Bunte Magazin

Der Zauber des Verzeihens

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Viele Konflikte im Alltag und im Leben überhaupt enden meistens gleich. Wir reagieren unversöhnl­ich und zutiefst verletzt. „Das vergesse ich dem nie!“„Mit der rede ich kein Wort mehr!“„Der kann mich mal!“Dieses Gefühl ist eine Art Reflex. Bar jeder Vernunft. Und irgendwie auch ein Schutzmech­anismus. Bloß nicht zu viel Stress zulassen! Nicht noch mehr seelischen Ballast mit sich rumschlepp­en! Keine mühsamen Auseinande­rsetzungen führen! Das kostet doch nur Kraft und führt zu nichts. Lieber einen harten Schnitt machen. Das verleiht uns das trügerisch­e Gefühl von Stärke.

Auch TV-Star Michel Guillaume („SOKO München“) hätte Gründe gehabt, zu seiner Mutter auf Distanz zu gehen. „Als kleinen Buben gab sie mich zu Pflegeelte­rn, das war schlimm“, erinnert sich der Schauspiel­er. „Ich war nur am Jammern und Weinen, weil ich meine Mama so sehr vermisste.“Später heiratete seine Mutter einen alkoholkra­nken gewalttäti­gen Mann und holte Michel wieder zu sich. „Meine Kindheit war ein Albtraum. Ich bin zwischen Frauenhaus und Polizeista­tion aufgewachs­en. Mein ständiger Gedanke war, ob ich diese Nacht vor Angst kein Auge zumachen kann, ob die Nachbarn wieder die Polizei rufen müssen.“

Doch Michel Guillaume trägt seiner Mutter nichts nach. Im Gegenteil. Er kümmert sich rührend um die heute 85-jährige, die mittlerwei­le unter Demenz leidet. „Mamas Gondel fährt talwärts, es gibt keine Umkehr. Ich bemühe mich, ihr ihre letzten Jahre würdevoll zu gestalten. Sie hat in ihrem Leben genug gelitten.“

Wer viel Wut und Zorn in sich aufnimmt, packt Gewichte in sein Leben und auf seine Seele, die er irgendwann nicht mehr tragen kann. Negative Gedanken breiten sich aus wie ein schleichen­des Gift und dominieren früher oder später unser Handeln. Wir kapseln uns ab und wir verlieren den Blick für das Schöne. Das Traurigste: Wir verlieren die Fähigkeit zu lieben. Deshalb ist es so wichtig, zu verzeihen. Einen dummen Fehler, ein unbedachte­s Wort, einen leichtsinn­igen Betrug. Wenn man dieses verzeiht, geht man erleichter­t und wahrhaft gestärkt in den nächsten Tag – und durchs Leben. Über den Wolken scheint immer die Sonne.

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SCHWERE KINDHEIT TV-Kommissar Michel Guillaume mit Ehefrau Georgia
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ROBERT PÖLZER Chefredakt­eur

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