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ISABELL WERTH holte olympisches Gold und Silber in Tokio. Mit dem neuen Magazin „BUNTE quarterly“sprach die Dressurreiterin über die Liebe zu den Pferden – und zu ihrem Mann WOLFGANG URBAN. Hier lesen Sie Auszüge des Gesprächs
Deutschlands erfolgreichste Dressurreiterin gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio Gold und Silber – und spricht im BUNTEInterview sehr offen über ihr Privatleben
Grenzenloser Jubel in Tokio! Mit Gold und Silber im Gepäck reist Dressurreiterin Isabell Werth, 52, von den Olympischen Spielen zurück nach Deutschland. Zwölf olympische Medaillen hat sie in ihrer beispiellosen Karriere bislang gewonnen. Ihr Lebensgefährte, der frühere KarstadtQuelleCEO Wolfgang Urban, 75, verfolgte gemeinsam mit ihrem Sohn Frederik, 11, ihre Ritte zu Hause auf dem familieneigenen Hof in Rheinberg nördlich von Düsseldorf. Er ist unglaublich stolz auf seine „Frau“: „Isabell liebt das, was sie macht. Aber sie hat Managerqualitäten, könnte gut im Vorstand eines Unternehmens sitzen. Helmut Kohl wollte sie mal in den Bundestag holen. Sie ist eine Macherin, diskutierfreudig, meinungsstark. Mit dem, was sie sagt, macht sie nicht immer jedermann glücklich. Aber das ist nun mal ihre Art. Wir sind uns da sehr ähnlich“, sagt Wolfgang Urban.
Das neue Interview-Magazin „BUNTE quarterly“traf Isabell Werth zum großen Interview und Fotoshooting vor ihrer Reise nach Tokio. Offen wie nie redet die Profireiterin über ihr Leben mit den Pferden, ihren Sohn und ihren Lebensgefährten. BUNTE druckt hier Auszüge des Gesprächs.
Ihr „Mann“war ein Topmanager, dessen Lebenstempo min‑ destens so hoch war wie Ihres. Nun ist er 75 und zu Hause, wäh‑ rend Sie nach wie vor beruflich Vollgas geben. Sorgt das für Span‑ nungen in Ihrer Beziehung? Wolfgang ist der Rückzug aus seiner Managerkarriere schon schwergefallen, er vermisst das, in dem ein oder anderen Gremium ist er noch beratend tätig. Aber er ist hier total eingebunden – bei den Pferden, mit meiner Reitsportartikel-Kollektion, der strategischen Ausrichtung des Betriebs. Er ist mein Ratgeber, wichtigster Kritiker und Austauschpartner. Wir diskutieren heiß miteinander.
Sind Sie sich sehr ähnlich? Wir ergänzen uns sehr gut. Ich nehme vieles mit Humor. Er ist der Ernstere von uns beiden. Ich bin eher extrover
tiert, Wolfgang oftmals eher in sich gekehrt. Aber er fühlt sich hier richtig wohl auf dem Hof. Vor fünf Jahren noch lebten wir hier mit vier Generationen zusammen: Meine Großmutter ist 102 geworden, mein Vater fährt noch immer mit dem Trecker über die Felder und ist für Heu und Stroh verantwortlich. Meine Schwester wohnt nebenan. Wir leben hier wie auf einer Eisscholle zusammen. Dass das gut geht, hätte ich auch niemals für möglich gehalten! Wolfgang hatte nicht mal Haustiere, als wir uns kennenlernten, und konnte schon mit einem Hund wenig anfangen. Nun ist er derjenige, zu dem die Hunde morgens als Erstes laufen.
Haben Sie mal mit dem Gedanken gespielt, alles an den Na‑ gel zu hängen? Nicht wirklich. Aber ich habe schon grob im Kopf, wann ich mit dem Turniersport aufhören möchte. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris will ich noch mal dabei sein. Das ist ein Ziel. Dann bin ich 54. Ich habe nie vorgehabt, die Reiterei zu meinem Beruf zu machen. Ich hatte Wunsch und Ziel, als Anwältin oder in der Wirtschaft zu arbeiten. Das hat mir auch viel Spaß gemacht. Doch dann ging es darum, wer übernimmt den Bauernhof meiner Eltern? Für meine Schwester kam das nicht infrage. Und ich hätte es nie übers Herz gebracht, dass meine Eltern wegziehen und den Hof verkaufen müssen. Ich war damals bei Karstadt angestellt, als ich die Entscheidung traf, den Hof zu übernehmen. Ich habe es nie bereut, dass ich diesen Weg gegangen bin. Ich sehe es als Privileg, das zu machen, was ich liebe – und das habe ich mit dem Älterwerden mehr und mehr zu schätzen gelernt. Ich lebe meinen Traum, meine Passion. Bin vollkommen angekommen.
Warum haben Sie nie geheiratet? Für mich war das nicht wichtig und Wolfgangs familiäre Situation ist so, dass er noch verheiratet ist. Wir waren beide immer auf unsere Weise unabhängig – beruflich, finanziell. Immer auf Augenhöhe. Und da ist es nicht so, dass wir zwingend ein Papier brauchen, das uns Zusammengehörigkeit oder Sicherheit attestiert. Außerdem haben wir ein Kind zusammen. Wobei Frederik es schön fände, wenn wir verheiratet wären. Aber mir fehlt das nicht zum Glück.
BEI DEN OLYMPISCHEN
SPIELEN 2024 WILL ICH NOCH MAL DABEI SEIN