.
Manchmal sehen Ärzte keinen Grund für die Beschwerden – und dennoch ist der Leidensdruck für die Betroffenen groß. „Bei unspezifischen Symptomen wie Sodbrennen, Magendrücken, Übelkeit oder Völlegefühl, für die sich keine medizinische Ursache findet, sprechen wir von einem Reizmagen“, sagt Chirurg Schäffer. 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland seien davon betroffen und die Psyche spiele eine Rolle dabei. „Es heißt ja nicht ohne Grund, dass einem Stress auf den Magen schlägt“, so Schäffer.
Um Magen und Speiseröhre bei Sodbrennen zu beruhigen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. „Hat man einmal über die Stränge geschlagen, kann man zur Ersten Hilfe rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke kaufen“, rät Fachärztin May. „Aber nicht direkt eine neue Packung anfangen, wenn die alte leer ist.“Die Arzneien sollten ohne Diagnostik und ärztliche Kontrolle keine dauerhafte Lösung sein.
Protonenpumpenhemmer heißen die Wirkstoffe, die der Arzt gegen Sodbrennen nicht selten empfiehlt, kurz „PPI“genannt. Die „Säureblocker“hemmen die Protonenpumpen in Zellen, welche die Magensäure bilden. Viele Patienten kommen mit einer niedrig dosierten Therapie gut zurecht. Zu lange sollte man die Mittel aber nicht einsetzen:
„Viele nehmen Säureblocker viel zu lange und aus Gewohnheit. Es lohnt sich aber, zusammen mit dem Arzt immer wieder einmal zu schauen, ob es