MICHAEL FITZ
Der Kommissar aus der ZDF-Krimi-Reihe „Die Toten von Salzburg“ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere – ein Unfall mit dem Auto hat ihm die Augen geöffnet
S. 44
DER MANN MUSS SICH EMANZIPIEREN, WIR SIND ALLE VERUNSICHERT 33 JAHRE LIEBE ZU MEINER FRAU KARIN HABEN MICH GERETTET
Sein Zehntagebart schimmert von Natur aus in mehreren Farben. Er ist ein Urbayer mit Grantelgarantie – und ein Kommissar, der gern Österreicher ärgert: Der wunderbar wandelbare Charakterkopf Michael Fitz, 62, spielt in der ZDF-Krimi-Reihe „Die Toten von Salzburg“einen wilden Polizisten aus dem Freistaat. „Meine Figur ist cholerisch, laut und rücksichtslos. Wie die Axt im Walde. Manchmal wäre ich gern ein Stück weit so, aber das ist nicht mein Naturell“, sagt Fitz im BUNTE-Interview. u
Haben Sie jemals einen Toten gesehen und berührt? Ja, meine Mutter. Ich habe sie die letzten 14 Tage vor ihrem Tod gepflegt und begleitet. In meinem Alter ist man auch nicht mehr so weit vom Tod entfernt. Aber er ist eigentlich nie weit weg.
Hatten Sie schon lebensgefährliche Situationen, bei denen Sie Ihren Schutzengel brauchten? Ja, ich hatte 1996 ein brutales Erweckungserlebnis.
Während der Drehzeit von „Aus heiterem Himmel“waren wir nach Drehschluss auf die Wiesn eingeladen, wo ich in kurzer Zeit zu viel trank. Ich fuhr dann dummerweise mit dem Auto nach Hause. Auf der Autobahn fühlte ich mich noch sicher, nach der Ausfahrt geriet ich in einen Sekundenschlaf, mein Wagen schlitterte in einen Graben. Ich hätte tot sein können. Mit dem Gesicht im Dreck wachte ich auf, ich hatte Schnittwunden, aber riesiges Glück im Unglück. Und keinen Führerschein mehr mit 1,89 Promille.
Hatten Sie ein ernsthaftes Problem mit Alkohol?
Das kann man so nennen. Ich hatte in dieser Zeit nur mit „Aus heiterem Himmel“120 Drehtage im Jahr zu absolvieren und war entsprechend überarbeitet. Am Abend habe ich das dann oft mit Alkohol kompensiert. Und dann schickt dir das Leben ein Stoppschild, zum Beispiel so einen Crash, um wieder klar zu werden. Ohne einen solchen Weckruf geht es nicht. Wir brauchen das Aua-Erlebnis, um
zu lernen, ansonsten machen wir uns nur weiter etwas vor.
Woher kommt dieses Bedürfnis nach Rausch und Betäubung? Ich wollte wohl eine Leere in mir füllen, da kommen Sex, Alkohol und Drogen gerade recht. Aber die Liebe zu meiner Frau, mit der ich seit 33 Jahren zusammen bin, abgesehen von einer kurzen Trennung, hat mich gerettet.
Wann wurden Sie in der Liebe erwachsen und wollten Verbindlichkeit statt Eroberung? Ich habe mich früh ausgelebt und war kein Kind von Traurigkeit. Dann habe ich früh erkannt, dass meine Frau Karin meine Lebenspartnerin ist. Meine Frau hat Charisma, sie steht auch gern im Mittelpunkt, da bin ich eher zurückhaltend, weil ich kein Partylöwe bin. Wir bewohnen jetzt einen Bauernhof auf dem Land. Nachbarn haben wir keine direkten, und genau das gefällt uns. Dafür wohnt meine Cousine Lisa Fitz nur 25 Kilometer entfernt. Zur Familie gehören auch zwei Pferde, Eddi und Pepe. Das ist Luxus, den ich mir gönne. Von ihnen kann man lernen, völlig präsent zu sein.
In Salzburg gibt es Brücken, an die Liebespaare Schlösser hängen. Ja, die Menschen wollen die Illusion von Sicherheit. Ein Schloss hinzuhängen, das ist natürlich Wunschdenken. Für mich ist es nicht das passende Symbol für Liebe. Ich halte nichts vom Zusammenketten aus Angst vor der Freiheit, man kann einen Menschen so ganz sicher nicht auf die Dauer festhalten.
Können Sie gut mit Freiheit umgehen? Ich habe es lernen müssen. Die meisten Menschen wollen ihr Leben aufgeräumt und betoniert. Aber was macht das mit einem? Viele trennen sich, weil ein kleiner Stein ins Getriebe kommt. Ich finde, man sollte sich fragen: „Was kann ich ändern, damit ich dich nicht verliere? Und zwar, ohne mich zu verbiegen?“Eine echte Liebe ist es wert, dass man um sie kämpft.
In Ihrem Liederprogramm fordern Sie unter anderem, dass der Mann sich emanzipieren muss. Was meinen Sie damit? Er muss seine Rolle finden in einer Welt, die sich komplett verändert hat und das permanent tut. Und der Mann ist noch entwicklungsfähig. Es geht nicht mehr um Kampf, Konkurrenz, Sich-gegenseitig-Ausstechen, eben Krieg. Sondern um Hingabe, Liebe, Zusammenhalt. Wir sind alle verunsichert und haben Angst, etwas falsch zu machen. Wenn ich zum Beispiel in einer Tiefgarage zehn Meter hinter einer Frau gehe, weiß ich, dass sie wahrscheinlich Angst hat. Man würde am liebsten sagen: „Ich bin zufällig hier, Sie haben nichts zu befürchten von mir!“Sag ich natürlich nicht, nein! Männer haben Angst, das Falsche zu sagen, Frauen haben Angst, benutzt zu werden. Ich fände es schade, wenn wir uns deswegen das Flirten verbieten.