Schnitzel, Rollmops, Spiegelei! STERNEKÜCHE kann so einfach sein
TANJA GRANDITS FRÖHLICH KOCHEN
Als Kind wollte Tanja Grandits, 50, immer Pippi Langstrumpf sein, aber die Schwä bin hat sich dann doch gegen den Fisch pudding aus dem Astrid-Lindgren-Koch buch entschieden – und ist heute die Kücheninstitution der Schweiz. Zweimal Koch des Jahres im „Gault & Millau“(19 von 20 Punkten), zwei Michelin-Sterne, seit 2008 Chefin des berühmten Restau rants „Stucki“in Basel. Sie sieht das stets lächelnd – „fröhliche Weltküche“nennt sie ihre Kunst. Und ihre Kochbücher sind alle prämiert: aromatisch wertvoll.
META HILTEBRAND ORANGE, BITTE
„Ihr dürft nicht schreiben, dass ich rote Haare habe! Meine Haare sind orange, das steht für Lebensfreude und Appetit.“BUNTE stellt das hiermit klar. Meta Hilte brand, 38, gibt den Punk nicht als Attitüde, sie ist einfach so: bunt, offen, geradeheraus – der Farbtupfer in den großen TV-Kochshows. Und sie kocht aus dem Bracelet-geschmückten Handgelenk Buttersaucen zum Niederknien in ihrem Restaurant „Le Chef“in Zürich. Kompro missloses Lieblingsrezept: Rinderfilet auf getrüffeltem Kartoffelstampf an Port weinjus. Das Filet orange, Pardon, rosa.
MARIA GROSS GANZ ENTSPANNT
Vielleicht hat ihr (für das Kochen aufge gebene) Philosophiestudium zur Leich tigkeit des Seins beigetragen, die Maria Groß, 42, auf Schritt und Tritt ausstrahlt. Die Thüringerin war mit 34 Deutschlands jüngste Sterneköchin, gab den Stern aber lieber ab und erfand sich als „MARIA Ost zone“neu. Unter diesem Label übernahm sie das Traditionslokal „Bachstelze“(Er furt), wo sie jetzt ambitionierte Regional küche zaubert, wenn sie nicht gerade für das Fernsehen am Herd steht. Ganz ent spannt im Hier und Jetzt.
NELSON MÜLLER ROCK AND SOUL
Wäre Nelson Müller, 42, nicht Koch ge worden, hätte er Karriere als Soul-Sänger und TV-Entertainer gemacht, was dem Publikum spätestens klar wurde, als er in der Show „Masked Singer“auf Anhieb Dritter wurde. Er freilich findet, dass auch in die Küche „Punk und Rock ’n’ Roll“gehören – und rockt sie selbst noch in seinem Sterne-Restaurant „Schote“in Essen. Der Sohn ghanaischer Eltern wuchs in einer Pflegefamilie in Stuttgart auf – sein „Soulfood“: deutsche Klassiker wie Eintopf, Dampfnudeln, Schnitzel.
JOHANNES KING DAS BESTE AUS SYLT
Es gibt viele Gründe, auf Deutschlands berühmteste Insel Sylt zu reisen. Der bes te könnte der „Söl’ring Hof“auf der Ran tumer Düne sein, wo Johannes King, 57, lange Jahre als Küchenchef, heute als Patron wirkte und wirkt. King stammt aus dem Schwarzwald, hat aber am Meer seine Berufung gefunden – und vorge macht, wie man einen Rollmops oder eine Fischsuppe auf Zwei-Sterne-Niveau hebt. Der zweitbeste Grund für Sylt: Kings Sammlung von Portweinen, mit Sicherheit die allerbeste an der Nordsee.
TOHRU NAKAMURA GRUSS AUS TOKIO
Konnichi wa (Hallo)! Tohru Nakamura, 37, Sohn eines japanischen Vaters und einer deutschen Mutter, hat es in nur zehn Jah ren geschafft, die Küchen beider Länder zu einem Gesamtkunstwerk zu machen. Nachwuchspreis von Eckart Witzigmann, zwei Sterne, Koch des Jahres. Tokio machte ihn zum Ehrenbotschafter der ja panischen Küche, er aus dem „Werneck hof“in einer Münchner Nebenstraße ein Pilgerziel der internationalen Feinschme cker-Gemeinde. Drei Sterne? Eine Frage der Zeit. Sayonara (Auf Wiedersehen).
JOHANN LAFER WOHIN GEHT’S?
Der Helikopter-Mann der deutschen Kü che. Nicht, weil er früher seine Gäste im Heli flog, sondern weil der Österreicher Johann Lafer, 63, schon immer ein Über flieger war. Beliebtester Schnauzbart des deutschen Fernsehens, kann im eigenen TV-Studio kochen, als gelernter Patissier im süßen Metier genauso zu Hause wie an den Töpfen der Sterneküche. Und jetzt wahrscheinlich schon unterwegs zum nächsten Trend – kocht auffallend ein fach Tafelspitz und Rindsgulasch. Nennt sich schlicht „Johanns Küche“.
ALFONS SCHUHBECK MIA SAN MIA
Der „Mia san mia“-Koch des FC Bayern: Alfons Schuhbeck, 72, bleibt seinem Image als Parade-Bayer der Küche selten etwas schuldig. Obacht: Dahinter steckt einer, der die Gewürzkunde der antiken Welt herbeten kann wie kein Zweiter. Und der Ingwer und Kurkuma nicht deshalb eingeführt hat, weil es zum Schweinsbra ten passt. Gerade sieht er sich in der Ju gend des Alters und kreiert einen „Mix aus sonnigem Süden und herzhafter Hei mat“für den Sommer. Bald zu lesen in seinem 76. Kochbuch – und natürlich hier.
CLAUS-PETER LUMPP WENIGER IST MEHR
Der Drei-Sterne-Koch Claus-Peter Lumpp, 57, hat einmal den Jahrhundert koch Eckart Witzigmann verblüfft: Als der ihn um ein Rezept für Spiegelei bat, schrieb Lumpp: „Eier aufschlagen, in But ter braten, salzen, pfeffern.“Das OhneTrüffel-und-Kaviar-Understatement eines Hochbegabten: Im Hotel-Restaurant des „Bareiss“im badischen Baiersbronn into niert Lumpp die Große Gastro-Oper in acht Gängen, klassisch oder vegetarisch. Was man schon jetzt von ihm lernen kann: Weniger ist manchmal mehr.